Schlangen. Die Geschichte der aufgelösten Sennedörfer soll in einem Dokumentarfilm erzählt werden. Der Verein Lokale Aktionsgruppe Senne³, der aus den Kommunen Bad Lippspringe, Hövelhof und Schlangen besteht, hat jetzt die offiziellen Förderbescheide für das Projekt erhalten. Mit der Bewilligung der Mittel durch LEADER, NRW-Stiftung und Sparkassen-Stiftung kann die Umsetzung starten. Das teilt die Lokale Aktionsgruppe mit.
Woran erinnert das Projekt eigentlich genau? Die Historie der Sennedörfer ist eine Geschichte von Heimat und Verlust. Wo heute militärische Übungsflächen liegen, gab es laut Pressemitteilung einst lebendige Dorfgemeinschaften. „Die Menschen lebten von der Landwirtschaft, pflegten Traditionen und waren eng mit ihrer Heimat verbunden – bis sie ihre Häuser und Höfe verlassen mussten. Warum es dazu kam und welche Spuren diese Vergangenheit hinterlassen hat, rückt das Projekt in den Mittelpunkt.“
Die Sennelandschaft eignete sich aufgrund ihrer besonderen geografischen Beschaffenheit ideal für militärische Übungen. Offene Flächen, Heidelandschaften, Sandböden, Wälder und Bachläufe boten perfekte Bedingungen für Manöver. Bereits 1892 entstand der Truppenübungsplatz in der Region zunächst auf kleinerer Fläche, wobei die Ansiedlung „Taubenteich“ sowie einzelne Höfe weichen mussten. Doch mit der zunehmenden militärischen Bedeutung wuchs der Flächenbedarf stetig.
Ein harter Schicksalsschlag
Carsten Tegethoff, Ortsheimatpfleger der Gemeinde Hövelhof, erklärt: „Zuerst traf es nur einzelne Häuser und Hofstellen, aber ab 1933 nahm die militärische Nutzung immer weiter zu und weitere Siedlungen mussten weichen. Etwa 2500 Menschen verloren ihre Heimat. Nach Taubenteich folgte Haustenbeck und schließlich Hövelsenne. Für die Betroffenen war das ein harter Schicksalsschlag. Sie wussten, dass sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehren würden, das stelle ich mir unendlich schwer vor.“
Um die Erinnerung an diese Geschichte lebendig zu halten, entsteht ein hybrides Projekt. „Ein hochwertig produzierter Dokumentarfilm mit einer Laufzeit von 45 bis 60 Minuten wird Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und historische Hintergründe beleuchten“, schreibt der Verein. Ergänzend dazu entwickelt die Projektgruppe eine interaktive App, die unter Nutzung von Augmented Reality die ehemaligen Dörfer digital nachbildet.
Mithilfe einer VR-Brille sollen Interessierte die Möglichkeit bekommen, Filmausschnitte und Rekonstruktionen der Sennedörfer virtuell zu erleben. Die Brillen sollen unter anderem Schulen und Heimatvereinen zur kostenfreien Ausleihe zur Verfügung stehen. Für die Umsetzung arbeitet die Gruppe mit der Paderborner Agentur RLS Jakobsmeyer zusammen.
Gespräche mit Zeitzeugen und Premieren-Termin
Die Projektkosten belaufen sich auf rund 270.000 Euro. Einen Großteil der Finanzierung übernimmt das EU-Förderprogramm LEADER mit 190.000 Euro. Weitere 70.000 Euro stellt die NRW-Stiftung zur Verfügung. Ergänzend unterstützen die Stiftung der Sparkassen Paderborn-Detmold sowie Lippe-Detmold das Vorhaben mit 10.000 Euro.
Um die Inhalte wissenschaftlich fundiert aufzubereiten, richtet die Projektgruppe im ersten Schritt einen Arbeitskreis „Heimat“ ein. Ortsheimatpfleger, Heimatvereine, ehemalige Bewohner und weitere Interessierte tragen hier ihr Wissen zusammen und sichten historische Quellen. Parallel dazu starten die Recherchen und Gespräche mit Zeitzeugen. Der Drehbeginn des Films sowie die technische Entwicklung der App sind für den Sommer 2025 geplant. Die Fertigstellung und Premiere des Films sind für Ende 2026 angesetzt.