Hier kommen Lippes sieben kühlste Orte

Kreis Lippe. Die Sonne lacht, die Temperaturen klettern endlich wieder in sommerliche Höhen. Und doch gibt es Orte in Lippe, die kalt sind. Daher geht es nun im vierten Teil der LZ-Serie &bdquo;Lippes Sieben“ um Lippes kühlste Orte. Der Deutsche Wetterdienst betreibt im Kreis Lippe zwei Stationen, eine in Bad Salzuflen, eine in Lügde-Paenbruch. Und die Messwerte zeigen: Hier war es im vergangenen Jahr kalt. Am 9. Januar sind in Paenbruch kurz über dem Boden minus 13,5 Grad Celsius gemessen worden, in Salzuflen war es am 10. Januar minus 11 Grad kalt. Im Jahresmittel war es laut Deutschem Wetterdienst im Raum Schieder-Schwalenberg besonders kühl: Auf 9,5 Grad kommen die Auswertungen.

Doch es gibt Orte in Lippe, in denen es ganze Jahr über kalt ist - nicht nur im Winter. Die Redaktion hat wieder sieben Orte ausgewählt, in denen es ziemlich kalt ist, etwa im Brakelsieker Gefrierhäuschen mit minus 18 Grad oder in der Holsteinhöhle in Veldrom. Natürlich ist dies - wie immer - nur eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Eiskeller unter dem Detmolder Residenzschloss Unter dem Fürstlichen Residenzschloss in Detmold liegen im Untergrund gleich zwei frostige Höhlen verborgen: Direkt am Schloss und in der großen Bastionsmauer sind Eiskeller eingelassen, die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammen. Darin wurde in früheren Zeiten Eis gelagert, das sowohl zum Kühlen von Lebensmitteln als auch zur Produktion von Speiseeis gedacht war.

Der größere der beiden Räume, die nicht öffentlich zugänglich sind, ist über eine schmale Treppe zu erreichen, die gut fünf Meter unter die Erde führt. Unten angelangt, sind die Überreste von Holzverstrebungen, die quer durch den Raum führen, zu erkennen. Der restliche Raum ist wie ein lang gezogener Zylinder geformt, der oben von einer Kuppel abgerundet wird. Das Mauerwerk ist komplett abgedichtet. Kein Sonnenstrahl und kein Luftzug kommen herein. So konnte die Temperatur damals konstant auf acht bis zehn Grad gehalten werden. Das Eis für den Keller besorgten sich die Edelherren direkt aus dem im Winter zugefrorenen Schlossgraben oder den umliegenden Gewässern.

Begehbares Gradierwerk mit Sole-Nebelkammer, Bad Salzuflen Nordsee-Feeling in Lippe? Ja, das gibt es. Und zwar an den Gradierwerken in Bad Salzuflen. An deren Schwarzdornwänden rieselt salzhaltige Sole herunter, die dabei verstäubt wird. Dadurch entsteht in unmittelbarer Nähe der imposanten Holzbauwerke kühleres &bdquo;Nordseeklima“.

Noch viel intensiver ist dieser Effekt in dem begehbaren Erlebnisgradierwerk, dem jungen &bdquo;Star“ des Ensembles (Baujahr 2007) an der Parkstraße. Wer bei warmen oder gar heißen Außentemperaturen hinein kommt, merkt sofort die Abkühlung. Die ist bisweilen so krass, dass empfindlichere Naturen eine Jacke überziehen oder die sich in dem Moment wünschen. Ebenfalls einen Besuch wert ist die Sole-Nebelkammer in dem Gradierwerk, in dem es noch eine ganze Spur feuchter und frischer ist. Und dann geht es hinauf auf die Dachterrasse, von der der Besucher einen wundervollen Ausblick auf den Kurpark und die Stadt hat.

Über alle Bad Salzufler Gradierwerke rieseln pro Jahr 73.000.000 Liter Sole (73 Millionen). Geregelt wird der Zufluss über bis zu 1000 handbetriebene Wasserhähne. Der Eintritt in das Erlebnisgradierwerk kostet 4 Euro (ermäßigt 2,50 Euro). Geöffnet ist in der Kursaison (April bis Oktober) täglich von 10 bis 18 Uhr.

Das Brakelsieker Gefrierhäuschen

Minus 18 Grad Celsius! Einer der kältesten Orte in Lippe ist definitiv das Brakelsieker Gefrierhäuschen, das einzige seiner Art in ganz Lippe. Von außen wirkt es ein wenig unscheinbar, weißer Anstrich, rotes Dach, vielleicht 70 Quadratmeter groß, man könnte es für ein Tiny House halten. Doch das Haus hat nur ein einziges Fenster. Dafür viele, viele Mieter. Und wer vorbeigeht, vernimmt das stetige Summen eines Ventilators. Im tiefsten Inneren herrscht Eiseskälte, im ehemaligen Vorfroster sogar -30 bis -40 Grad, um Lebensmittel vor der Kühlung schockzugefrieren.

