
Detmold/Lemgo. Das lippische Klinikum schreibt nach acht Jahren erstmals wieder rote Zahlen. Mit einem Konsolidierungsprogramm will die Geschäftsführung zurück in die Gewinnzone.
Das Finanzproblem ist Geschäftsführer Peter Schwarze sehr nah, seine Ursache sieht er aber 374 Kilometer entfernt in Berlin. Es heißt Unterfinanzierung des Gesundheitswesens. Einfach gesagt: Die Erlöse, die das Klinikum erwirtschaftet, halten mit den Tarifsteigerungen für das Personal nicht mit. Den vier Prozent Mehrausgaben stünden nur 1,8 Prozent Mehrerlös gegenüber, erklärt Schwarze. Seit 2007/2008 öffne sich die Schere immer weiter. "Bis 2011 konnten wir das auffangen, jetzt geht das nicht mehr."

Nunmehr hat die Geschäftsführung einen 6,5 Millionen Euro schweren Konsolidierungsplan erarbeitet, der bis 2015 das Defizit beseitigen soll. Dabei habe man versucht, den Pflegebereich weitgehend außen vor zu lassen, erklärt der Klinik-Chef. Allerdings sollen einige Stationen so neu strukturiert und zusammengefasst werden, dass über beide Standorte des Klinikums drei Stationen geschlossen werden können. Kündigungen seien dadurch nicht zu erwarten, im Rahmen der natürlichen Fluktuation bei dem Großunternehmen Klinikum mit rund 2.900 Beschäftigten sei das aufzufangen.
Ferner werden ärztlicher Bereich, Verwaltung, Beschaffung von medizinischem Bedarf und Arzneimitteln sowie der technische Bereich auf Einsparmöglichkeiten durchleuchtet. Ein großer Brocken sind die Kosten für freiberufliche Mediziner, die auf Honorarbasis Engpässe auffangen. Ihr Einsatz soll deutlich zurückgefahren werden, im vergangenen Jahr hat das Klinikum laut Schwarze dafür rund 1,7 Millionen Euro ausgegeben. Außerdem sind alle Bauvorhaben gestoppt worden, soweit sie nicht unbedingt notwendig waren.
Qualitätseinbußen sollen die Patienten dadurch nicht spüren, Komforteinschränkungen seien aber vorgekommen, räumt Schwarze ein. Denn die Zusammenlegung von Stationen hat bereits begonnen und kollidierte mit einem großen Patientenanfall. Das habe dazu geführt, dass nicht jeder schnell Bett und Zimmer bekommen habe. "Aber wir haben uns auch nie abgemeldet und waren immer da für die Patienten", sagt Peter Schwarze und weist damit darauf hin, dass andere Kliniken in der Hoch-Zeit der winterlichen Erkältungs- und Grippewelle nicht mehr aufgenommen haben.
Gerade Kliniken wie die lippische, die auch die volle Flächenversorgung mit Notaufnahmen sicherstellten, seien finanziell im Hintertreffen, sagt der Geschäftsführer. Sie müssten Personal und Einrichtungen vorhalten, die durch die von den Versicherungen gezahlten Vergütungen für die dort behandelten Patienten nicht ausgeglichen würden.
"Wir hatten im ersten Quartal 2013 mehr Patienten aber die gleichen Erlöse wie 2012", verdeutlicht Schwarze. Nunmehr werde in Berlin ein "Versorgungszuschlag" für solche Krankenhäuser diskutiert. Das sei eine richtige Idee, denn: "Wenn in Berlin nichts passiert, müssen wir sehen, was wir noch vorhalten können. So ein Konsolidierungsprogramm ist in den nächsten Jahren nicht einfach zu wiederholen."
Der Kreis wolle die Kliniken in der kommunalen Hand behalten, verlange aber eine Rückkehr zu ausgeglichenen Finanzen.