Enge Straßen: Warum das Parken in Horn-Bad Meinberg lebensgefährliche Folgen haben kann

Horn-Bad Meinberg. Sie versuchen, Leben und Eigentum anderer Menschen zu retten - und müssen sich dafür noch anpöbeln lassen: Rettungskräfte und Bauhofmitarbeiter im Einsatz. Was ihnen die Arbeit erschwert und was Bürger - schon aus Eigeninteresse - tun können, erläutern diese. Dabei geht es mit schweren Fahrzeugen in zwei Straßen in Horn und Bad Meinberg. Beispielhaft, denn schmale Straßen gebe es in jedem Ortsteil, sagt die Verwaltung.

Den ersten Schnee gab es bereits, der Bauhof hat mehrere Tonnen Salz gebunkert. &bdquo;Um 2.30 Uhr fährt der Einsatzleiter vom Dienst acht bis zehn Punkte in verschiedenen Ortsteilen ab und entscheidet dann, wo in welchem Umfang geräumt oder gestreut werden muss“, erzählt Bauhofleiter Stephan Beinker. Die zwölf Mitarbeiter pro Schicht starten um 3 Uhr mit den Räum- und Streufahrzeugen, um noch vor dem Berufsverkehr die Haupttangenten gestreut zu haben.

Eng wird’s in der Freiligrathstraße

Dann kommen die Nebenstraßen an die Reihe - und da kann es problematisch werden. Mit dem Räum- und Streufahrzeug mit 10,50 Meter Länge geht es in die Freiligrathstraße, wo auch einige Mehrfamilienhäuser stehen. Valeri Bauer muss zwei Steuerhebel für den Schneeschild, also den drei Meter breiten Schieber vor dem Fahrzeug, bedienen. Das erfordert höchste Aufmerksamkeit. Die Straße ist sowieso schon schmal, durch parkende Anwohnerautos verengt sich die Straßenbreite noch mal. Dem Bauhofmitarbeiter bleibt nichts anderes übrig, als teils auf den Fußgängerbereich auszuweichen. Muss er bei Schnee den Schneeschild diagonal manövrieren, benötigt er mehr als drei Meter Fahrbahnbreite.

Bei Glatteis streut er: 12 bis 15 Gramm pro Quadratmeter. Das Fahrzeug führt 4,5 Tonnen Streugut mit sich. Fünf Fahrzeuge sind bei Schnee und Eis im Einsatz. Dazu kommen private Unternehmer, die im Bedarfsfall von der Stadt für zusätzliche Räum- und Streudienste angerufen werden. Wer denkt, dass die Bauhofmitarbeiter nur selten zu solchen Einsätzen rausfahren müssen, täuscht sich. Im Winter 2023/24 sei das Team 70 Tage im Volleinsatz gewesen, resümiert Stephan Beinker. &bdquo;Wir haben schon viel mit Glatteis zu tun.“

Einsatzfahrzeuge auf Tour

Was tut Valeri Bauer, wenn er im Räumfahrzeug nicht weiterkommt? In seltenen Fällen klingelt er mal an einer Haustür, wenn es etwas später ist. &bdquo;Wir sind darauf angewiesen, dass die Leute mitmachen“, sagt er. Seit 33 Jahren arbeitet er beim Bauhof. Fünf bis sechs Stunden dauert eine normale Schicht, bei schwierigen Straßenverhältnissen auch wesentlich länger.

Als Erstes fährt er immer den Busbahnhof in Horn an, dann bis 7 Uhr das Schulzentrum wegen der Busse. &bdquo;Wenn das nicht geräumt ist, stehen alle quer“, weiß er. Schwierig sei auch die Leopoldstaler Straße, wenn Lastwagen bei Glatteis weder vor noch zurück könnten. Die Bahnhofstraße nach Bad Meinberg fährt er bei Bedarf sogar mehrmals ab. Am Ende der Schicht sind die Parkplätze an der Reihe. Für ihn am schlimmsten: ein Eisregen.

Bürger beschweren sich

Auch wenn alles nach Plan läuft - Beschwerden laufen beim Bauhofleiter trotzdem immer auf. &bdquo;Es rufen Leute an und sagen, sie hätten Schneeberge vor ihrer Einfahrt“, berichtet Beinker. Eine Höhe von zehn Zentimetern hält er für hinnehmbar. Irgendwo muss die weiße Pracht ja hingeschoben werden. &bdquo;Wir wollen niemanden ärgern und haben einen klaren Auftrag“, verdeutlicht er. Das Fahren sei eine hohe Belastung, Rückwärtsfahren sehr schwierig. Anwohner sollten lieber ausreichend Platz lassen. Also schauen, dass mehr als drei Meter Fahrbahn frei sind. Das könnte aber noch aus einem ganz anderen Grund lebenswichtig sein.

Die Feuerwehr demonstriert in Bad Meinberg, was bei einem Brand notwendig ist. Zwei Einsatzkräfte fahren jeweils im Hubrettungsfahrzeug mit Drehleiter mit, erzählt Rolf-Dieter Hanning, stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Horn-Bad Meinberg, auf dem Weg in die Moorstraße. Hier stehen meist schmucke Einfamilienhäuser - und Fahrzeuge am Straßenrand.

Einsatz beim Brand

&bdquo;Wenn wir zu einem Brand in einem Wohngebiet kommen, müssen wir ziemlich genau vor dem Haus das Fahrzeug aufbauen“, schildert Hanning. Heißt, auch die beiden Stützen mit einer Breite von jeweils 1,5 Meter müssen ausgefahren werden - wenn die Drehleiter zum Einsatz kommen muss. Mit mehreren parkenden Autos ginge das hier nicht - und in vielen anderen Straßen auch nicht.

Die weiteren fünf, sechs Einsatzfahrzeuge könnten etwas entfernt stehen, sagt der Ehrenamtliche. Er bedauert, dass die Feuerwehr seit drei Jahren Pöbeleien ausgesetzt sei. Etwa durch Leute, die bei einem Einsatz nicht warten könnten oder sich über eine Absperrung hinwegsetzen wollten.

Feuerwehr und Bauhof möchten die Bevölkerung sensibilisieren für die Problematik in engen Straßen und bitten darum, Autos umzustellen, damit ausreichend Platz für die Einsatzfahrzeuge ist. Gegenseitige Rücksichtnahme wünscht sich der Bauhofleiter, um es den Kollegen nicht zu schwer zu machen.

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