Falscher Jugendamtsmitarbeiter in Kalletal: Das ist bislang bekannt

Kreis Lippe. Es klingt wie die Szene aus einem schlechten Drehbuch. Ein Mann klingelt bei einer Familie an der Haustür, gibt sich als Jugendamtsmitarbeiter aus und will das Kind unter dem Deckmantel einer Inobhutnahme einfach mitnehmen. Genau das soll am Mittwochnachmittag in Kalletal passiert sein. Die Mutter an der Tür durchschaute den Trick allerdings sofort und verhielt sich laut Polizei vorbildlich. Jetzt läuft die Suche nach dem mutmaßlichen Tatverdächtigen.

Der sonderbare Fall ließ beim Kreis Lippe sofort die Alarmglocken klingeln. Weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass es zu weiteren Versuchen kommt, warnt der Kreis daher ausdrücklich in einer Pressemitteilung vor dem falschen Jugendamtsmitarbeiter. Nach Angaben des Kreises gab der Mann an der Haustür der betroffenen Mutter gegenüber an, das Kind in Obhut nehmen zu müssen. Die Mutter sei aber direkt skeptisch gewesen, schreibt der Kreis.

Auf ihre direkte Nachfrage, von welchem Jugendamt er denn käme, habe der ihr unbekannte Herr mit &bdquo;das darf ich nicht sagen“ geantwortet. Nachdem die Mutter ihn aufgefordert hatte, sich auszuweisen, redete sich der Fremde laut Kreisverwaltung damit heraus, dass er den Ausweis im Auto liegengelassen habe. Daraufhin schloss die Mutter geistesgegenwärtig die Tür und verständigte die Polizei.

Fahndung bleibt erfolglos Diese leitete sofort eine Fahndung ein, konnte den mutmaßlichen Tatverdächtigen aber nicht mehr antreffen, sagt Polizeisprecher Yannick Thelaner. &bdquo;Die Betroffene hat genau richtig reagiert. Wer ein schlechtes Bauchgefühl hat, sollte sofort die 110 anrufen.“ Die Polizei selbst hielt sich mit weiteren Details zurück, sie wollte durch eine vorschnell veröffentliche Täterbeschreibung nicht die laufenden Ermittlungen gefährden. Dafür bittet der Kreis Lippe die Menschen in Lippe um erhöhte Wachsamkeit.

Bei dem Mann handele es sich nämlich keinesfalls um einen Mitarbeiter des Kreis-Jugendamts, betont der Kreis Lippe. Ob der mutmaßliche Täter schon einmal irgendwo versucht hat, zuzuschlagen, sei unklar. &bdquo;Obwohl bislang nur dieser Fall bekannt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich der nicht näher beschriebene Mann auch andernorts fälschlicherweise als Mitarbeiter des Jugendamts ausgibt oder bereits ausgegeben hat.“

Der Kreis betont daher, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreis-Jugendamtes einen Dienstausweis besitzen und diesen auch vorlegen. Außerdem würden die Kolleginnen und Kollegen des Jugendamtes bei in Inobhutnahmen niemals alleine auftreten. &bdquo;Die Mutter hat in diesem Fall genau richtig reagiert“, wird Ulrike Glathe, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie des Kreises Lippe, zitiert.

Die Kreispolizeibehörde Lippe hat derweil die Ermittlungen aufgenommen. &bdquo;Noch prüfen wir um welchen Straftatbestand es sich tatsächlich handeln könnte“, erklärt Polizeisprecher Yannick Thelaner. Passiert sei glücklicherweise nichts, dennoch könnte es sich bei dem Vorwurf formell um einen versuchten Kindesentzug sowie Amtsanmaßung lauten. Es müsse auch noch geklärt werden, wie die Person sicher sein konnte, hinter der Kalletaler Haustür auf eine Familie mit Kind zu treffen. &bdquo;Das ist ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen“, sagt Thelaner. Auch die Polizei weist noch einmal darauf hin, wachsam zu bleiben und sich an den Hilfestellungen des Kreises zu orientieren. Ein Fall wie dieser sei in Lippe bisher noch nicht vorgekommen.

Im Zweifel Kontakt zum Jugendamt aufbauen Wer zweifelt, ob es sich tatsächlich um offizielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts handelt, kann sich an die Regionalbüros des Kreises Lippe wenden. Regionalbüro Blomberg (zuständig für Blomberg, Schieder-Schwalenberg, Horn-Bad Meinberg und Lügde: Tel. (05231) 622050; Regionalbüro Dörentrup (Dörentrup, Barntrup, Extertal und Kalletal): Tel. (05231) 621655; Regionalbüro Oerlinghausen (Oerlinghausen, Leopoldshöhe, Augustdorf und Schlangen): Tel. (05231) 621510 oder an die Polizei unter der Notrufnummer 110. Das Jugendamt des Kreises Lippe ist für zwölf Kommunen in Lippe zuständig. Die Städte Bad Salzuflen, Detmold, Lage und Lemgo haben jeweils eigene Jugendämter.

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