
Horn-Bad Meinberg. In Horn sind kleine Mietwohnungen schwer zu finden. Die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Horn-Bad Meinberg will deshalb ein Gebäude umbauen, andere werden saniert.
Die Ansprüche an Wohnungen sind heute anders als in den 50er- bis 70er Jahren, als viele Gebäude auf der Moorlage gebaut wurden. Die LZ sprach über den Zeitgeist und Projekte mit der Vorstandsvorsitzenden Birgit Lange-Möllmann (51).
Stehen bei Ihnen gerade Sanierungen auf der Agenda?
Birgit Lange-Möllmann: Aktuell sind wir dabei, ein Objekt in der Kolberger Straße zu sanieren. Das Gebäude erhält unter anderem ein Wärmeverbundsystem und neue, größere Balkone. Für nächstes Jahr planen wir eine Komplettsanierung von drei Häusern mit jeweils sechs Wohnungen.
Was passiert dann mit den Mietern?

Lange-Möllmann: Die Objekte an der Tilsiter Straße sind schon fast leer. Die Mieter sind schon seit Jahren sukzessive ausgezogen, weil das Umfeld oder der Zuschnitt nicht passten. Den wenigen Mietparteien, die noch in den Häusern wohnen, versuchen wir alternativen Wohnraum aus dem eigenen Bestand anzubieten oder sie bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Eine Sanierung in dem geplanten Umfang ist für die WBG erstmalig.
Warum eine Komplettsanierung?
Lange-Möllmann: Die Gebäude werden besonders gedämmt, wie es die neue Energiesparverordnung vorsieht, aber auch die Grundrisse werden neu zugeschnitten. Alle Wohnungen werden nach der Sanierung barrierefrei sein. Der Bereich, in dem die Objekte stehen, hat sich leider in den vergangenen Jahren zu einem kleinen Brennpunkt entwickelt. Mit der Sanierung möchte die Genossenschaft dieses Areal als Quartier entwickeln und damit die derzeitige Situation entschärfen und aufwerten.
Was wird heute anders gebaut?
Lange-Möllmann: Der Grundriss wird sich sicher ändern, die Wohnungen werden teilweise kleiner oder zwei zu einer größeren Einheit zusammengefasst. Es wird ein Fahrstuhl eingebaut und die Balkone werden größer. Die Erdgeschosswohnungen bekommen Terrassen, sofern das aufgrund der örtlichen Situation möglich ist. Außerdem werden neue Fenster eingebaut, die eine andere Aufteilung besitzen, dadurch wird sich die Ansicht der Häuser etwas kleinteiliger gestalten.
Welche Erwartungen hegen Mieter heute hinsichtlich ihrer Wohnung?
Lange-Möllmann: Das Augenmerk gilt eindeutig dem Badezimmer. Anders als in den 70er Jahren sind sie heute mindestens 7 Quadratmeter groß. Bodentiefe Duschen mit weißen Fliesen sind wichtig, wobei die nur an den Stellen angebracht werden, wo es notwendig ist und nicht mehr auf der gesamten Wandfläche oder bis an die Decke. Die Reduzierung der Fliesenflächen verbessert auch das Raumklima.
Was hat sich noch geändert?
Lange-Möllmann: Grundsätzlich wird ein großzügiger Grundriss gewünscht. Wenn wir Wohnungen modernisieren und es der Grundriss hergibt, bauen wir Badewannen und Duschen ein, sonst aber nur Duschen. 1950 gab es minimal kleine Küchen. Wir probieren heute, zum Beispiel in Dachwohnungen, auch offene Küchen aus, was der eine Mietinteressent super findet, der andere nicht.
Boomt derzeit der Markt für Mietwohnungen?
Lange-Möllmann: Im Moment ist die Nachfrage für kleinere und mittlere Wohnungen von 50 bis 65 Quadratmetern relativ groß. An der Tilsiter Straße wollen wir, um das Quartier lebhaft durchmischt zu haben, aber auch Wohnungen für Familien erstellen. Die Mietpreise liegen derzeit bei uns zwischen 4 und 4,60 Euro pro Quadratmeter.
Wie macht sich der demographische Wandel bemerkbar?
Lange-Möllmann: Der betrifft Horn-Bad Meinberg wie andere Städte und Gemeinden. In unseren ersten Häusern von 1951 leben teilweise noch die Erstbewohner. Aufgrund ihres Alters und den teilweise damit verbundenen Einschränkungen würden einige gerne im Erdgeschoss anstatt im Ober- oder Dachgeschoss wohnen. Dem Wunsch kommt die WBG natürlich nach, wenn eine Wohnung frei wird. Die Nachfrage nach Erdgeschosswohnungen ist groß, besonders in der Stadt.
In der Altstadt von Horn?
Lange-Möllmann: Ja, die älteren Bewohner, die auf der Moorlage wohnen, wollen schon gerne hier bleiben, aber für einen Arztbesuch oder auch den Gang zur Apotheke oder Supermarkt benötigt man von dort doch ein Auto.
Das Interview führte LZ-Redakteurin Cordula Gröne.
Die Wohnungsbaugenossenschaft betreut 64 Wohnhäuser mit 362 Wohnungen, die sich auf der Moorlage und in der Horner Innenstadt befinden. Jeder Mieter muss zwei Anteile an der Genossenschaft erwerben und ist damit automatisch Mitglied – 715 gab es Ende 2013, die insgesamt 8.112 Anteile besaßen. Jeder Mieter besitzt ein lebenslanges Wohnrecht.