Kalldorf beheimatet eine besondere Fischzucht

Kalletal-Kalldorf. Wer in Kalletal etwas über Forellen zu Papier bringen will, dürfte im ersten Anlauf bei Stephan Ludwig Jacobi landen, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erstmals die künstliche Befruchtung von Fischen durchführte.

In Hohenhausen steht zwar ein Denkmal für Jacobi, aber im zehn Kilometer entfernten Kalldorf ist heute eine der wenigen Fischzuchtbetriebe der Region zu Hause. Peter Wenzel, gelernter Fischwirtschaftsmeister, betreibt das Business mit seinem Bruder Falko und seiner Schwester Susanne. Vor rund 16 Jahren hat die Familie die Teiche und das Gebäude am Mühlenteich übernommen. Mittlerweile ist die Forelle also viel näher an die Kalle heran gerückt

Fast 40 Teiche, teilweise zwischen Langenholzhausen und Tevenhausen gelegen, nutzen die Wenzels, um aus dem Laich ein Geschäftsmodell zu machen. Teiche sind in der Regel rund zwei Meter tief und zwischen 150 und 400 Quadratmetern groß. Die Kundschaft für den Forellennachwuchs rekrutiert sich aus Angelvereinen, die kleine Fische regelmäßig in lippischen Bächen aussetzen, privaten Teichbesitzern und der Gastronomie, die die Forelle schlichtweg auf dem Teller mit Salzkartoffeln eine temporär überschaubare Zukunft gibt.

Forellen haben es in der Natur schwer Wenzel stellt daher im Winter 2023 klar: &bdquo;Grundsätzlich könnten sich Forellen auch in der freien Natur reproduzieren, aber in einem Zeitalter, in dem die Bäche immer weniger Wasser führen und zudem durch Bodenerosion benachbarter Felder verschlammen, wird es mit der Nährstoffversorgung für die Fische immer schwieriger.“ Susanne Wenzel bringt ein Beispiel aus dem Alltag, wenn sie fragt: &bdquo;Wie viele Insekten haben Sie heutzutage noch auf der Windschutzscheibe ihres Autos? Wie viele waren es vor 20 Jahren?“

Die Verschiebungen im Klima führen zudem dazu, so Wenzel, dass die Fische immer schlechter in ihre Laichzeit finden. Temperaturen und Tageslichtquoten ändern sich, die Fische &bdquo;verstehen“ es quasi nicht mehr. Hochwasserprobleme erledigen den Rest - schon hat die Bachforelle ein komplexes Aufgabenspektrum, wenn sie überleben will. Der Zuchtbetrieb in Kalldorf hat nicht zuletzt deshalb jede Menge Mini-Forellen. Die sind zwischen einem und vier Zentimeter groß, bevor überhaupt an einen Wechsel in einen Bach zu denken ist. Peter Wenzel weiß, dass beim Besatz durch die Angelvereine in Lippe trotzdem weniger als 20 Prozent überleben. Der natürliche Feind der jungen Fische kommt aus der Luft und hört auf bekannte Namen wie Kormoran oder Reiher.

Viele Feinde aus der Luft In den Teichen der Wenzels habe man noch die Chance, mit Netzen die Räuber aus der Vogelwelt abzuwehren, in der Natur sei das nicht möglich. Und auch bekannte Unruhestifter wie Waschbären greifen locker in einen Teich, um sich eine Forelle mitzunehmen. Nitrat oder Schlammsedimente in den Bächen verschlechtern die Situation für die Tiere nebenbei, am Ende ist es fast schon ein Glücksspiel für eine Miniforelle, in der freien Natur mal auf 30 Zentimeter und mehr Körperlänge zu kommen. Wenzel: &bdquo;Früher hat es in Deutschland mehr Zuchtbetriebe gegeben."

Dänemark ist derzeit ein Land in unserer Nachbarschaft, das sich stark auf Aqua-Kultur spezialisiert hat. Allerdings machen die gestiegenen Energiepreise für die Wasserreinigung oder die hohen Futterkosten das Geschäftsmodell gerade für die Giganten, die für den Speisefischmarkt produzieren ebenso kompliziert wie für uns hier in Kalldorf. Ich musste 2022 allein 40 Prozent höhere Ausgaben für Sauerstoff, Futter und Strom einkalkulieren.“ Hinzu kämen Verluste in den Teichen durch Diebstahl oder Vandalismus.

Last but noch least könne auch ein verstopftes Sieb in einem Teich zu einem Problem für die kleine Forelle werden. &bdquo;Nicht zuletzt deshalb“, so Wenzel, sei ein Unternehmen, das sich mit lebenden Tieren beschäftige, eine Aufgabe für 365 Tage im Jahr. Der Kalldorfer Unternehmer: &bdquo;An Betriebsferien ist grundsätzlich erstmal nicht zu denken.“ Der Ex-Bielefelder und Wahl-Kalldorfer lässt nicht unerwähnt, dass man schlichtweg analog füttere, also nicht über Maschinen, sondern per Hand.

Fischzucht seit 2006 Seit 2006 betreiben Peter, Susanne und Falko Wenzel die Zucht und Vermarktung von Forellen in Kalldorf. Eigentümer war früher die Familie Frevert. Im meistergeführten Betrieb werden in 40 Quellwasserteichen Regenbogenforellen, Bachforellen, Saiblinge und Tigerforellen gezüchtet. Alle Teichanlagen sind gemäß EU-Fischseuchenverordnung nach der Kategorie 1 zertifiziert. In den zwei Bruthäusern verfügt der Betrieb über eine Brütungskapazität von bis zu 700.000 Eiern.

Kalldorf beheimatet eine besondere Fischzucht

Gift im Spöl - 12.000 Forellen per Helikopter umgesiedelt

Feuer in Langenholzhausen droht auf Haus überzugreifen

Meinung: Dem MVZ Kalletal zu früh die Chance genommen

Schlagabtausch: Kalletaler Rat dreht MVZ den Geldhahn zu - die Hintergründe

Kalletaler Unfallfahrer flüchtet mit plattem Reifen - Zeugen stoppen den Betrunkenen

Kalletaler Rat lehnt Darlehen für das MVZ ab - damit droht die Insolvenz

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €