Wie Schüler in Horn schwimmen lernen - oder auch nicht

Horn-Bad Meinberg. Schülern das Schwimmen beizubringen - damit hat die Stadt derzeit ein Problem. Das Badehaus in Bad Meinberg ist geschlossen , die Technik in der alten Schwimmhalle in Horn musste erneuert werden. Die Folge: Der Schwimmunterricht fiel in den vergangenen Monaten so gut wie aus. Da weitere Spindeln im Becken erneuert werden müssen, dürften auch kurzfristige Schließungen in der nahen Zukunft wahrscheinlich sein. Wie die LZ berichtete, können die Grundschulen Nichtschwimmer aktuell nicht mehr adäquat unterrichten - aber wie sieht es damit bei den weiterführenden Schulen aus?

Gymnasium: &bdquo;Wir bieten aktuell keinen gesonderten Unterricht für Nichtschwimmer an, da wir dafür keine Kapazitäten haben - weder, was die Schwimmhallenzeiten angeht, noch was die Personalausstattung angeht“, erklärt Anja Vothknecht, Leiterin des Gymnasiums. Jedoch würden die Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können, im Rahmen des Schwimmunterrichts gefördert, um möglichst eine Schwimmfähigkeit herzustellen. &bdquo;Für uns in Horn kommt erschwerend hinzu, dass die marode Schwimmhalle immer wieder geschlossen werden muss und für weite Teile dieses und des letzten Schuljahres gar nicht zur Verfügung stand.“

Das Gymnasium hat sich deshalb für den Gesundheitspreis Lippe 2025 der Gesundheitsstiftung Lippe beworben. Mit dem Geld, sollte es mit dem Preis klappen, soll den Schülern der fünften Klassen ein außerschulischer Schwimmkurs angeboten werden.

Sekundarschule: An der Sekundarschule seien in den fünften Klassen rund ein Drittel Nichtschwimmer, berichtet Nadine Vatterott vom Schulleitungsteam . Für dieses Schuljahr waren der Schule bei der Anmeldung 28 Nichtschwimmer von insgesamt 75 Schülern genannt worden. Die Zahl habe sich in den vergangenen Jahren erhöht, auch durch Kinder mit Migrationshintergrund.

Schwimmunterrricht findet an der Sekundarschule immer mit zwei Doppelstunden statt. Dank zweier Lehrkräfte können laut Vatterott auch Nichtschwimmer beaufsichtigt werden. Normalerweise hätte ein Nichtschwimmerkursus stattfinden sollen, der aber nur bis zu den Herbstferien möglich gewesen sei. Der Grund: Es gab keinen Sportlehrer mehr für den Unterricht. Nun würden die Nichtschwimmer mit den Schwimmern zusammen unterrichtet.

Hochbetrieb in Schwimmhalle Stimmen hallen, Schwimmnudeln platschen, und durch die großen Fenster fällt graues Dezemberlicht. Und warm ist es in der Schwimmhalle in Horn. Rund 30 Grad zeigt das Thermometer und die Luftfeuchtigkeit gibt ihr Übriges. Seit etwa vier Wochen ist die Halle nach langer Schließzeit wieder geöffnet – und seitdem herrscht hier Hochbetrieb.

Schwimmsportlehrerin Neele Motl-Borowski steht am Beckenrand, beobachtet die Kinder genau. &bdquo;Für manche ist es im Schwimmunterricht das erste Mal überhaupt, dass sie ins Wasser gehen“, sagt sie. Für sie sei das Wichtigste, &bdquo;dass am Ende alle ein sicheres Grundniveau erreichen.“ Förderung für besonders starke Schwimmer sei derzeit leider kaum möglich, erklärt sie. Im Mittelpunkt stehe, dass niemand zurückbleibe. Neben ihr steht Bademeister Roberto Gierke, der seit 22 Jahren in dem Beruf arbeitet. &bdquo;Wir haben ein Auge drauf – immer. Die Kinder sollen sich sicher fühlen, egal ob Schwimmer oder Nichtschwimmer.“

Bevor die Kinder überhaupt schwimmen dürfen, wird in jeder neuen Einheit zuerst geprüft, ob sie schwimmen können. Danach teilt das Team die Gruppe in Schwimmer und Nichtschwimmer ein. Ein schmaler, rund 1,5 Meter breiter Bereich im Becken ist mit kleinen Pylonen markiert – der Nichtschwimmerbereich. &bdquo;So wissen alle sofort, wohin sie dürfen, erklärt die Lehrerin. &bdquo;Und die Schwimmer sehen auch: Da halte ich Abstand.“

Klassenfahrt ans Meer motiviert Der Unterricht selbst läuft straff: zwei Schulstunden Zeit, parallel betreut von zwei Sportlehrern und einem Bademeister. &bdquo;Viele Kinder wollen ihr Bronze-Abzeichen schaffen“, sagt Motl-Borowski. Besonders motivierend sei – ganz ohne Druck – der Blick auf Mitschüler, die bereits frei schwimmen: &bdquo;Die Kinder pushen sich gegenseitig.“ Eine weitere Motivation sei die Klassenfahrt in Stufe 7, erzählt die Lehrerin: &bdquo;Meistens fahren die Klassen ans Meer. Die Kinder dürfen allerdings nur ins Wasser, wenn sie mindestens Bronze haben“.

Am Ende der Stunde wird es verspielt. Ein Kind bekommt eine Schwimmnudel – Fangen im Wasser, eine Art Kettenfangen. Dass die Fünftklässler im Becken stehen können, macht das problemlos möglich. Nach dem Gelächter und Planschen endet die Stunde – und einige gehen heute selbstbewusster aus der Schwimmhalle heraus, als sie hineingekommen sind.

Eltern gefragt Bereits in früheren Jahren waren Schüler im Horner Freibad unterrichtet worden. Das könnte sich Nadine Vatterott auch für den kommenden Sommer vorstellen. Denn die Schwimmhallenzeiten seien begrenzt und meist ausgebucht. Alternativ seien Fahrten in kleine Schwimmbäder von Hotels überlegt worden, doch sei hierfür der Zeitplan zu knapp. Ihre Einschätzung für Schwimmunterricht allgemein: &bdquo;Der Lehrbedarf ist auf jeden Fall hoch.“

Die Schule wünscht sich, dass die Eltern das Schwimmenlernen unterstützen und mit ihren Kindern in ihrer Freizeit ein Schwimmbad besuchen. Aber selbst wenn den Eltern bei der Anmeldung der Fünftklässler gesagt werde, dass diese selbst einen Schwimmkurs organisieren sollten, machten dies viele auch nicht. Das hänge auch von der jeweiligen Religion ab.

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