Eröffnet wurde die Gemeinschaftskühlkammer vor 67 Jahren. In den 50er Jahren hatte kaum ein Haushalt eine Gefriertruhe oder einen Kühlschrank, aber allerorten wurde geschlachtet und eigenes Obst und Gemüse geerntet. Die Menschen waren Selbstversorger - und konnten nun ihre Vorräte in einem Gemeinschaftshaus mit 70 Mietfächern mit einem gesamten Fassungsvermögen von 13.200 Litern zentral einfrieren. Wer mag, kann noch heute eines der Fächer mieten, um seine Lebensmittel extern einzufrieren. Mindestens 32 Jahre wollen die Brakelsieker ihr Gefrierhäuschen noch betreiben - so lange, bis die Erbpacht nach 99 Jahren ausläuft.

Hohlsteinhöhle in Veldrom Die Hohlsteinhöhle im Wald bei Veldrom ist eine von insgesamt 45 erfassten lippischen Höhlen. Mit einer Länge von etwa 262 Metern und einer Tiefe von 47 Metern ist sie die längste und zugleich tiefste im Kreisgebiet - kein Wunder, dass es hier auch im Sommer kühl ist. Gleichwohl sollte sie nicht betreten werden, weil dies für Laien mit erheblichen Risiken verbunden ist und weil es sich um ein sensibles Biotop und Geotop handelt. Die Höhle ist als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet klassifiziert und steht damit unter besonderem Schutz. Sechs verschiedene Fledermausarten und e twa 500 bis 700 Fledermäuse finden dort pro Jahr einen Platz zum Überwintern , und auch einige Insekten wie der Höhlenräuberkäfer und der Höhlenkäfer sind zu finden.

Weitere Informationen gibt es bei der &bdquo;Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Lippe“, die die Höhle betreut und regelmäßig Wanderungen in das Gebiet anbietet. Die nächste öffentliche karstkundliche Wanderung über den &bdquo;Höhlenweg“ bei Schlangen findet am 21. September zum Tag des Geotops statt. Treffpunkt ist 11 Uhr der Wanderparkplatz am &bdquo;Bauerkamp“ in Schlangen.

Kühlkeller Brauerei Strate Wenn es in diesen Tagen doch irgendwo ordentlich kalt sein sollte, dann bitteschön in der Brauerei. Der Kühlkeller ist so eine Art zweite Heimat des Ersten Braumeisters der Detmolder Brauerei Strate, Marvin Knebel. Hier reift das Bier bei 0 bis minus 1 Grad in 20 Tanks a 38.800 Liter. Sechs Meter reichen die Tanks in die Wand, erklärt Knebel. Der 30-Jährige ist schon seit elf Jahren bei Strate, hat seine Ausbuldung dort absolviert, will nirgendwo anders hin. Außer raus aus der Kälte.

Tiefkühlraum Edeka in Bad Meinberg Minus 21 Grad Celsius – so kalt ist es im Tiefkühlraum des Edeka-Marktes in Bad Meinberg. Hinter einer schweren Stahltür lagern dort die Vorräte an Tiefkühlprodukten, bevor sie in die Truhen im Markt kommen. Schon beim Öffnen entweicht kalter Nebel, der den Temperaturunterschied sichtbar macht. Beim Betreten schlägt die Kälte einem förmlich entgegen. Wer an einem heißen Sommertag auch nur ein paar Sekunden in dem Raum verbringt, ist sofort erfrischt. Allerdings ist der Tiefkühlraum nur für Mitarbeiter des Edeka-Marktes zugänglich.

Kilianskirche in Lügde Sie ist eins der schönsten Beispiele für romanische Baukunst in Lippe: Die Kilianskirche am Ortseingang von Lügde hat einen ganz eigenen Zauber. Und eine ganz eigene Raumatmosphäre. Sie ist keine klassische Pfarrkirche, die ständig in Benutzung ist, darum fehlt ihr etwas, das die meisten Sakralbauten heutzutage haben: Eine Heizung.

Die mächtigen Bruchsteinmauern halten Schnee und Eis ab, aber drinnen wird es eben auch nicht warm, sondern es bleibt stets kühl, also lohnt ein Besuch im Sommer erst recht. Übrigens dient das Gotteshaus nicht nur als Friedhofskirche, sondern auch als Schauplatz des Dechengottesdienstes zu Beginn des Osterräderlaufes. Die Dechen wissen damit umzugehen und ziehen sich einfach ein bisschen wärmer an.

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