Waffelverkauf, Lieferservice: Das Hotel "Waldesruh" steht nicht still

Horn-Bad Meinberg/Holzhausen-Externsteine . Grund zum Jammern hätte Heinrich Oberjasper – und er wäre Mitglied in einem vielstimmigen Chor, denn in der Gastronomie läuft derzeit nichts. Nichts? Das stimmt nicht ganz. Heinrich Oberjasper hat seinen Betrieb umgekrempelt und macht das, was er am liebsten macht: Er verwöhnt Gäste. Nur eben nicht bei sich, er gibt ihnen das Essen mit.

Begeisterung statt Jammern

In der dritten Generation leitet Heinrich Oberjasper das kleine Hotel Waldesruh. Gebaut wurde es 1927, im Gastraum zeugen Fotos von einer bewegten Vergangenheit. Das Mobiliar ist rustikal, die Weihnachtsdeko noch nicht abgeräumt. Und mitten drin in der behördlich verordneten Zwangsruhe sitzt der 60-Jährige, der gar nicht erst das Lamentieren anfängt, sondern voller Begeisterung mit dem beginnt, was ihn beschäftigt. &bdquo;Ich möchte herzhafte Waffeln anbieten. An dem Rezept tüftel ich gerade", sagt er. Mit der süßen Variante hat er durchaus Erfolg, er verkauft sie derzeit an Wanderer oder Spaziergänger, die sich rund um die Externsteine tummeln.

Es schneit, was eigentlich den Umsatz nach oben treibt, aber da sind die Corona-Schutzverordnungen: Wintersport, Menschenmassen – alles unerwünscht. Und ja, als Gastronom tue einem das schon weh, das Geld fehle, aber auch die Arbeit. Im ersten Lockdown im Frühjahr habe er sich um die Außenanlagen kümmern können, sein Garten sei sein Hobby. Personal habe er trotzdem eingestellt. &bdquo;Wenn das Geschäft wieder anspringt, dann braucht man die Leute. Außerdem kennt man sich", sagt er.

Stammtisch und Jagdhornbläser kamen wieder

Als dann zum Sommer hin einiges gelockert wurde, sei die Terrasse wieder voll gewesen. &bdquo;Die Hygieneregeln, der Abstand – das alles ist hier kein Problem, weil ich Platz habe", sagt er. Und so kamen sie wieder zum Stammtisch, die Jagdhornbläser übten, kleinere Gesellschaften aßen bei ihm, die Sportler kehrten ein und auch die 14 Betten wurden gebucht.

&bdquo;In der Zeit habe ich mein Geschäft umgekrempelt, es auf á la carte umgestellt. Das war eine große Veränderung, weil die Organisation ganz anders ist. Man muss anders einkaufen, vorbereiten, aber ich habe da gemerkt, dass das gut läuft", sagt Oberjasper . Vor allem habe es ihm großen Spaß gemacht. Als im November wieder alles dicht gemacht wurde, behielt der 60-Jährige das Geschäftsmodell bei. Er nutzt Facebook, Instagram und WhatsApp, um auf sich aufmerksam zu machen. Was er anbietet, finden die Gäste dort.

&bdquo;Das ist ein reiner Werbekanal und jetzt ein gutes Hilfsmittel", sagt er über Facebook. Allerdings auch eines, was seine Tücken habe. Seien die Bewertungen schlecht, könne sich alles schnell ins Gegenteil verkehren. &bdquo;Die Leistung muss passen, und ich freue mich über die positiven Rückmeldungen. Im Hotel erlebe ich ja nicht, ob es den Gästen schmeckt und eigentlich ist das für einen Gastronom das Schönste, wenn er sieht, dass er seine Arbeit gut gemacht hat."

Aufgeben ist keine Option

Aber in dieser Zeit müsse man mehr Ideen haben und sich vor allem immer wieder anpassen. Oberjasper hatte auch Bratwurst und Glühwein im to go Angebot, was &bdquo;sehr gut lief". &bdquo;Es war überhaupt kein Problem, die Abstände einzuhalten." Aber dann kam das Verbot, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken – und damit war auch das vorbei. Stattdessen verlegte sich der Gastronom auf Waffeln, bei gutem Wetter wird draußen gebacken – und auch das Angebot werde rege nachgefragt. Auch deshalb tüftelt er jetzt am Rezept für die herzhafte Variante mit Speck, Zwiebeln und Käse.

Nicht eins allein, aber das gesamte Angebot helfe ihm, die Pandemie zu überstehen. Wobei er zugibt, dass er zumindest den Vorteil hat, in seiner eigenen Immobilie wirtschaften zu können. &bdquo;Das muss auch unterhalten werden, aber wenn Pacht oben drauf käme, dann kann man das kaum durchhalten", sagt er. Von den staatlichen Hilfen habe er nicht durchgehend profitieren können. Um Arbeitslosengeld zu bekommen, hätte er sein Eigentum verkaufen müssen. &bdquo;Und womit hätte ich dann später Geld verdient?", fragt er. Im Sommer habe er Umsätze gemacht, das Geschäft sei anders, aber gut gelaufen. &bdquo;Die Umsätze müssen eigentlich dafür reichen, den Winter zu überstehen – das geht in diesem Jahr aber nicht auf." Zumindest von der Novemberhilfe sei jetzt ein Abschlag gezahlt worden.

" Es geht was, wenn man will"

Aufzugeben sei auf keinen Fall eine Option. Im Gegenteil. &bdquo;Wenn man Neues versucht, dann hat man Chancen. Wenn man gar nichts macht, dann hat man schon verloren", sagt Heinrich Oberjasper. Und was ihn besonders stolz macht, ist die Unterstützung aus dem Ort und von vielen Seiten. Wenn es Sonderwünsche gibt, dann erfüllt er die auch gerne. Das Ausliefern sei nicht die Regel, das Gros werde abgeholt.

Grünkohl mit Backschinken sei derzeit der Renner, wie auch Wildgerichte und Gans. Und so ganz profan geht nichts raus: Jedes Gericht wird auf Hotel-Porzellan angerichtet und gut verpackt, damit es heiß bleibt. Die Geschirrrückgabe: Die Kunden stellen es im Pavillon draußen ab. Verluste? Oberjasper lacht: &bdquo;Nein, das klappt super." Und das Geschäft läuft: Über Weihnachten habe er mehr als 200 Essen verkauft. &bdquo;Meine Mitarbeiterin war krank, da habe ich das allein gekocht. Meine beiden Söhne haben beim Ausliefern geholfen. Es geht was, wenn man will."

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