Die lippische Hohlsteinhöhle - ein Schutzraum, der Gefahren birgt

Horn-Bad Meinberg/ Veldrom . Der Himmel ist klar an diesem Morgen. Die Sonne scheint auf die Wälder oberhalb Veldroms herab und vertreibt die Kälte des Novembermorgens. Es herrscht reges Treiben auf den Feldern vor dem Teutoburger Wald . Hier stehen und entstehen zurzeit Windräder, die die Region mit Energie versorgen sollen. Der Lärm von den Baustellen reicht bis zum Waldrand, an dem Bernd Thesing von der &bdquo;Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Lippe" schon wartet. Für die &bdquo; Unter Lippe "- Reihe will er die Hohlsteinhöhle vorstellen. Darüber hinaus möchte er aufklären. Denn ein Besuch in einer solchen Höhle ist mit erheblichen Risiken verbunden.

Der Weg vom Waldrand bis zur Höhle ist nicht weit. Auf dem Weg durch den immer lichter werdenden Wald erzählt Thesing, wie er zur Arbeitsgemeinschaft gekommen ist. Seit 1992 kümmert sich der gelernte Maschinenbautechniker im Ruhestand mit seinen aktuell 13 Mitstreitern um mittlerweile 199 Höhlen. Den nahe gelegenen Höhenwanderweg und die Tatsache, dass die Höhlen auf Internetplattformen wie &bdquo;komoot" als Attraktionen beworben werden, sieht er kritisch. &bdquo;Wir wollen hier kein Abenteurertum. Diese Höhlen sind sensible Biotope und Geotope, die es zu schützen gilt", erklärt er.

Die Hohlsteinhöhle ist eine von insgesamt 45 erfassten lippischen Höhlen. Mit einer Länge von etwa 262 Metern und einer Tiefe von 47 Metern ist sie die längste und zugleich tiefste Höhle im Kreisgebiet. Die Höhle selbst ist ein FFH-Gebiet und steht damit unter besonderem Schutz. &bdquo; Sie ist auch eine der wichtigsten Winterquartiere in Ostwestfalen-Lippe. Hier finden sechs verschiedene Fledermausarten und in etwa 500 bis 700 Fledermäuse pro Jahr einen Platz zum Überwintern " , erklärt der ehrenamtliche Höhlenforscher. Doch es sind nicht nur die Fledermäuse, die es in der Hohlsteinhöhle zu schützen gilt. Neben Mausohr und Teichfledermaus leben auch einige prominente Insekten in der Höhle. Die beiden berühmtesten sind wohl der Höhlenräuberkäfer , der das Höhlentier des Jahres 2021 ist, und der Höhlenkäfer ( Choleva septemtrionis solikowskii lpsen ) unter dem Teutoburger Wald .

Geführte Höhlentouren Letzterer ist ein ganz besonderes Exemplar, da er bis auf eine eng verwandte Art aus Bad Segeberg weltweit nur in der Hohlsteinhöhle zu finden ist. &bdquo; Inwieweit die beiden Käfer aus Lippe und Bad Segeberg miteinander in Verbindung stehen, können wir derzeit noch nicht genau sagen. Das wird zurzeit noch erforscht", erklärt Thesing . Bei der Ankunft an der Hohlsteinhöhle wird klar, vor wem dieser sichere Hafen für Fledermäuse und Käfer geschützt werden muss. Dicke Stahlstreben und eine Tür aus Metall versperren den in einer Senke liegenden schmalen Eingang zur Höhle. &bdquo;Es passiert immer wieder mal, dass sich Menschen hier Zugang verschaffen. Mit Wagenhebern oder einer Akkuflex brechen sie die Tür auf und erkunden auf eigene Faust die Höhle. Dabei zerstören sie Schlafplätze, vertreiben die Tiere und stören somit ihren überlebenswichtigen Winterschlaf", beschreibt Thesing. Diese Abenteuer auf eigene Faust stellen nicht nur für die Tierwelt eine Gefahr dar.

&bdquo;Die ersten 38 Meter in der Höhle sind noch recht gut passierbar. Alles, was danach kommt, ist wahnsinnig gefährlich und selbst für geübte Kletterer ein anspruchsvolles Unterfangen", betont er. &bdquo;Jemand, der dort verunglückt, muss sich auf einiges gefasst machen. Das Gelände ist unwegsam und die Höhle nur schwer begehbar. Diese Art von Rettungsaktionen können gut und gerne 48 Stunden dauern", stellt Thesing nüchtern fest.

Das bedeutet nicht, dass vom &bdquo;Höhlenfieber" gepackte Wanderer keine Chance haben sollten, eine Höhle zu erkunden. Die Faszination, die diese Gewölbe ausstrahlen, versteht der ehrenamtliche Höhlenforscher nur zu gut. &bdquo;Bevor sich Laien auf eigene Faust in die Höhlen begeben, können sie sich direkt an die örtlichen Vereine wenden. Wir bieten außerhalb der Schutzzeiten auch Führungen für Interessierte an. Wir kennen die sensiblen Stellen und können eine sichere Tour gewährleisten", so Thesing.

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