Fromhauser Paar betreibt ein "Spiele-Taxi"

Horn-Bad Meinberg/Fromhausen. &bdquo;Am Spieltisch ist jeder gleich: Herkunft, Alter oder welches Auto jemand fährt, interessiert niemanden und verschafft auch keine Vorteile", erklärt Sven Findeisen die Faszination an seinem größten Hobby – Brettspiele. Warum noch viel mehr Menschen die oft vergessene Spieleleidenschaft wieder aufleben lassen sollten und welche Rolle das Spielen in seinem Leben einnimmt, hat er im Gespräch mit der LZ erzählt.

Gemeinsam mit Freundin Janica Feldt verbringt der 36-Jährige mehrere Abende in der Woche mit Spielen und reist auch regelmäßig zu Spieletreffen in der Umgebung. Findeisen ist in Berlin groß geworden und erinnert sich noch genau an sehnsuchtsvolle Rundgänge durch die Spieleabteilungen der großen Kaufhäuser. &bdquo;Dort habe ich zum Beispiel &bdquo;Star Quest" entdeckt, für das ich damals aber noch zu jung war", schwelgt der 36-Jährige in Erinnerungen.

In seiner Jugend ist er dann, zu Hochzeiten von &bdquo;World of Warcraft", völlig in der Welt der Computer- und Videospiele versunken. Anschließend hat er einige Jahre in der Tabletop-Szene verbracht: Hier werden aufwendige Miniaturfiguren selbst gestaltet und bemalt. &bdquo;Bei mir wurde jedoch immer mehr gebaut als gespielt", reflektiert der Fromhausener. Gemeinsam mit seiner Freundin habe er dann mit einem Klassiker wieder zurück zum Brettspiel gefunden: Scrabble.

Nach einem Besuch auf der &bdquo;Spiel" in Essen, der weltweit größten Publikumsmesse für Gesellschaftsspiele, war es dann völlig um beide geschehen. &bdquo;Wir sind eigentlich wegen der kleinen Comic-Abteilung dorthin gefahren, die hatte aber ausgerechnet in dem Jahr Pause", weiß Janica Feldt zu berichten. Nach Hause gefahren seien sie schließlich mit zwei großen Tüten voller Brettspiel-Neuheiten.

Brettspiel ist nicht gleich Brettspiel: Es gibt Kommunikations-, Rätsel- oder Legespiele und die sogenannten Eurogames, bei denen Taktik und Strategie im Vordergrund stehen. In den letzten Jahren seien zudem vermehrt App-gesteuerte Spiele auf den Markt gekommen, beobachtet Findeisen. &bdquo;Ich denke aber nicht, dass sich das auf Dauer durchsetzen wird", mutmaßt er.

Insgesamt werde es jedoch, ähnlich wie bei Filmen, immer schwieriger, ein Spiel in nur eine Schublade zu stecken. &bdquo;Immer wenn man denkt, man kennt schon alles, entdeckt man doch wieder etwas Neues", berichtet der bekennende &bdquo;Spiele-Nerd" von seinen Erfahrungen mit zahlreichen Hybridformen der Gattungen.

Thematisch sei fast alles dabei – lediglich topaktuelle Themen aus Politik und Wirtschaft werden nur selten aufgegriffen. &bdquo;Die Leute wollen ja durch das Spielen abschalten von dem, was aktuell gerade los ist", erklärt er. Zudem könne ein Spiel durchaus fünf bis sechs Jahre in der Entwicklung sein, bevor es auf den Markt kommt.

Von der Beratung und Auswahl in der näheren Umgebung war Findeisen nach seiner Rückkehr zu den Brettspielen jedoch enttäuscht: Bis nach Bielefeld oder Osnabrück musste er fahren, um ein Spiel zu ergattern, das eben nicht &bdquo;Monopoly" oder &bdquo;Scrabble" ist. Daher meldete er kurzerhand im Jahr 2017 ein Nebengewerbe an: Das &bdquo;Spiele-Taxi". In dem Online-Shop versendet Findeisen, der hauptberuflich als Key Account Manager im Homeoffice tätig ist, heute mehr als 1000 verschiedene Spiele.

Angefangen mit zwei Holzregalen, kann er sich heute sogar vorstellen, selbst einmal einen Laden in Lippe zu eröffnen – momentan sei die Nachfrage stetig steigend, und viele Kunden kämen sowieso persönlich im Lager vorbei, um ihr Spiel abzuholen. Ob sie, bei tagtäglich so vielen Spielen um sich herum, irgendwann den Spaß daran verlieren? &bdquo;Die Vielfalt in der Spielewelt ist viel zu groß, um dieses Hobby einmal Leid zu werden", sagt das Fromhausener Paar einstimmig.

Das empfiehlt der Profi Für Spielemuffel: Mit &bdquo;Cabo" bringt man selbst Nichtspieler an den Tisch. Wer die Grundrechenarten beherrscht und Spaß daran hat, seine Mitspieler in die Irre zu führen, ist hier gut aufgehoben.

Für den Pärchenabend: &bdquo;,Viticulture ist wie ein Kurzurlaub in der Toskana", sagt Findeisen. Bei einem schönen Glas Wein ist das Spiel – auch wenn man nur mit zwei Spielern am Tisch sitzt – eine schöne Abendbeschäftigung.

Für Familien: Das Kennerspiel des Jahres 2019, &bdquo;Flügelschlag" ist ideal für Familien mit größeren Kindern. Die optische, ansprechende Aufmachung lässt die Spieler schnell zu wahren Vogel-Experten werden.

Für Krimifreunde: &bdquo;,Detective ist quasi Tatort live", zeigt der Spieleprofi sich begeistert. Man schlüpft in die Rolle des Ermittlers und kann die wildesten Verschwörungstheorien aufstellen.

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