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Förster findet Wohnhöhle im Naturschutzgebiet

Gottfried Helmers entdeckt in der Nähe der Externsteine eingerichtete Behausung eines Unbekannten

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Wohnhöhle im Wald entdeckt - © Horn
Wohnhöhle im Wald entdeckt (© Horn)

Horn-Bad Meinberg/Holzhausen-Externsteine.Ungewöhnliches Zuhause mitten im Wald: Unter zwei zu Boden gegangenen Baumstämmen hat sich vermutlich ein Obdachloser häuslich eingerichtet.

Gottfried Helmers, zuständiger Förster des Forstreviers Nassesand, dient auf dem breiten Wander- und Wirtschaftsweg ein abgesägter Baumstamm als Orientierung. Vom hier abgestellten Geländewagen geht es etwa 50 Meter durch leichtes Dickicht, bis zwei mächtige umgefallene Baumstämme ins Blickfeld geraten. Auch Helmers hat erst nah herangehen müssen, bis er die menschliche Behausung entdeckte.

Förster Gottfried Helmers in der Erdhöhle. - © Foto: Gröne
Förster Gottfried Helmers in der Erdhöhle. (© Foto: Gröne)

Ein Jagdpächter habe die Höhle im Unterholz nach einem Hinweis gesucht und nach zwei Wochen auch gefunden, berichtet der Förster. Der Unbekannte hat sich den Platz zwischen zwei samt Wurzelwerk umgefallenen Bäumen zunutze gemacht. Gegen Feuchtigkeit deckte er die offene Seite mit einer durchsichtigen Plastikplane ab. Gegen die Kälte isoliert Stroh. Den versteckt liegenden Eingang verschließen zwei Decken, zum Abtreten dient eine Automatte.

Niemand kommt auf Zuruf aus der Höhle. Gebückt ist das Eintreten möglich. Hier ist es tatsächlich nicht so kalt wie draußen. Die Feuerstelle sieht so aus, als ob sie kürzlich erst benutzt worden wäre. Augenscheinlich lebt der Mann (oder ist es eine Frau?) schon seit längerem in der Baumhöhle. Der Unbekannte hat hier viele Dinge zusammengetragen, zum Beispiel ein Naturposter. Und es herrscht Ordnung. In der Mitte der etwa acht Quadratmeter großen Behausung liegt die Feuerstelle, daneben ein Schlafsack. Das Holz dafür liegt draußen, vom Regen geschützt, sauber gestapelt. Persönliche Dinge sind in einigen Tüten untergebracht. Es gibt einige wenige leere Flaschen und einen Ast mit drei Rollen Toilettenpapier. Auf einem kleinen Holzbrett stehen Kerzen und eine kleine Engelsfigur. Für sonnige Tage steht draußen ein Schaukelstuhl aus Rattan. An Ästen hängen Töpfe.

Gottfried Helmers hat den Unbekannten bislang noch nicht angetroffen, um ihm sagen zu können, dass er alles komplett wegräumen muss. Grundsätzlich sei eine solche Behausung nach dem Landesforst- und Naturschutzgesetz nicht erlaubt. "Im Naturschutzgebiet ist nur das Wandern auf Wegen erlaubt", erklärt er.

Sollte der Mann nicht verständigt werden können, wird der Unterschlupf unbrauchbar gemacht. "Dann muss die Motorsäge ran und die Fundamente werden angeschnitten", sagt Helmers.

Der Abtransport der Gegenstände mache jedoch Arbeit und koste Geld. In der Hoffnung, dass der Mann von selbst mit seinen Sachen verschwindet, hinterlässt er einen Apfelknirps. Damit der unbekannte Höhlenbewohner schon mal weiß: Er ist entdeckt.

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