Im Kalletaler Artenschutzhaus sagen sich Maus und Igel gute Nacht

Kalletal-Stemmen. Sie haben ein Haus ganz für sich allein: Vögel, Fledermäuse, Igel, Insekten, Amphibien und andere Wildtiere sind willkommen in einem leerstehenden Gebäude zwischen Möllenbeck und Stemmen. Dort hat das Kiesunternehmen Reese gemeinsam mit Naturschutzbund und Helfern eine Art Hotel für Wildtiere eröffnet.

Das freiliegende Haus stand seit Jahrzehnten leer, wie Projektleiter Christian Höppner von der ausführenden Gesellschaft &bdquo;PatroVit ökologische Betriebsbegleitung" aus Rinteln berichtet. In den 30er Jahren gebaut, sollte es ursprünglich als Pension dienen, doch der wachsende Kiesabbau in der Umgebung durchkreuzte die Pläne. Die Hausbesitzerin verkaufte Areal und Haus letztlich an das Unternehmen Reese. Für Neubau oder Sanierung aber kamen weder die Umgebung noch der Standard des Gebäudes in Frage, wie Christian Höppner erklärt.

Was also tun? Der neue Eigentümer, das Kieswerk H. Pampel der Unternehmensgruppe Reese, entschied sich, das Haus für den Naturschutz zu nutzen, und fragte bei &bdquo;PatroVit" nach. Christian Höppner entwickelte das Konzept, in das die Firma bislang 50.000 Euro investiert hat. Dafür wurde das Haus komplett entrümpelt, Garage und Anbau wurden abgerissen. Und damit sich die tierischen Gäste auch so richtig wohlfühlen, haben in den vergangenen Tagen viele ehrenamtliche Helfer kräftig angepackt und für das passende Mobiliar gesorgt.

Statt Sofa und Sessel setzen die Naturschützer dabei auf Baumaterialien wie Steine, Dachziegel, Holz, Laub und Stroh, die in den einzelnen Räumen so platziert wurden, dass sie Unterschlupf für Kleintiere bieten. Auch Nisthilfen für Vögel, Hornissen & Co. wurden in den Zimmern und an der Fassade angebracht. Die Außenwand wird zusätzlich bepflanzt, so dass das Grün letztlich bis in die Zimmer rankt.

Schmetterling und Waldkauz sind schon eingezogen &bdquo;Wir schaffen sozusagen die Starthilfe und unterstützen die Besiedelung des Hauses. Aber die Tiere kommen von ganz alleine", sagt Dieter Aßbrock vom Nabu Rinteln, der zusammen mit dem Nabu Lippe half, das Haus für die tierischen Gäste herzurichten. Einige Insekten wie das Tagpfauenauge hätten sich schon zur Winterruhe angesiedelt, auch ein Waldkauz wohne schon in dem Gebäude. Und Fledermäuse und Amphibien können sich im Keller einrichten.

&bdquo;Das Naturschutzhaus ist ein überregional bedeutsames Projekt", zeigt sich auch Bernd Mühlenmeier vom Nabu Lippe überzeugt, dem ebenso wie Christian Höppner nicht bekannt ist, dass es in Deutschland bereits ein ähnliches Unterfangen gibt.

Ist das Haus erst einmal hergerichtet, werden Tiere und Gemäuer die kommenden Jahre im Wesentlichen sich selbst überlassen. Christian Höppner und seine Helfer kommen dann nur noch von Zeit zu Zeit vorbei: &bdquo;Wir überprüfen die Population, schneiden den Bewuchs zurück und sichern, dass kein Waschbär oder Mader eindringt und sich über die Kleintiere hermacht."

Drahtgitter vor Fenstern und abgeschlossene Türen sollen die Tiere vor menschlichen Besuchern schützen. Zuletzt hatte es gehäuft Vandalismus und Müllablagerungen in dem leerstehendem Haus gegeben. Um ungebetene Gäste abzuhalten, setzt Höppner zudem auf vierbeinige Unterstützung: So wird das gut zwei Hektar große Areal umzäunt und von Mutterkühen und Kälbern beweidet. &bdquo;Das schreckt vielleicht einige ab."

Überdies, so der Umweltexperte, müsse niemand in das Artenschutzhaus einbrechen, um mehr über über die Unterkunft und ihre Bewohner zu erfahren. Wer Interesse habe, solle sich einfach melden und könne dann an einer Führung vor Ort teilnehmen. Auch an Umweltprojekte für Schulen und Gruppen ist gedacht.

Wer mehr erfahren möchte oder Hilfe für das Projekt anbieten will, der kann sich unter Telefon (0151) 40172730 oder per E-Mail an die Adresse info@patroVIT.de melden.

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