Lippes Impfbus hält in Kalletal: Piks zwischen Nothammer und Stopp-Knopf

Kalletal-Hohenhausen. Als Dirk Rausch am Samstagmorgen mit dem Impfbus auf den Hohenhauser Marktplatz biegt, warten die Menschen bereits. &bdquo;Um 8.40 Uhr war da schon eine lange Schlange", berichtet Iris Schön. Dabei begann der erste Einsatz des Impfbusses im Kreis Lippe erst um 9 Uhr. Das war ein erfolgreicher Auftakt, waren sich die Beteiligten am Samstagmittag einig.

Bis 13 Uhr wurden die Impfstoffe von Biontech und Johnson & Johnson an die Kalletaler verimpft. Eine Anmeldung war nicht notwendig. Wobei: Es waren nicht nur Kalletaler. Auch Menschen aus Bad Salzuflen, Vlotho, Lemgo oder Lage kamen nach Hohenhausen zur Impfbus-Premiere vor der malerischen Kulisse von Bürgerhaus und Corves Mühle, berichtete Christa Bittscheid. Die Allgemeinmedizinerin mit einer Praxis in Langenholzhausen war mit dem Lemgoer Internisten Dr. Heinz Dannenberg in dem umgebauten Linienbus im Einsatz.

&bdquo;Bis 9.30 Uhr waren 60 Dosen verimpft", freute sich Iris Schön. Sie hatte sich mit Bürgermeister Mario Hecker dafür eingesetzt, dass der Impfbus des Kreises in Kalletal Station macht, sagte sie, und habe eine unruhige Nacht gehabt – wegen einer Befürchtung: &bdquo;dass keiner kommt". Zum Glück lag sie falsch. Bis 12 Uhr waren etwa 105 Menschen geimpft, bis 13 Uhr würden es schätzungsweise 130 bis 140 werden, sagte Lavinia Dreier. Die pharmazeutisch-technische Assistentin zog im Bus die Spritzen auf. &bdquo;Ein guter Schnitt", kommentierte ihre Kollegin Silke Wehrmann, die wie Michaela Dingersen als medizinische Fachangestellte in dem vierrädrigen Impfzentrum ihren Dienst tat. Zwei weitere Mitarbeiterinnen nahmen draußen die Impfwilligen in Empfang.

Iris Schön half manchen Flüchtlingen beim Verständnis des Fragebogens. Am Impfzentrum in der Phoenix-Contact-Arena, das noch bis Sonntag, 5. September geöffnet ist, wären im gleichen Zeitraum wohl weniger Dosen verabreicht worden, war zu hören. Im Bus waren sie für bis zu 200 Impfwillige gewappnet. &bdquo;Ich hatte mit etwas weniger Zuspruch gerechnet", sagte denn auch Christa Bittscheid, obwohl der Andrang gegen 11.30 Uhr wieder überschaubarer war. Manche, hieß es, lassen sich wohl auch erst impfen, weil sie langsam Druck spüren.

Flüchtlinge kommen zum Impfen

Iris Schön, die mit dem Verein &bdquo;Gemeinsam im Kalletal" in der Flüchtlingsarbeit aktiv ist, hatte bei ihrem Engagement für den Impfbus neben den Tafel-Kunden auch diese Gruppe im Blick. Die Gemeinde Kalletal sei schon mit vielen Geflüchteten zum Impfen nach Lemgo gefahren, &bdquo;aber wir wollen das noch anderen ermöglichen". Die seien dann auch gekommen. Daneben kamen immer wieder ganze Familien auf dem Marktplatz an, außerdem viele junge Leute. Für Unter-18-Jährige kam da wegen der Zulassung ohnehin nur der Impfstoff von Biontech in Frage. Zur Hälfte sei auch das Vakzin von Johnson & Johnson verimpft worden, berichtete Christa Bittscheid.

Unter den Besuchern war Melanie Traeger. Für die junge Frau aus Brosen war der Stopp des Busses eine gute und komfortable Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Warum nicht vorher? &bdquo;Das wollte ich, aber ich war schwanger." Seit kurzem ist das Töchterchen nun auf der Welt. Die zweite Biontech-Impfung, sagte die Grundschullehrerin, werde sie vermutlich in der Praxis von Christa Bittscheid bekommen. Alle, die sich mit diesem Vakzin impfen ließen, bekamen eine Übersicht mit den Praxen, in denen sie den zweiten Piks bekommen können.

Standort am Markt "nicht optimal"

Übrigens: Um die 15 Minuten zu verbringen, die die Menschen nach der Impfung noch zur Beobachtung vor Ort bleiben sollen, gibt es auf dem Marktplatz genug Bänke. Derweil waren nicht alle vom Standort 100-prozentig überzeugt. Am Supermarkt hätte man vermutlich noch mehr Menschen erreicht, die zufällig vorbeikommen. Wer die &bdquo;Impfhaltestelle" am Marktplatz besucht, steuerte sie wohl gezielt an. Doch in der Kürze der Zeit sei kein besserer Standort verfügbar gewesen, sagte Iris Schön und freute sich, dass wegen der großen Nachfrage noch im Laufe des Vormittags Nachschub für Johnson & Johnson geholt werden musste. Ein zweiter Bus-Stopp für Kalletal sei im Gespräch.

Derweil berichtete Michaela Dingersen im Bus, dass die Leute in Kalletal &bdquo;dankbar und gut drauf seien", während Kollegin Lavinia Dreier zwischen Haltegriffen, Stopp-Knöpfen und Nothämmern gut im umgebauten Bus zurechtkam. Ein paar weitere Ablagen wären aber schön, meinte sie. Die will die Firma Gaus schon bis zum nächsten Stopp des Busses am Samstag, 28. August, von 9 bis 15 Uhr in Lügde an der Kreuzstraße 1 (Rewe-Markt) anbringen, sagte Fahrer Dirk Rausch.

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