Horn-Bad Meinberg/Kempenfeldrom. Umweltschutz gleich Bäume pflanzen? Nicht ganz. Das Bergwald-Projekt auf der preußischen Velmerstot beweist das Gegenteil. Durch gezieltes Fällen von Bäumen wird dort eine rund zehn Hektar große Fläche frei gehalten, auf der Pflanzen wachsen, die das Licht brauchen – beispielsweise seltene Orchideen. Dabei helfen zum achten Mal Freiwillige aus ganz Deutschland.
Die Grünfläche im Wald gibt es schon lange, das ist historisch belegt. Hier befand sich ein niederländischer Stützpunkt für Raketen, die im Kalten Krieg zum Einsatz hätten kommen können. Vor knapp 30 Jahren gab man den Militärstützpunkt allerdings auf, und die ehemalige Militäranlage der NATO wurde zum Ende des Jahres 2001 vom Bund und Land renaturiert.
Die Anlagen wurden zurückgebaut, und die Natur trat wieder in den Vordergrund. Aber es wurden keine Bäume gepflanzt. Die Fläche werde auch mit Hilfe von Schafen und Ziegen künstlich frei gehalten, um den seltenen Arten, die sich dort angesiedelt hatten haben, einen Lebensraum zu bewahren.
Förster Andreas Bathe sagt dazu: „Unser Ziel ist es, vorhandene wertvolle Strukturen zu erhalten."
„Wir haben hier die Naturschutzbrille auf, nicht die forstwirtschaftliche", fügt Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift in Bad Driburg, hinzu. Die Vervielfältigung der kleinen Biotope ist wie ein Mosaik, das aber nur dann bestehen kann, wenn zum Schutz einiger Pflanzen andere wie beispielsweise Neophythen (aus anderen Ländern eingewanderte Pflanzen) reduziert werden. „Das klingt immer sehr destruktiv, aber eigentlich helfen wir der Natur auf diese Weise", sagt die Leiterin des deutschlandweiten Projekts, Urla Ewender vom Verein Bergwald-Projekt, dazu.
Platz schaffen für seltene Pflanzen
Die freiwilligen Helfer haben ähnliche Motivationen. Studentin Johanna Bechtel berichtet, dass sie auch privat sehr am Naturschutz interessiert ist. „Man lernt einfach unglaublich viel. Auch ist es für mich eine Art Erholung und Entschleunigung." Die Gemeinschaft der Ehrenamtlichen gefällt ihr sehr gut: „Abends wird erklärt oder diskutiert." Ebenso ist es für die junge Studentin schön, ihr Wissen weiterzugeben. Sie legt um die Heide die Erde frei, damit sich die Pflanze besser ausbreiten kann, bearbeitet die Erde mit einer Wiederhopfhaue, einem spitzhacken-ähnlichen Werkzeug. Immer wieder gibt es neue Werkzeuge zum vielseitigen arbeiten.Das Projekt ist offen für Menschen jedes Alters, der älteste Teilnehmer ist 74, der jüngste 20 Jahre alt. Jeder macht das, womit er am besten zurecht kommt. Es ist eine anstrengende Arbeit, aber sie ist sehr abwechslungsreich. Zweidrittel der Helfer sind zum ersten Mal dabei. Die anderen war schon häufiger vor Ort, wenn auch nicht am gleichen Standort. Um 7.30 Uhr geht die Arbeit los.
Der Kreis Lippe unterstützt das Bergwaldprojekt finanziell. Es soll auch weiterhin bestehen bleiben, damit die Landschaft auf der Velmerstot geschützt werden kann. Das Projekt soll zu einem besseren Natur- und Umweltverständnis führen. Das Forstamt bietet Wanderungen an. Infos unter Tel. (05259) 9865-0.