Hunderte Motorräder stören Heidelbecker Anwohner

Kalletal-Heidelbeck. Erneut beklagen die Heidelbecker die Vielzahl der laut durchfahrenden Motorräder in ihrem Dorf. &bdquo;Auch Pkw, Linienbusse und die Traktoren mit ihren großen Klärschlammanhängern sind hier oft viel zu schnell." Das ist nicht nur gefährlich, sondern macht vor allem Lärm.

&bdquo;Heidelbeck war immer ein Naherholungsgebiet, das ist alles rückläufig. Es kommen auch erheblich weniger Wanderer hier durch", berichtet Wolfgang Korf. Er ist Mitglied der Bürgerinitiative und Eigentümer des Gasthauses &bdquo;Schlosskrug Heidelbeck".

Zwar wurde zur Sicherheit im Bereich der Bushaltestellen auf rund 400 Metern vor und hinter der Einmündung der Kurstraße eine Tempo-30-Zone eingerichtet. Diese werde jedoch von mehr als der Hälfte der vorbeikommenden Fahrzeuge ignoriert. &bdquo;Der Lärm ist für die Besucher unserer Außengastronomie unzumutbar geworden", weiß der Gastwirt aus leidvoller Erfahrung. &bdquo;Die Biergartengäste sind praktisch ganz weggebrochen." Inzwischen verzeichnet er Umsatzeinbußen von fast 50 Prozent. &bdquo;

Vor rund zwei Wochen hat eine private Verkehrszählung an einem Samstagnachmittag zwischen 12 und 18 Uhr rund 780 Motorräder erfasst. Sonntags sind es noch mehr", so Korf. &bdquo;Manche Motorräder übertragen so eine Vibration bis ins Haus, dass die Kaffeelöffel auf den Untertassen klappern."

&bdquo;Hätten wir das geahnt, wären wir nicht hierher gezogen", stellt auch das Ehepaar Wörmann fest, das direkt gegenüber dem &bdquo;Schlosskrug" wohnt. Besonders betroffen sind auch die Bewohner der Häuser an den Ortseingängen, wo noch die &bdquo;50" gelten. Am südlichen Dorfausgang wohnt das Ehepaar Hardt. &bdquo;Am Ortseingangsschild drosseln sehr viele Fahrer ihre Maschinen jedoch nicht ab, haben oft noch eine Geschwindigkeit von weit über 50 drauf und fahren dann auch zu schnell in die 30-Zone ein", so Helmut Hardt.

Er erzählt: &bdquo;Wir sind gerade erst aus Duisburg hergezogen, weil es uns in der Stadt zu laut war." Sie wollten ihr Rentnerleben eigentlich in der friedvollen Beschaulichkeit der Dorfidylle verbringen. Doch von Ruhestand kann nun keine Rede mehr sein. &bdquo;Vor allem am Wochenende rasen bei gutem Wetter zahllose dröhnende Motorräder an unserem Haus vorbei. Die Lärmbelastung ist enorm", sagt Marita Dittberner-Hardt. Inzwischen haben sie sich Dreifachverglasung einbauen lassen und versuchen, den Fahrtlärm von draußen mit Musik zu überspielen. Außerdem parken sie nun ihre Autos als Hindernis für Raser auf beiden Seiten der Straße.

&bdquo;Unser Verkehrsdienst und der Bezirksdienstbeamte Bernd Krüger erhielten bereits entsprechende Beschwerden von Anwohnern", teilte Laura Merks von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Lippe mit. Demnach würden bereits zeitweise Geschwindigkeitskontrollen in Heidelbeck vorgenommen.

Auch die Gemeindeverwaltung hat das Problem erkannt und inzwischen reagiert. &bdquo;Wir stehen im Kontakt mit der Bürgerinitiative und haben eine Messanlage aufgestellt, die die Menge der Fahrzeuge und deren Geschwindigkeit erfasst. Sie wird an verschiedenen Stellen in Heidelbeck eingesetzt", erklärte Bürgermeister Mario Hecker. &bdquo;Nach der Auswertung werden wir die Daten der Bürgerinitiative zur Verfügung stellen und auch dem Kreis Lippe und Straßen.NRW mitteilen." Da es sich um eine Landstraße handelt, sind diese beiden Behörden für weitere Maßnahmen zuständig.

Brigitte Nolting, Fachbereichsleiterin für Ordnung und Verkehr beim Kreis Lippe, war bereits vor Ort und hat angekündigt, dass an zwei Bushaltestellen Fahrbahnverengungen entstehen sollen. Zur Reduzierung der Straßenbreite werden außerdem begehbare Streifen auf die Straße gezogen, die von Fußgängern, Kinderwagen und Radfahrern genutzt werden können.

Korf und einige Anwohner wollen dennoch jetzt große Schilder auf ihren Grundstücken aufstellen, die die Fahrer zur Mäßigung animieren könnten. Aufschriften wie &bdquo;Liebe Motorradfahrer, dieses Dorf ist noch bewohnt!" sollen die Fahrer zum Nachdenken anregen.

Anwohner kiritsieren Ausbau Bereits im Jahr 2018, während des Ausbaus der Ortsdurchfahrt Heidelbeck, bildeten sich Bürgerinitiativen. Schon damals äußerten sie ihre Befürchtungen, dass das Dorf durch die neue und breitere Straße von noch mehr Motorradfahrern genutzt und auch schneller durchfahren werden könnte. Deshalb forderten sie Geschwindigkeitsbegrenzungen und einen Fußgängerbereich längs der Straße. Nach den Arbeiten war die Straße viel breiter geworden als vom Bauträger Straßen.NRW bestellt.

Schafft das Geknatter ab Ein Kommentar von Jens Rademacher.

Heidelbeck ist gefühlt das 257. Dorf, in dem sich die Menschen über Motorradlärm und -raserei beschweren. Und man muss sagen: Die Klagen sind berechtigt. Wie kann es sein, dass vielerorts über Lärmaktionspläne und dergleichen diskutiert wird, aber unzählige lippische Dörfer bei gutem Wetter überrollt werden von Freizeit-Motorradfahrern, denen es auf möglichst lautes Geknatter und Nervenkitzel ankommt?

Ganze Wohngegenden werden unattraktiv, weil bei gutem Wetter nur noch Geknatter von der Straße kommt. Der volkswirtschaftliche Schaden ist da. Das Schlimme: Es herrscht allgemeine Ratlosigkeit bei den Behörden – Raser auf zwei Rädern bewegen sich offenbar im rechtsfreien Raum.

Man hat das Gefühl, die Verantwortlichen in der großen Politik ignorieren das Problem. Dabei hat es üble Dimensionen angenommen: Regelmäßig verunglücken Biker, viele verwechseln Serpentinenstraßen mit dem Nürburgring, setzen ihr Leben und das anderer aufs Spiel. Wohlgemerkt: Wir sprechen hier über ein Freizeitvergnügen, über Menschen, die auf Kosten anderer den Kick ohne Kat suchen.

Wenn die Behörden es nicht schaffen, dafür zu sorgen, dass der außer Rand und Band geratene Teil der Biker sich in Sachen Tempo und Lautstärke an die Regeln hält, dann muss das Motorradfahren in der jetzigen Form eben abgeschafft werden. Zum Beispiel über so hohe Steuern, dass es unattraktiv wird. Das ist zwar nicht fair gegenüber den besonnenen Bikern, aber offenbar geht es nicht anders. Das Leben auf dem Dorf wird dadurch gewinnen.

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