LZ-Serie "Nordlippische Weiler": Ein Römer hält in Waterloo die Stellung

Kalletal-Bavenhausen. Dies ist die Geschichte von Uwe Römer. Ein Mann, der täglich sein Waterloo erlebt. Römer, 66, lebt an der Bundesstraße 238 zwischen Lemgo und Hohenhausen. Und diese Bundesstraße heißt postalisch für acht Häuser Waterloo. Es gibt eine Bushaltestelle, einen gelben Briefkasten, eine geschlossene Gaststätte, einen geschmückten Weihnachtsbaum und die größtmögliche Transparenz im Dorf. Sofern Waterloo ein Dorf ist. Gleich mal vorweg: Waterloo besitzt kein gelbes Ortseingangsschild. Nur ein grünes mit gelber Schrift. Wir wollten genau sein: Dies ist eine Geschichte mit Uwe Römer. Und sie beginnt jetzt

Wer beispielsweise mit dem Auto gern in Bad Eilsen auf die A2 Richtung Berlin fährt, seine eigenen vier Wände aber in Lemgo oder Detmold stehen hat, kommt zwangsläufig durch Waterloo. Und wer es noch nicht weiß oder durch einen Brief von der Verkehrsbehörde selbst am Geldbeutel gespürt hat, dem sei nahegelegt, in Waterloo die ausgeflaggte Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten. Bisweilen steht der Blitzer auf dem alten Parkplatz bei Hankemeier, an anderen Tagen kurz vor den Fischteichen, wenn man an der Abfahrt nach Rentorf schon vorbeigedonnert ist. Übrigens: Dann ist es in der Regel schon zu spät. Mit 50 Kilometer pro Stunde und so.

Quer durch die Felder zur Grundschule Waterloo, das sind acht Häuser, eine Siedlung, in der jeder jeden kennt. Und Uwe Römer kann sie aufzählen. Er ist schon als Kind zu Fuß von hier zur Grundschule &bdquo;Am Teimer" quer über eine Schotterpiste durch die Felder gegangen und später mit der Mofa über die B238 gezuckelt. Während Waterloo für Napoleon 1815 die letzte Schlacht wurde, ist der Name für Uwe Römer der Anfang. Und: Gott schenke dem 66-Jährigen noch viele Jahre, es wird auch sein Ende sein. Römer hat keine Ambitionen, den Wohnort zu wechseln. Fragen wir ihn also mal, was so geht. In Waterloo Junction

&bdquo;Den Verkehr höre ich nicht mehr. Nicht im Haus. Nicht im Garten. Irgendwann gewöhnt man sich an die Bundesstraße", sagt Herr Römer und zeigt auf die im Zehn- Sekunden-Rhythmus vorbei fahrenden Autos. &bdquo;Abends kommen mehr aus Lemgo von der Arbeit zurück. Im Sommer sind die Biker etwas laut", ergänzt ein Mann, dessen Haus geographisch zu Bavenhausen gehört. Würde er im Urlaub gefragt, wo er denn wohne, käme &bdquo;Bavenhausen" - nicht &bdquo;Waterloo". Der Ortsname ist schon für Postboten ein Hit. Post kommt stets per Auto. Ein Briefträger an der Bundesstraße wäre fraglos ein Job mit Gefahrenzulage. DHL oder Amazon müssen an der Straße parken oder vor die Garagen der acht Häuser fahren. Als Radfahrer hilft in Waterloo Zusatzstrom. Uwe Römer hat ein E-Bike.

Die Buchstaben spielen verrückt Und kann sich erinnern. &bdquo;Als ich ein Kind war, hatten wir noch eine Tankstelle. Die betrieb Otto Hess auf dem Gelände, auf dem heute die Firma Schlehmeier zu Hause ist. Und links von der Tanke war eine kleine Kneipe." Wer regelmäßig in den 60er Jahren von Lemgo nach Hohenhausen gekesselt ist, wird sich sofort erinnern. Okay; vielleicht. Ach ja, beim Postboten hatten wir noch was vergessen: Gefühlt kommen sie manchmal nicht täglich vorbei. Römer: &bdquo;Ich habe ein Abo der Sport-Bild. Die erscheint mittwochs. Ich bekomme sie aber manchmal erst am Freitag." Und: Gibt es wenigstens das Internet täglich? &bdquo;Schon, aber manchmal, wenn ich die Buchstaben auf der Tastatur sehr schnell tippe, spielen sie verrückt", ergänzt der 66-Jährige.

Die Erklärung bleibt im Netz oder im Verborgenen.Die Liste der besonderen Momente in dem Streckenabschnitt zwischen Friedhof Bavenhausen und Abbieger Rentorf muss allerdings um eine Handvoll &bdquo;Besonderheiten" erweitert werden. Römer im Duktus eines Stadtführers: &bdquo;Wir haben eine Napoleon-Skulptur an der Quelle, unserem Felsenkeller. Das Objekt liegt 20 Meter hinter der Bushaltestelle, die wiederum schräg gegenüber der früheren Gaststätte."

Römer weiter: &bdquo;Und derzeit steht dort ein geschmückter Weihnachtsbaum." Echt? &bdquo;Echt." Ostern wird auch geschmückt. Noch was? &bdquo;Bei uns wohnt mittlerweile eine syrische Familie in einem der acht Häuser." Die Liste einer ungewöhnlich gewöhnlichen Welt endet hier. Und: Waterloo und seine Häuser sind nicht an die Kanalisation angeschlossen. Jeder hat seine Hauskläranlage, drei Kammern, alle zwei Jahre kommt Kuhfuß aus Echternhagen und fährt ab. Abgefahren.

Wer im Outback wohnt, nimmt das Auto Und eine Sache ist natürlich offensichtlich: Will Uwe Römer zum Tischtennis, er war 1972 Gründungsmitglied der Tischtennissparte in Bavenhausen, geht das vorzugsweise mit dem Auto. Gleiches gilt für Arzt- oder Bankbesuche. Wer im &bdquo;Outback" wohnt, kann eben nicht so viel zu Fuß machen. Dafür findet man im Sommer beim Rasenmähen einen Gleichgesinnten, der kaltes Bier im Keller hat. Oder einen Nachbarn, der mal eben einen schweren Schrank mit anfasst, einen Akkuschrauber verleihen kann, den Schnee weghaut und zwei Eier fürs Keksebacken über die Bundesstraße wirft, äh trägt.

Römer: &bdquo;Der Zusammenhalt funktioniert richtig gut." Hier in Waterloo, der Straßensiedlung mit dem grünen Schild.Das Waterloo-Lied.Wir brauchen keine Rolandsburg,wir brauchen keine Saale,wir haben ja ein Waterloo,im schönen Hellbachtale.Und Berge hier und Berge dort,zur Rechten und zur Linken,dies Waterloo, es ist ein Ort,zum Zechen und zum Trinken.

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