BUND: Falken nisten auch an Windrädern

Dörentrup-Wendlinghausen/Lemgo . Immer wieder stehen Windkraftanlagen in der Kritik, unter anderem bei Naturschützern, weil gerade der Rotmilan gefährdet ist, in den Rotorblättern zu landen. Doch für andere Raubvögel bieten die hohen Windräder neue Nistmöglichkeiten.

Kaum zu glauben ist, was die Lemgoer Ortsgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) berichtet: Wander- und Turmfalken brüten erfolgreich an Windkraftanlagen. Das haben Naturschützer aus Bielefeld und Gütersloh berichtet und die Beweisfotos gleich mitgeliefert. Hoch oben an der Stele des Windrades, aber ein gutes Stück unterhalb der Rotorblätter, sitzen mehrere Falken in einem offenen Nistkasten. Laut BUND wurden diese Falkennistkästen gleich beim Bau der Anlagen angebracht und werden nun seit Jahren erfolgreich von Turm- und Wanderfalken genutzt. Sie hätten offenbar gelernt, mit den Risiken der Anlage umzugehen. Jahr für Jahr würden drei bis vier Jungvögel erfolgreich großgezogen.

Nisten in Höhlen und an Felsen &bdquo;Falken und insbesondere Wanderfalken lieben möglichst hohe Nistmöglichkeiten", weiß Willi Hennebrüder vom Lemgoer BUND. &bdquo;Von daher sind Windkraftanlagen im Prinzip ideal, zumal die Jagdgebiete direkt im nahen Umfeld liegen." Falken suchten sich natürlicherweise Nistmöglichkeiten in kleinen Höhlen oder Absätzen im Fels, ergänzt Kathrin Jacob-Puchalski, Pressereferentin der VSB Holding, für die Bürgerenergiegenossenschaft Dörentrup-Wendlinghausen. Diese betreibt in Wendlinghausen die Bürgerwindkraftanlage. &bdquo;Dies betrifft den sehr häufigen Turmfalken, aber auch den selteneren Wanderfalken. Seit vielen Jahren werden auch künstliche Strukturen genutzt."

Vor allem Kirchtürme oder Industriegebäude bieten solch exponierte Nistplätze, die zudem keiner direkten menschlichen Störung ausgesetzt seien. &bdquo;Diese Voraussetzungen sind prinzipiell auch an Windenergieanlagen gegeben", so Jacob-Puchalski.

An den Anlagen in Gütersloh und Bielefeld hat Naturfotograf Heinz Mertineit nicht nur die Entwicklung der Falken beobachtet, sondern auch noch eine weitere Besonderheit festgestellt: Als sich ein Rotmilan der Windkraftanlage und damit dem Brutplatz näherte, sei dieser vom Wanderfalken in die Flucht geschlagen worden. Gleiches geschah laut BUND bei einem Mäusebussard. Ein doppelter Nutzen, den die Nistkästen damit bieten: Einerseits sicherer Brutplatz für Falken, andererseits Schutz vor Rotmilan und Mäusebussard.

Ob das wohl auch an der Bürgerwindkraftanlage in Wendlinghausen möglich sei, fragten sich die Lemgoer Naturschützer und nahmen Kontakt mit den Planern auf. &bdquo;Wir beraten da aktiv und dort sind schon mehrere Maßnahmen geplant, unter anderem Ablenkungsflächen, Unterpflanzung der Windkraftanlage mit heimischen Heckenpflanzen, also keine sichtbaren beziehungsweise jagdbaren Mäuse", erklärt Hennebrüder weiter.

Doch laut Kathrin Jacob-Puchalski werde der Wanderfalke &bdquo;als windenergieempfindliche Art geführt". Es sei noch nicht klar, in welchem Maße er kollisionsgefährdet ist. Deshalb sei in Dörentrup keine Installation von Nistkästen geplant, um erst gar keinen Konflikt mit dem Wanderfalken hervorzurufen.

Mehr Informationen habe man zum Rotmilan. &bdquo;Hier gab es speziell am Standort Dörentrup auch umfangreiche Erfassungen im Vorfeld. Zum Beispiel wurde eine sogenannte Raumnutzungsanalyse durchgeführt, bei der die Flugbewegungen des Rotmilans erfasst wurden", erklärt Jacob-Puchalski. Auf dieser Grundlage seien Flächen ausgewählt worden, die so bewirtschaftet werden, dass sie speziell für den Rotmilan attraktive Nahrungshabitate bieten. Dadurch sollen die Tiere von der Windkraftanlage weggelockt werden.

Da aber zur Erntezeit auch die Flächen unterhalb des Windrads attraktiv seien, werde die Anlage dann an drei Tagen abgeschaltet, um Kollisionen bei der Nahrungssuche zu vermeiden.

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