Sinalco-Gebäude abgebrannt: Detmolder Gericht spricht Urteil gegen Brandstifter

Detmold. &bdquo;Ich sag dazu nichts, weil ich das nicht war. Ganz einfach.“ Das letzte Wort des Angeklagten klingt bestimmt. Die Entscheidung des Landgerichts beeinflusst es nicht. Nach drei Prozesstagen ist die Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Karsten Niemeyer überzeugt davon, dass der wohnungslose Mann im April dieses Jahres den zweiten und damit verheerenden Brand im Sinalco-Gebäude gelegt hat. &bdquo;Daran haben wir keinen Zweifel“, sagt der Vorsitzende. Das Gebäude lag danach in Schutt und Asche.

Nicht alles an diesem Fall ist allerdings eindeutig. Was das kleinere Feuer zwei Tage vorher angeht, gelingt der Tatnachweis aus Sicht der Kammer nicht. Das Gericht verurteilt den wegen seiner Suchtproblematik vermindert schuldfähigen Angeklagten daher wegen einer Brandstiftung zu drei Jahren Haft - und spricht ihm vom Vorwurf der anderen Brandstiftung frei.

Haft und Therapie Darüber hinaus ordnet die Kammer an, den Angeklagten in einer Entziehungsanstalt unterzubringen, damit er seine langjährige Drogensucht angehen kann. &bdquo;Lassen Sie sich darauf ein“, sagt Richter Niemeyer. &bdquo;Vielleicht ist das die Chance, einen der Umstände abzulegen, wegen dem Sie immer wieder straffällig werden.“

24 Einträge umfasst das Vorstrafenregister des Mannes - darunter vor allem Diebstähle und Delikte im Drogenbereich. Einem alten Urteil nach soll der heute 43-Jährige seit seinem 15. Lebensjahr fast durchgängig illegale Substanzen konsumiert haben, so führt es der forensisch-psychiatrische Sachverständige Dr. Michael Hintersdorf aus.

Den zentralen Beweis für seine Schuld liefert aus Sicht der Kammer ein Gespräch mit einem Anwohner, auf den der Angeklagte zufällig am 10. April in der Nähe des Tatorts gestoßen war. Als die Unterhaltung auf das Feuer zwei Tage zuvor kam, soll der Angeklagte gesagt haben: &bdquo;Das war ich - und ich mache es wieder.“ Kurz danach steht das Gebäude wieder in Flammen.

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Für die Kammer ist die Aussage ein hundertprozentiger Beweis dafür, dass der Mann vor ihnen den Brand absichtlich gelegt hat. &bdquo;Er kündigt es an - und wenig später brennt es. Was soll da anderes gelten?“, fragt der Richter. Außerdem habe der 43-Jährige den Zeugen noch gewarnt, sich mit seiner kleinen Tochter vom Gebäude fernzuhalten. Er hatte die beiden offenbar zwei Tage zuvor am Brandort beobachtet.

Zweifel an Beweisen Ganz so eindeutig, wie der Vorsitzende es in der Urteilsverkündung argumentiert, ist es für Verteidiger Martin Mauntel nicht. Er fordert daher einen Freispruch. &bdquo;Ich halte es für gefährlich, jemanden auf dieser Beweislage zu drei Jahren Haft zu verurteilen“, sagt er im Plädoyer. Laut Mauntel gibt es keine eindeutigen Beweise. Es sei eher ein &bdquo;kann sein, muss aber nicht“, worauf man keine Verurteilung stützen könne.

Weder habe die Polizei Brandbeschleuniger gefunden noch Rußspuren an der Kleidung seines Mandanten festgestellt, sagt Mauntel. Nicht mal der Brandsachverständige hätte die mehreren Brandherde im Gebäude wirklich eindeutig in einen zeitlichen Zusammenhang bringen können. Auf einigen Brandstellen hatte es bereits Spinnenweben gegeben.

Dass sich sein Mandant zudem während beider Feuer in der Nähe des Gebäudes aufgehalten habe, sei ebenfalls nicht über zu bewerten. Das Abbruchhaus sei schließlich ein Treffpunkt für Obdachlose und Drogenabhängige, zudem befinde sich in unmittelbarer Nähe noch die einzige Praxis, die den Süchtigen Methadon aushändigte. Daraus könne man daher keine Schlüsse gegen den Angeklagten ziehen, meint der Verteidiger.

Geständnis vor einem völlig Fremden? Staatsanwalt Alexander Görlitz bewertet die Beweislage nochmals anders. Laut Görlitz kann es kein Zufall sein, dass das Haus so kurz hintereinander zweimal gebrannt hat. Er sieht den Angeklagten daher für beide Brände verantwortlich und beantragt eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten. Für ihn steht dabei auch das Gespräch mit dem Anwohner im Fokus. &bdquo;Das ist nichts anderes als ein Geständnis“, sagt Görlitz. &bdquo;Er hat die Tat eingeräumt vor einem völlig Fremden.“

Verteidiger Mauntel versucht dagegen, dem Satz nicht zu viel Bedeutung zuzuschreiben. Schließlich hätte sein Mandant unter Drogen gestanden, außerdem gebe es keine Anhaltspunkte für ein nachvollziehbares Motiv. &bdquo;Nicht jeder Junkie zündet einfach ein Haus an“, sagt der Bielefelder Verteidiger. &bdquo;Erst recht nicht, wenn er damit sein einziges Dach überm Kopf zerstört.“

Kammer sieht auch Entlastendes Dass die Kammer ablehnt, noch die Ex-Ehefrau des zentralen Zeugens zu hören, die ihm noch kurz nach dem Feuer dazu geraten hatte, seine Begegnung der Polizei zu melden, hält Mauntel für ein Versäumnis. Die Kammer hat allerdings keinerlei Zweifel an der Glaubhaftigkeit der schwer belastenden Aussage.

Als entlastend bewertet die Kammer die kurzen und wackelig wirkenden Videosequenzen, die der Angeklagte nach dem ersten Brand am Tatort gemacht habe. Darauf ist die Stimme des Angeklagten zu hören, der sich Sorgen um Verletzte macht. &bdquo;Er hat sich zwar später damit gerühmt, sorgt sich aber im Video um Freunde, die möglicherweise noch im Haus sein könnten“, erklärt Niemeyer. Ob der erste Brand also aus Fahrlässigkeit gelegt worden ist oder möglicherweise noch ein Dritter im Spiel sein könnte, könne die Kammer nicht sicher sagen.

Die Verteidigung hat bereits angekündigt, in Revision zu gehen.

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