Anklage erhoben: Ehepaar aus Horn-Bad Meinberg soll Tochter missbraucht haben

Detmold/Horn-Bad Meinberg. Die Staatsanwaltschaft Detmold hat gegen ein Elternpaar aus Horn-Bad Meinberg Anklage wegen des mutmaßlichen Missbrauchs der Tochter erhoben. Der Mann und die Frau sitzen seit 15. März in Untersuchungshaft. Sie sollen die heute 14-Jährige binnen der vergangenen zwei Jahre 41 Mal missbraucht haben. Das Mädchen und dessen jüngere Schwester sind in der Obhut des Jugendamts. Mit dem Prozess rund um den massenhaften Missbrauch in Lügde hat das Ganze nichts zu tun.

&bdquo;Der Prozess gegen das Ehepaar, das die vielen Übergriffe eingeräumt hat, beginnt im September vor der Jugendschutzkammer des Detmolder Landgerichts", sagen ihre Anwälte Christian Thüner und Deborah Weinert. &bdquo;Es ist schlimm, aber die Dimensionen sind nicht vergleichbar", erklärt Thüner mit Blick auf Lügde. In diesem Prozess vertritt der Anwalt ein Missbrauchsopfer.

Der mutmaßliche Missbrauch sei aufgeflogen, als die Mutter einem Bekannten gegenüber Anspielungen gemacht habe. Dieser habe den Verdacht im März direkt an die Polizei in Detmold weitergegeben. Nur wenige Stunden später seien der Stiefvater und die leibliche Mutter der heute 14-Jährigen getrennt voneinander vernommen worden. Der Verdacht erhärtete sich, einen Tag später sei das Paar dem Haftrichter vorgeführt worden. Seitdem sitzen die Eltern in U-Haft. Beide sollen Täter sein, heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft.

Der 51-jährige Stiefvater muss sich wegen des 36-fachen sexuellen Missbrauchs verantworten. An zehn dieser Übergriffe soll die 38-jährige Mutter beteiligt gewesen sein – zudem soll sie die Tochter fünf Mal alleine missbraucht haben. &bdquo;Beide haben gegenüber dem Haftrichter umfangreiche Angaben zu den Vorwürfen gemacht", sagen ihre Anwälte. Die jüngere Schwester des Opfers, die im Grundschulalter ist, sei wohl nicht missbraucht worden. Der Bekannte habe nur auf die 14-Jährige hingewiesen.

Thüner erklärte, die große Sorge des inhaftierten Ehepaares gelte jetzt den beiden Kindern. &bdquo;Sie fragen sich, was jetzt aus den Mädchen wird und möchten am liebsten alles ungeschehen machen." Ob die Familie aber jemals wieder vereint werde, stehe in den Sternen. Immerhin säßen die Eltern in Untersuchungshaft, weil der Haftrichter eine Wiederholungsgefahr sehe. Die Kinder seien inzwischen in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung untergebracht, bestätigt der Kreis Lippe.

Die schnelle Reaktion der Polizei ist laut Staatsanwaltschaft keine Folge aus dem Missbrauchsskandal in Lügde. &bdquo;Es ist keine Ausnahme, dass die Behörden bei einem dringenden Verdacht innerhalb weniger Stunden reagieren", betont Johanna Dämmig, Sprecherin der Detmolder Staatsanwaltschaft. Der Fall wäre jedoch ohne die Aufmerksamkeit durch Lügde womöglich nie an die Öffentlichkeit gedrungen – schon allein, um die Kinder zu schützen, fügt sie hinzu.

Rechtsanwalt Thüner meint dagegen: &bdquo;Ich glaube, dass wegen Lügde schnell reagiert wurde." Das Haus der Familie sei auf den Kopf gestellt worden. &bdquo;Alle Datenträger, auf denen sich Fotos oder Videos befanden, wurden mitgenommen", sagt er. Die Auswertung habe ergeben, dass das Paar anscheinend keine Kinderpornos gedreht oder kinderpornografische Fotos gemacht und anderen angeboten habe. &bdquo;Das ist ihr großes Glück", meint Thüner.

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