Trotz großer Belastung: Weshalb die Detmolder Psychiatrie in Sachen Ausbildung punktet

Detmold. Keine halbe Stunde dauert das Gespräch, da hat es schon zweimal an der Tür geklopft. Dr. Ralf Marquard, Ärztlicher Direktor des Gemeindepsychiatrischen Zentrums (GPZ) in Detmold, hat viel zu tun. Zeit zum Durchatmen bleibt kaum. Schließlich ist das GPZ wie die meisten Psychiatrien bis an seine Grenzen ausgelastet. &bdquo;Wir dachten erst alle, das ist so ein Post-Corona-Effekt“, sagt Ralf Marquard. &bdquo;Aber der ist einfach geblieben.“

Das heißt, die Zahlen gehen nicht mehr runter. Immer mehr Patientinnen und Patienten sind auf psychiatrische Hilfe angewiesen. Der Leidensdruck wächst , das Personal steht unter Dauerstrom. Trotz aller Belastung hat der GPZ-Chef an diesem Vormittag gute Laune.

Das hat auch einen Grund. Alle zwei Jahre befragt die Ärztekammer Westfalen-Lippe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Psychiatrien nach der Qualität der Weiterbildung. Das GPZ hat bei der neuesten Befragung von 2024 überdurchschnittlich gut abgeschnitten.

Bessere Noten für Ausbildung Marquard bedeutet dieser Erfolg viel, denn in den Jahren der Corona-Pandemie sei die Weiterbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie auch im GPZ auf der Strecke geblieben. Vernünftig und nah am Menschen auszubilden, sei da kaum möglich gewesen. Das legen auch die Zahlen der letzten Befragungen nahe, die im Jahr 2022 deutlich geringer waren.

Damals lag der Gesamtwert bei 55,6 Punkten, jetzt erreicht das GPZ 87,5. Aus Sicht des Ärztlichen Direktors liegt das daran, im Haus wieder viel in die Ausbildung investiert zu haben. Sechs Stellen sind innerhalb der hiesigen Psychiatrie dafür vorgesehen. &bdquo;Mir ist es wichtig, dass hier fundiertes Wissen vermittelt wird“, sagt der GPZ-Chef.

Offenbar funktioniert das. In den Kategorien Wissensvermittlung (87,5 statt 78,3 Punkte), Umgang mit Notfällen (87,5 statt 74,2), Organisation (83,3 Punkte statt 71,7), Betriebsklima (87,5 statt 80) und Feedback (91,7 statt 76,6) liegt das GPZ deutlich über dem genannten Mittelwert der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Nur in Sachen Rahmenbedingungen hebt sich die Detmolder Psychiatrie nicht merklich vom Durchschnitt ab (75,0 statt 74,8).

Dr. Ralf Marquard ist stolz, die guten Ergebnisse mit seinem Team erzielt zu haben. Die Bewertung hänge von verschiedenen Faktoren ab, meint Marquard. Das GPZ habe zum einen eine gute Größe, um die Ärztinnen und Ärzte umfangreich auszubilden. &bdquo;Wir decken hier alle Bereiche der Psychiatrie ab.“

Neben anderthalbstündigen Theorieblöcken jeden Dienstag lege der Chefarzt wert darauf, das Personal in Weiterbildung schnell einzubinden und zu Patientenvorstellungen mitzunehmen. &bdquo;Es ist entscheidend zu lernen, wie eine vernünftige psychiatrische Untersuchung ausschaut.“ Deshalb seien sie schnell dabei, wenn es um die Exploration ginge.

GPZ bekommt neue Ärzte Die verbesserte Ausbildung spreche sich dazu rum, meint der GPZ-Chef. Obwohl seit Jahrzehnten ein großer Mangel an Ärztinnen und Ärzten in der Psychiatrie herrsche, könne sich die Psychiatrie in Detmold über zu wenige Bewerberinnen und Bewerber nicht beschweren. Laut Marquard hätte er gerade erst vier neue Ärzte eingestellt, vier weitere Stellen sollen noch besetzt werden.

Die werden auch gebraucht. Gegen den allgemeinen Trend hatte das Land dem GPZ Anfang des Jahres zugesagt, sich erweitern zu dürfen. Damit ist das Aufstocken von 100 auf 133 Betten genehmigt worden. Wann es dazu endlich mit dem geplanten Neubau losgehen kann, scheint dagegen noch in den Sternen zu stehen. &bdquo;Das hängt von verschiedenen Faktoren ab“, sagt Marquard.

Aber erst mal geht es darum, die kleinen Erfolge zu feiern. Dass das GPZ in der Befragung so gut dastehe, hänge nur mit der &bdquo;fleißigen und engagierten Arbeit des ganzen Teams zusammen“, sagt Marquard. Darauf müsse man weiter aufbauen.

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