Der Norderteich ist ein beliebtes Ausflugsziel und wird gern verbunden mit einem Besuch des "Entenkrugs". Doch das Restaurant ist aus Personalmangel geschlossen. Zum Bedauern von Inhaberin Birgit Stellmach.
 Horn-Bad Meinberg. Seit längerem sucht die Betreiberin nach Servicekräften für die Gastronomie am Wochenende. Sie hat es beim Arbeitsamt versucht, über Serviceportale, Anzeigen, selbst über Facebook - eine geeignete Kraft war bislang nicht dabei. Das Problem: Die meisten Menschen wollten am liebsten von 7 bis 12 Uhr arbeiten und nicht am Wochenende, erzählt Stellmach. Zudem liegt der Entenkrug bei Belle mitten mit Wald - mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen Mitarbeiter dort nachts nicht nach Hause. 
 Birgit Stellmach, die nach eigenen Angaben seit 18 Jahren in der Gastronomie tätig ist, hat keine besonderen Ansprüche. Eine gastronomische Ausbildung müssen Bewerber nicht mitbringen, allerdings ein gewisses Know-how. Höflichkeit und Gewandtheit beim Umgang mit Gästen erwartet sie. 
 "Das muss einfach sitzen. Der Gast ist bei uns König", so die Betreiberin. Sie hat auch schon Bewerberinnen erlebt, die den Zahlungsbon nicht lesen konnten und der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig waren. Solange sie nicht ein oder zwei Helfer findet, muss das Restaurant zu ihrem Leidwesen geschlossen bleiben. Für den Mai hat sie eine Konfirmation und andere Feste absagen müssen. So steht das Haus eben nur Hotelgästen offen. "Das soll aber kein Dauerzustand werden", versichert Birgit Stellmach. 
 Diese Schwierigkeiten kennt auch Reiner Reiling von der "Kajüte" in Bad Meinberg. Zurzeit hat er zwar Servicekräfte, aber das war kurzzeitig auch schon anders. Die Leute wollten nicht am Wochenende arbeiten, so seine Erfahrung. Und auch nicht jeder könne eine Kasse bedienen.
 Diese Probleme in der Gastronomie bestätigt Kai Buhrke, Geschäftsführer des Dehoga Lippe. "Es ist zunehmend schwer, Fachkräfte zu finden." Ein Problem sei neben dem demografischen Wandel auch der Trend zum Studium. "Viele unserer Betriebe hatten vor Jahren noch einen Stapel von Bewerbungsschreiben auf dem Tisch, heute ist man froh, wenn sich überhaupt noch jemand bewirbt", so Buhrke. 
 Gemeldet sind bei der Agentur für Arbeit in Lippe zurzeit jedoch weniger als 20 offene Stellen für gelernte und ungelernte Servicekräfte im Kreis. Nach Angaben von Pressesprecherin Tanja Liebke suchen 338 Köche und Servicekräfte im Lippischen eine Stelle, die allermeisten seien Langzeitarbeitslose. "Gastronomiestellen sind in Lippe schwer zu besetzen", weiß sie. 
 Das liege insbesondere an den Arbeitszeiten, und ohne eigenes Fahrzeug sei es in Lippe schwierig, so Liebke. Das mache es auch Jugendliche schwer, sich für eine Ausbildungsstelle zu entscheiden. Seit Oktober hätten 15 Jugendliche Interesse an einer Ausbildung in der Gastronomie bekundet, im Angebot waren 19 Stellen. 
 Bei den Beratungsgesprächen in der Arbeitsagentur habe sich oft gezeigt, dass der Arbeitsplatz entweder zu weit weg sei, die Arbeitszeiten nicht gewollt oder die Verdienstmöglichkeiten als zu gering angesehen wurden. 
 Dehoga-Geschäftsführer Buhrke wirbt darum, Ausbildungsplätze anzubieten. Eltern und Schulen müssten jedoch auch für Schlüsselqualifikationen und eine gewisse Ausbildungsreife bei den Bewerbern sorgen.