Dieser Berg bei Lippe lieferte Steine für den Berliner Reichstag

Horn-Bad Meinberg/Paderborn/Höxter. Heißt es eigentlich der oder die Velmerstot? Forstdirektor Franz Lödige, langjähriger Leiter des Forstamtes Paderborn und später im Regionalforstamt Hochstift tätig, hat einen klaren Favoriten, welcher ihm in seinem Elternhaus quasi in die Wiege gelegt worden ist. Aber für beide Varianten, sagt er, gebe es eine schlüssige Erklärung: Die männliche, wenn von &bdquo;stot“ mit dem Steilhang über Veldrom übersetzt. Und die weibliche, wenn &bdquo;stot“ die Stute(n) bezeichnen, die auf den Pferdeweiden des lippischen Grafen standen.

Lödige ist wie der zuständige Regionalförster Andreas Bathe und Matthias Berndt, neuer Leiter des landeseigenen Forstbetriebes des Regionalforstamtes Hochstift, Anhänger der männlichen Form. Eins haben beide Versionen jedenfalls gemein: Mit dem Tod haben sie nichts zu tun – im Gegenteil. Denn am Berg herrschte immer reger Betrieb.

Über Jahrhunderte trieben die Menschen ihr Vieh auf den Berg, wo vor einigen Wochen der mutwillig in Brand gesetzte Aussichtsturm Aufsehen erregte . Früher war der Velmerstot geprägt von großflächigen Bergheiden, entstanden durch Weidenutzung. Später wurden weitere Schätze des Berges genutzt. Am östlichen Rand gebe es einen großen Steinbruch, der laut Lödige jahrhundertelang abgebaut wurde. &bdquo;30 bis 35 Steinmetze und ihre Mitarbeiter waren dort zeitgleich tätig“, erinnert Regionalförster Andreas Bathe an die besondere Geschichte. Entsprechend viele Menschen hätten an der Bergflanke gearbeitet und Sandstein und Eisenerz abgebaut. Mit Pferden und Ochsen seien die Steine ins Tal transportiert worden und mit einer Lorenbahn von Leopoldstal weiter in die ganze Republik.

Steine für den Reichstag und die Landungsbrücken

Bis 1936 sei der Steinbruch unterhalten worden: &bdquo;Von dort wurde Baumaterial unter anderem für den Berliner Reichstag, die Hamburger Landungsbrücken und den Paderborner Dom geliefert“, weiß Lödige.

Ab Anfang des 19. Jahrhunderts sei mit der Aufforstung mit Fichten durch die Preußische Forstverwaltung begonnen worden – nach und nach wichen die typischen Bergheiden den dann prägenden Fichten. Dann fiel der Wald einer neuen Nutzung zum Opfer – der Verteidigung. Im Auftrag der NATO-Streitkräfte habe 1962 der Kahlschlag begonnen, u m die Errichtung der Raketenstation auf dem Preußischen Velmerstot zwei Jahre später vorzubereiten.

Fast vier Jahrzehnte später ist das ehemalige Militärgebiet zu einem Naturschutzgebiet und Erholungsraum entwickelt worden. Der Aussichtsturm ist ein beliebtes Ausflugsziel mit einer besonderen Geschichte . Der Velmerstot ist ein von Menschen gestalteter Berg, und das soll er nach dem Willen des Regionalforstamtes bleiben. Nach dem Rückbau der militärischen Anlagen habe es zahlreiche Offenlandbereiche gegeben, die sich zu wertvollen Biotopen entwickelt hätten. Diese zu erhalten, ist ein Ziel: &bdquo;Wir arbeiten regelrecht gegen den Wald auf der Kuppe an“, erläutert Bathe. Denn: Überließe man das Areal sich selbst, würde sich alsbald wieder ein Wald entwickeln.

Ehrenamtler leisten 1000 Arbeitstage

Neben Schafen und Ziegen, die auf der Kuppe weiden, helfen dabei auch Menschen: Über den Würzburger Verein Bergwaldprojekt kommen jährlich Freiwillige im Alter zwischen 16 und 80 Jahren ins Ostwestfälisch-Lippische, um sich in ihrer Freizeit an Landschaftspflegearbeiten am Velmerstot zu beteilige n: &bdquo;1000 freiwillige Arbeitstage haben sie so über die Jahre bereits geleistet“, schätzt Bathe. Anfang Oktober haben der Landesbetrieb Wald und Holz NRW, vertreten durch das Regionalforstamt Hochstift, der Verein Bergwaldprojekt und der Kreis Lippe eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um das Artenschutzprojekt langfristig zu sichern.

&bdquo;Es gibt zwar keine einzigartigen Tiere oder Pflanzen in diesem Gebiet, das Besondere liegt in der Vielfalt der Lebewesen und Pflanzen“, sagt Berndt und erwähnt neben Beerensträuchern, Heidepflanzen und Ginster und sogar Orchideen. Ebenso Wärme und Licht liebende Arten wie Eidechsen, vielerlei Käfer und Schmetterlinge, denen der Wald zu dunkel ist, finden hier ihren Lebensraum.

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