
Seit 100 Jahren bietet das Haus "Havergoh" Unterkunft und Verpflegung. In der Chronik des Bad Meinberger Betriebes ist der Wandel des Gebäudes, aber auch der stete Umbruch in der Branche dokumentiert.
Horn-Bad Meinberg. Die ersten Gästeräume kamen 1910 in das Haus, welches zuvor ein kleines Wohnhaus war und außerdem zwei Privatschulräume beherbergte. "Schneidermeister Hermann Adolf Meier zum Havergo war es, der hier die ersten Pensionsräume bauen ließ", sagt Manfred Wiehenkamp, der das heutige Wander- und Fahrrad-Hotel leitet. Um die Geschichte des Hauses nachvollziehen zu können, hat er tief in seiner Familienchronik recherchiert. "Meine Urgroßmutter war es dann, die das Fremdenheim Haus Havergoh als Saisonbetrieb führte", berichtet Wiehenkamp.
In der Anfangszeit hatten die Beschäftigten auch aufgrund der damaligen Umstände alle Hände voll zu tun. Schließlich mussten die Kurgäste des Staatsbades mit Wasser und Vollverpflegung versorgt werden - ohne die heutigen Vorrichtungen, versteht sich. "Kein fließend Wasser, eine Ofenheizung und die Toiletten im Anbau waren zu dieser Zeit Standard", erklärt der Leiter des Wander- und Fahrradhotels.
In den 30er-Jahren übernahmen laut der Familienchronik Martha und Minna Meier zum Havergo den Betrieb. In einem zeitgenössischen Prospekt der Stadt, der mit dem Slogan "Bad Meinberg - nahe der altgermanischen Kultstätten Externsteine und Hermannsdenkmal" warb, bot die Pension Betten, Vollverpflegung und eine Pauschal-Moor-Kur mit 21 Tagen Übernachtung an. Das Haus wurde zudem erstmals mit einer Warmwasserversorgung und einer Zentralheizung ausgestattet.
Durch die Zeit von Gesundheitsreform und Gästerückgang führte Gerda Meier zum Havergoh-Wiehenkamp das Unternehmen und setzte dabei auf individuelle Betreuung privater Gäste. "Damit schaffte sie es, viele Stammgäste für das Haus zu gewinnen. Und ihr gelang ein wirtschaftlicher Erfolg in schweren Zeiten", lobt Wiehenkamp, der den Betrieb heute bereits in der vierten Generation führt.
Die Familienchronik, so sagt er, zeige ein interessantes Bild davon, wie sich das Selbstverständnis seines Gewerbes in der langen Zeit immer wieder modernisiert habe. Ständig wachsende Standards und wechselnde Kur- und Urlaubsgewohnheiten sorgten für einen fortwährenden Wandel, mit dem auch heute noch durch ständige Modernisierungen und Anpassungen Schritt gehalten werden müsse.