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Block erinnert sich an stürmische Zeiten

Horn-Bad Meinberger Bürgermeister geht nach 21 Jahren im Amt in den Ruhestand

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Horn-Bad Meinberg. Der 20. Oktober ist ein ganz besonderer Tag. Da verabschiedet der Stadtrat mit Eberhard Block den dienstältesten hauptamtlichen Bürgermeister von Nordrhein-Westfalen in den Ruhestand. Im LZ-Interview hält der 64-Jährige Rückschau.

Sie wurden zu einer Zeit gewählt, als es in Horn-Bad Meinberg zum Teil erbitterte persönliche Auseinandersetzungen in der Politik gab. Wie haben Sie das erlebt?

Eberhard Block: Das war für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Wenn ich schlichten wollte, stand ich plötzlich selber im Mittelpunkt. Dass es soweit gekommen war, lag in der Persönlichkeit handelnder Personen und deren Erfahrungswerten begründet.

Schon kurz nach Ihrer Wahl kam es zur Bäderkrise. Ist ein Bürgermeister da machtlos?

Block: Ja. Es waren Auswirkungen der Gesundheitsreform des Bundes. Dessen Aussage war eindeutig: Wir können keine Rücksicht auf Kurorte nehmen. Und auch die Krankenkassen sahen es nicht als ihre Aufgabe an, private Kliniken zu retten. Für die Stadt war es eine Katastrophe und hat uns viel Geld gekostet.

Inzwischen hat Yoga Vidya die Kliniken übernommen. Für manche ist es ein dubioses Geschäftsmodell, weil ihnen die Yoga-Anhänger im Stadtbild suspekt sind. Fluch oder Segen?

Block: Jeder Wandel birgt Chancen, deshalb ist es ein Segen. Wir brauchen Geschäftsfelder, die uns Gäste bringen. Yoda Vidya ist immens wichtig für unsere Wirtschaft. Da hilft kein Lamentieren.

Wenige Jahre nach der Bäderkrise kam mit der Hornitex-Pleite der nächste Tiefschlag. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Block: Wir waren alle erschüttert. Wie sich dann zeigte, war die Insolvenz nicht das schlimmste Ereignis. Trotz der bundesweiten Wirtschaftskrise blieben in Horn nämlich fast alle Arbeitsplätze erhalten. Der eigentliche Niedergang hat erst in den letzten Jahren eingesetzt. Da hat auch ein Runder Tisch nicht helfen können.

Ist es nicht ein Fehler, wenn ein weltweit agierender Konzern wie das portugiesische Sonae Indústria einen solchen Standort übernimmt?

Block: Wir wollten keine Heuschrecke. Für uns war der Einstieg von Sonae Indústria über seine deutsche Tochter Glunz deshalb mit großen Hoffnungen verbunden. Man kann einem Unternehmen aber nicht die Pistole auf die Brust setzen. Wir kämpfen jetzt mit den Folgen der Marktwirtschaft. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Das ist bitter, und man steht als kleiner Bürgermeister letztlich wie ein begossener Pudel da.

Kommt der Industriepark Lippe bei Belle nicht viel zu spät?

Block: Er ist über die Region hinaus einmalig und bietet damit große Entwicklungschancen für die Stadt. Wir legen die Hände also nicht in den Schoß, und erste Erfolge sind ja auch schon da. Aufgrund des Natur- und Landschaftsschutzes bedarf ein solches Mammutprojekt einer langen Vorlaufzeit. Wenn die Weltwirtschaft wieder anzieht, werden sich weitere Firmen ansiedeln.

War es ein Fehler, die Mittelstraße in Horn für den Durchgangsverkehr zu sperren?

Block: Nein. Wir gehören dem Zusammenschluss Historischer Stadtkerne in NRW an. Dadurch haben wir Förderungen von rund 8 Millionen Euro bekommen – zum Beispiel für die Sanierung der Rathausfassade. Die hätte es ohne Sperrung der Mittelstraße nicht gegeben.

Warum kann die Stadt den zunehmenden Verfall von Häusern in der Nord- und Mittelstraße in Horn nicht verhindern?

Block: Der Bürgermeister darf nicht enteignen. Das hat etwas mit dem strengen Eigentumsrecht zu tun. Selbst der Denkmalschutz hat keine Handhabe. Was wir hier erleben, ist die Erosion der kleinen Innenstädte aufgrund des geänderten Einkaufsverhaltens.

Ist es da nicht kontraproduktiv gewesen, den Einzelhandel auf die grüne Wiese zu verlagern?

Block: Wir haben leider eine geringe Kaufkraftbindungswirkung in der Stadt. Traditionell nutzen die Bürger Detmold als Einkaufsstandort. Das hat sich erst mit der Ansiedlung des Marktkaufs geändert. Heute kommt das Internet noch erschwerend hinzu. Die Struktur im Zentrum von Horn ist zudem nicht für große Flächen geeignet. Eine andere Entwicklung ist somit unrealistisch. Wir haben die Verlagerung nicht wirklich verhindern können.

Sie sind gegen die Schließung der Turmschule und zeigen dabei als Bürgermeister zivilen Ungehorsam. Warum?

Block: Wir haben im ländlichen Raum einfach eine andere Grundsituation und ungleiche Bedingungen. Somit irrt der Gesetzgeber. Deshalb muss es erlaubt sein, Zeichen zu setzen.

Warum gibt es bei der Umgehungsstraße B 239 n kein Licht am Horizont?

Block: Wir sind vom Land leider stiefmütterlich behandelt worden, obwohl die Umgehung dringend erforderlich ist. Aber wir werden sie wohl nicht mehr erleben.

Wie sieht es mit der Neuausrichtung des Staatsbades aus?

Block: Es hat seinerzeit wirklich einen schlechten Start bei den Gesprächen mit dem Landesverband Lippe gegeben. Das ist inzwischen aber Schnee von gestern. Ich bin deshalb optimistisch, dass es am Ende eine verträgliche Lösung für Bad Meinberg geben wird. Denn das Staatsbad hat eine gute Perspektive verdient.

Der Wähler wollte den Wechsel. Wäre es da nicht besser, wenn ein Bürgermeister nur zweimal antreten darf?

Block: Ich führe hier ein Unternehmen mit einem Etat von 30 Millionen Euro und 130 Mitarbeitern. Da ist die Bezahlung mit der freien Wirtschaft überhaupt nicht vergleichbar. Bei einer zusätzlichen zeitlichen Begrenzung wäre das Amt nicht mehr attraktiv für qualifizierte Leute. Zudem würden bei häufigem Wechsel zusätzliche Pensionsansprüche ausgelöst, was die Kommunen überfordern würde.

Das Interview führte LZ-Redakteur Manfred Brinkmeier.

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