Zwangsumsiedlung: Auf der Moorlage in Horn hält man zusammen

Horn-Bad Meinberg. Rund 200 Besucher haben im Zuge einer Feierstunde in der Horner Burgscheune auf die Anfänge der Siedlung Moorlage zurückgeblickt. Sie wurde für die Bewohner des Dorfes Haustenbeck errichtet, deren Umsiedelung aus der Senne sich in diesen Tagen zum 80. Mal jährt.

Eingeladen hatten die Bürger Friederun Ueberdick und Wilfried Kaiser, die sich seit jeher dafür einsetzen, dass das Dorf Haustenbeck und die Umsiedlung auf die Moorlage nicht in Vergessenheit geraten. Mit Vorträgen, einer Bildschau und etlichen Anekdoten erinnerten Zeitzeugen und deren Nachkommen an die Zeit, als sämtliche Haustenbecker Familien ihre Häuser zugunsten der Anlage eines Truppenübungsplatzes verlassen mussten.

Insgesamt 43 dieser Familien fanden vor 80 Jahren auf der Moorlage in Horn eine neue Heimat. &bdquo;Damals war das noch eine Hudefläche und wurde von den örtlichen Kuhherden bevölkert", berichtete der Moderator des Festaktes, Martin Oesterhaus, der selbst ein Kind der Moorlage ist und dessen Vater ebenfalls aus Haustenbeck nach Horn umsiedeln musste. Die Bauarbeiten für die neue Wohnsiedlung haben im Jahr 1939 begonnen: &bdquo;Die Erdarbeiten wurden da größtenteils noch von den zukünftigen Bewohnern selbst verrichtet", so Oesterhaus weiter. Häuser in verschiedener Größen seien entstanden. Dazu gab es ausladende Nutzgärten. Ziergärten seien die Ausnahme gewesen.

Egal ob nun bei der Kartoffelernte oder im Zuge von Reparaturarbeiten am Haus – in der Siedlung habe von Beginn an ein starker Zusammenhalt geherrscht. Oesterhaus: &bdquo;Es gab sehr viele Handwerkerfamilien, und die Bewohner haben sich gegenseitig immer sehr geholfen. Auch an den Tante-Emma-Laden eines Herrn Kemper erinnerte Oesterhaus in seinem Vortrag, oder an die Errichtung von Mehrfamilienhäusern in den 60er Jahren und den Zuzug von Menschen aus dem Osten oder Arbeitern aus dem Ruhrgebiet, die aufgrund der Kohlekrise hierher kamen.

Für ausreichend Arbeit nach der Umsiedlung habe das Sperrholzwerk der Gebrüder Künnemeyer (später Hornitex) gesorgt. Sicherlich sei es ein schmerzhafter Schritt gewesen, den die Haustenbecker mit der Umsiedlung hätten gehen müssen, betonte Landrat Dr. Axel Lehmann in seinem Grußwort. Dennoch sei Horn für die ehemaligen Haustenbecker nach und nach zu einer neuen Heimat geworden: &bdquo;Heute können wir uns kaum mehr vorstellen, wie diese größte Umsiedlung in Lippe stattgefunden haben muss. Deshalb ist es wichtig, dieses Jubiläum gebührend zu feiern."

Heimat bedeute Vertrautheit, Identität und Erinnerung. Im Hinblick darauf habe sich die Moorlage in Horn für die Betroffenen Schritt für Schritt zu einer solchen neuen Heimat entwickelt. Horn-Bad Meinbergs Bürgermeister Stefan Rother betonte: &bdquo;Wenn man sieht, wie die Moorlage entstanden ist – nämlich nicht durch freiwilligen Zuzug – so bin ich umso glücklicher, dass dort ein neuer Nukleus entstanden ist, wo sich Menschen und Familien wohlfühlen." Neben den Erinnerungen an die Siedlung Moorlage beschäftigten sich die Besucherinnen und Besucher bei dem Festakt auch mit der Zeit vor der Umsiedlung. Hierzu zeigte Sennehistoriker Ludwig Teichmann in einer Bilderschau, wie idyllisch das Dorf Haustenbeck mit seinem Mühlteich, der Kirche und der urigen Dorfstraße einst gewesen war.

Haustenbecker leben verstreut Die Erinnerungen der ehemaligen Haustenbecker an &bdquo;ihr" Dorf bleiben bestehen. Heute leben sie weit verstreut. In 1939 im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Senne musste das Dorf Haustenbeck geräumt werden. Die Entscheidung, das Dorf für den Übungsplatz aufzugeben, stand jedoch bereits ein paar Jahre früher fest. Viele Dorfbewohner seien lange im Unklaren gelassen worden, berichtete Sennehistoriker Ludwig Teichmann: &bdquo;Schmied Plöger hat 1938 sogar noch ein Haus bauen lassen und Richtfest gefeiert." Im November 1939 hieß es dann, Abschied zu nehmen. Insgesamt 56 Familien entschlossen sich, nach Horn zu ziehen. 43 von ihnen siedelten sich damals in der Moorlage an.

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