Irgendwo hinter Hohenhausen: In Brosen ist die Welt noch in Ordnung

Kalletal-Brosen. Insgesamt 341 sollen es sein. Amtlich. Im Kern, also in der Mitte, aber wohl eher 250. Wir sprechen von Menschen. Männer, Frauen und Kinder in Brosen. Das Dorf zwischen den Dörfern. Es ist nicht weit nach Hohenhausen und über den Berg ginge es auch nach Bavenhausen.

Brosen hat nicht viel Tam-Tam, aber glücklicherweise auch wenig Probleme. Die LZ traf Björn Sasse, Hennig Meyer und Christine Heidsiek vor dem Dorfgemeinschaftshaus. Sie vertreten die beiden großen Institutionen im Ort: Den Zieglerverein und die Deele Brosen.

Refugium für kleine Musikveranstaltungen Womit sich schon die Frage stellt, wodurch Brosen international bekannter geworden ist. Der Kulturkreis in der Deele existiert nun bereits seit 40 Jahren. Das Gebäude ist ein Refugium für kleine Musikveranstaltungen, hier werden die Gitarren gewetzt, aber es kommen auch mal die Mindener Stichlinge zur eigenen Generalprobe. Und seit Jahrzehnten immer mal wieder Bulli Grundmann. Die Plätze in der Deele sind begrenzt. Heidsiek: &bdquo;70 können rein, womit klar ist, dass wir bei einer ausverkauften Veranstaltung die Kosten und Einnahmen immer gut kalkulieren können.“

Richtet man den Blick stärker auf den Ort und weniger auf die Kultur, hilft der Zieglerverein. Er fungiert wie eine Art Heimatverein und Dorfgemeinschaft unter der Tradition des Wortes Ziegler. Im Vorstand ist längst keiner mehr tätig, der selbst noch Ziegel gebrannt hat, aber Björn Sasse weiß: &bdquo;Einen haben wir noch im Verein, der früher selbst Wanderziegler war.“ Der identitätsstiftende Verein hat 183 Mitglieder, darunter sogar ein paar, die gar nicht in Brosen leben. Henning Meyer ahnt, warum: &bdquo;Bei 15 Euro Jahresbeitrag ist die Mitgliedschaft auch keine wirkliche finanzielle Hürde.“

Rund um das Dorfgemeinschaftshaus, das vor der Großgemeindebildung auch mal der Arbeitsplatz des Broser Bürgermeisters war, läuft immer mal wieder die &bdquo;Gruppendynamik“ im Ort, will heißen: Hier finden Sommerfeste oder Familientage statt. Der Spielplatz ist nah dran und im Gebäude gibt es sanitäre Anlagen.

Eindeutige Orientierung Die Orientierung der Broser wiederum scheint eindeutig, hat aber seine Ausnahme. Sasse: &bdquo;Kinder, die Fußball spielen wollen, gehen traditionell nach Bavenhausen.“ Und Henning Meyer fügt an: &bdquo;Ich allerdings habe in Hohenhausen gespielt, weil mein Vater sich damals über die Probleme bei der Anmeldung in Bavenhausen aufgeregt hat.“ Über alle Grenzen hinweg schaue Brosen eher Richtung Lemgo.

Brosen hat trotz der beschaulichen Struktur natürlich auch seine Widerhaken. Weniger der Leerstand im Ort. Sasse: &bdquo;Das sind nur ein oder zwei Gebäude. Und da wartet der Eigentümer vielleicht nur auf den richtigen Moment, um die Sanierung zu starten.“ Dafür teilt man mit Orten wie Kükenbruch oder Heidelbeck die Probleme mit den knatternden Motorradfahrern. Sobald die Sonne im Frühling heraus kommt, kann Meyer, der an der Straße nach Bavenhausen wohnt, die Suzukis und Yamahas zählen. Vor seinem Hof steht zudem eine Mitfahrbank, auf der er dazu Platz nehmen könnte. Meyer: &bdquo;Ein bekanntes Geräusch, aber seit Tempo 30 im Ort ist, ist es besser geworden.“

Sasse wiederum will gar nicht verschleiern, dass Brosen natürlich kein Hot-Sport ist. &bdquo;Wir haben weder eine Kita noch eine Grundschule, keine Feuerwehr und keinen Fußballverein. Ich könnte mit zwei Bushaltestellen prahlen, aber im Grunde ist es eher so, dass wir abends keine Bürgersteige hochklappen können, weil wir gar keine haben.“

Zwei Spezialitäten Zwei Spezialitäten fallen Heidsiek, Meyer und Sasse dennoch ein. Unisono heißt es: &bdquo;Wir haben einen Landwirt, der Süßkartoffeln anbaut und diese bis ins Oldenburger Land verkauft. Von Brosen aus gesehen eine ganz schöne Strecke. Und weitaus größere Strecken kann Uwe Kahmann vorweisen. Das ist bei uns im Dorf der Weltenbummler, der seit Jahren mit dem Rucksack in Südamerika oder Asien unterwegs ist, aber immer wieder zurück nach Brosen kommt. Vor Kurzem hat er sogar sein Tagebuch mit den ganzen Reiseanekdoten in ganz kleiner Auflage rausgebracht.“ Meyer: &bdquo;Ich lese es gerade.“

Und was ist mit dem Dauerbrenner &bdquo;Internet“ und Glasfaser? Sasse: &bdquo;Läuft, alles in der Erde, die ersten Haushalte sind angeschlossen.“

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