Gutachten: So könnte es mit Einzelhandel und Innenstadt in Lemgo weitergehen

Lemgo. 225 Betriebe aus Einzelhandel und Handwerk gab es im Dezember 2024 im Lemgoer Stadtgebiet. Damit 30 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Im Einzelhandelskonzept listet das beauftragte Büro &bdquo;Stadt- und Regionalplanung Dr. Janzen“ aus Köln die nackten Zahlen auf - und erklärt, wie es bestmöglich weitergehen kann.

Denn Lemgo hat einiges zu bieten, wie die Gutachter schreiben: historische Architektur, lebendige Gastronomie - und doch bricht der Handel weg. In der Lemgoer Innenstadt hat das Büro dabei vor allem das Ost-West-Gefälle an der Mittelstraße ausgemacht. Während der Einzelhandel im Bereich Ostertor und östliche Mittelstraße noch funktioniere, offenbare der Westen mit dem Leerstand den Handlungsbedarf.

Dabei empfehlen die Gutachter hier weniger Einzelhandel, vielmehr sollte die gastronomische Entwicklung und auch die Dienstleistung mit Publikumsverkehr vorangetrieben werden, um die Aufenthaltsqualität im östlichen Bereich der Fußgängerzone zu erhöhen. Wohnraum ist hier nur unbedingt erwünscht. Vor allem das Wohnen im Erdgeschoss sei nicht zu empfehlen, da das publikumswirksamen Maßnahmen entgegenwirke.

Freizeit im Fokus Ähnliches schlagen die Kölner auch für die Breite Straße vor. Dort sehen sie aufgrund der Nähe zum Abteigarten vor allem auch den Freizeitbereich befragt. Dienstleister rund um Sport, Kunst oder auch Kultur sowie Gastronomie seien eine sinnvolle Ergänzung. Auch Veranstaltungen und Events könnten das Viertel zusätzlich beleben.

Für die Mittelstraße insgesamt seien große sogenannte Magnetbetriebe sinnvoll, Anbieter von Bekleidung, Drogeriemärkte oder auch Läden wie Woolworth, damit könne man weitere Kunden in die Innenstadt ziehen. Um diese Anbieter aber für Lemgo zu gewinnen, müssten auch entsprechend große Verkaufsflächen zur Verfügung stehen. Da diese aber nur bedingt vorhanden seien, sei die Stadt gefordert, mit Eigentümern zu sprechen, um gegebenenfalls auch Verkaufsflächen zusammenlegen zu können.

Auch sei zu prüfen, ob durch Umnutzungen zusätzliche Flächen in der Innenstadt erschlossen werden könnten. Dabei haben die Gutachter konkret den Parkplatz Neue Torstraße im Blick. Ihm komme aufgrund seiner Lage am Innenstadt-Eingang eine besondere Bedeutung zu, er könne gar eine Schlüsselrolle bei der weiteren Entwicklung spielen.

Auch ein Lebensmittel-Nahversorger fehle für die direkte Innenstadt. Er diene der wohnortnahen Versorgung der Bewohner und bringe zudem zusätzliche Frequenz in die City. Generell gelte, dass auch Dienstleister wie medizinische Dienste, Versicherungen oder andere ihre Schaufenster ansprechend präsentieren und Einzelhändler ihre Öffnungszeiten aufeinander abstimmen sollten. Ausdrückliches Lob gibt es für die Gestaltungssatzung der Stadt, die das Bild der Stadt positiv präge.

Die Innenstadt vor Konkurrenz schützen Auch der Bereich rund um die Leopoldstraße ist im Einzelhandelskonzept Thema. Nach Ansicht der Gutachter müsste der südliche Bereich als Entree zum Hauptzentrum deutlich aufgewertet werden. Welches Nutzungsprofil hier vorangetrieben werden könne, sollte im Zusammenspiel mit der Entwicklung des angrenzenden Schützenquartiers ausgearbeitet werden.

Das Nahversorgungszentrum an der Lemgoer Straße in Brake wird zwar als Frequenzbringer positiv hervorgehoben, eine Erweiterung über den DM und den Lidl hinaus aber kritisch gesehen. An Detmolder Weg/Liebigstraße hingegen sehen die Gutachter noch die Möglichkeit, kleinteilige Angebote in Einzelhandel oder auch Dienstleistung zu ergänzen. Zudem sei hier eine gestalterische Aufwertung des Areals wünschenswert.

Schließlich noch der Blick auf den Sonderstandort Lagesche Straße/Steinweg: Hier sei es wichtig, den Einzelhandel nicht weiter voranzutreiben, um den Handel im Hauptzentrum zu schützen. Eine Ausweitung von nah- und zentrumsrelevanten Sortimenten sei daher konsequent auszuschließen.

Die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes wird jetzt noch öffentlich beraten. Die Endfassung soll dann als eine Grundlage für die weitere Entwicklung der Innenstadt dienen.

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