Nach Vorfall in Horn: Wie kommt es zu einer Staubexplosion?

Horn-Bad Meinberg. Bei den meisten Explosionen im Alltag ist Luft(sauerstoff) mit von der Partie. Damit etwas explodieren kann, kommt es auf das richtige Mischungsverhältnis von Stoffen an. Erst das macht eine schnelle chemische Reaktion möglich, die für einen schnellen Temperaturanstieg und eine Druckwelle sorgt. Bumm! Während vielen zuallererst Gasexplosionen (Mischung von Luft und Erdgas oder gasförmigem Benzin) in den Sinn kommen, gibt es auch explosive Gemische mit staubförmigen Feststoffen, wie die Staubexplosion, zu der die Feuerwehr Horn-Bad Meinberg am Montagmorgen ins Heizkraftwerk an der Wilberger Straße gerufen worden war .

Gemische aus Luft und Staub sind explosionsfähig, wenn der Staub aus brennbarem Material besteht. Das kann beispielsweise Kohle-, Mehl-, Kakao-, Kaffee-, Zucker-, aber auch Magnesium-, Aluminium- oder sogar Eisen- und Stahlstaub sein. Je feiner der Staub ist, umso explosiver ist das Gemisch. Für die Zündung reicht - wie bei einer Gasexplosion - ein elektrischer Funke oder elektrostatische Aufladung beispielsweise durch Gummiförderbänder.

Eine Staubexplosion habe im Unterschied zu einem normalen Brand viel mehr Rauch, beschreibt Feuerwehr-Pressesprecher Claus Rafael Müther. &bdquo;Außerdem gibt es sehr viele kleine Glutnester.“ Deshalb brauche man zum Löschen gar nicht so große Mengen Wasser, sondern arbeite eher mit vielen kleinen Schläuchen, um die Glut an vielen Stellen zu löschen. Feuerwehrleiter Stephan Beinker betont die große Vorsicht, die bei der Planung und Durchführung des Löschangriffs nötig ist. Auf keinen Fall dürfe durch das Löschwasser weiterer Staub aufgewirbelt werden. &bdquo;Wir hatten Glück, dass der große Spänebunker noch nicht betroffen war.“

Staubexplosionen mit verheerenden Auswirkungen

Staubexplosionen können verheerende Auswirkungen haben. So riss eine Staubexplosion in einem Silo am Kieler Nordhafen 1970 sechs Menschen in den Tod und verletzte 17 weitere. Ein kleiner Band in der Bremer Rolandmühle führte 1979 zu einer Staubexplosion mit 14 Toten und 17 Verletzten. Bei einer Reihe von Staubexplosionen in einer Zucker-Raffinerie im US-amerikanischen Bundesstaat Georgia kamen 2008 14 Arbeiter ums Leben und 36 wurden verletzt. Bei allen Vorfällen wurden Teile der Gebäude und Silos zerstört.

In Horn hätten zwar Explosionsklappen wie vorgesehen funktioniert und die Wucht der Druckwelle abgeleitet, wie Feuerwehrleiter Beinker berichtet. &bdquo;Trotzdem hat es immer noch ausgereicht, dass die Tore aus der Halle gedrückt worden sind.“

Verhindern lassen sich Staubexplosionen am besten durch Sauberkeit innerhalb der Produktionsanlagen. Wo kein Staub entsteht, kann sich auch kein explosionsfähiges Gemisch bilden. Außerdem hilft es, elektrische Anlagen regelmäßig zu überprüfen und zu erden. So können Zündfunken und elektrostatische Aufladung vermieden werden. &bdquo;Das kann aber auch in den besten Betrieben passieren“, schränkt Feuerwehrleiter Beinker ein. So richtig ausschließbar sei das nicht. &bdquo;Oft ist es einfach eine Verkettung unglücklicher Umstände“, sagt er auch mit Blick auf den fast identischen Einsatz beim Horner Wärmekraftwerk im Jahr 2023. &bdquo;Passieren kann das immer wieder.“

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