Sogar Touristen kommen nach Westorf - das hat das Dorf zu bieten

Kalletal-Westorf. Wer dem sozialen Dichtestress einer Stadt entfliehen will, zieht aufs Dorf. Wer trotzdem einen Nahversorger, eine Bank und eine Bushaltestelle in greifbarer Nähe haben möchte, zieht am besten in einen Ort, der das bietet; also nicht in die ganz weite Pampa. Westorf ist so ein Dorf. Axel Bünger ist seit mehreren Jahrzehnten Vorsitzender des Kulturvereins und lehnt sich zufrieden zurück, wenn er sagt: &bdquo;Wir haben hier alles in der Nähe, weil Hohenhausen um die Ecke ist.“

Und was die Westorfer nicht in der Nähe haben, haben sie womöglich sogar selbst: einen Sportplatz, mit der Alten Schule eine Art Dorfgemeinschaftshaus und mit dem &bdquo;Stillen Eck“ sogar noch eine Gaststätte mit Kegelbahn . Auf eine eigene Feuerwehr kann man verzichten, weil das Dorf über die Wehren in Talle und Hohenhausen im Ernstfall optimal versorgt wäre. Und das Freibad in Hohenhausen ist für die Westorfer locker mit dem Fahrrad zu erreichen.

Den Zahn der Zeit spürt der Ort natürlich an den bekannten Nahtstellen der demografischen Entwicklung im Land: Fusion der Fußballer mit Lüdenhausen, einen Chor gibt es längst nicht mehr, eine größere Anzahl an Handwerksbetrieben sucht man ebenfalls vergebens. Bünger merkt an: &bdquo; Einen Friseur haben wir im Dorf, und der Steinmetz ist auch noch aktiv. “

Ober- und Unterdorf Was in anderen Orten, die von einer bedeutenden Straße etwas &bdquo;zerlegt“ werden, typisch ist, sind Weltbilder zwischen Unterdorf und Oberdorf. Nicht, um das Dorf zu trennen, aber rein geografisch bedingt bildeten sich auch in Westorf nachbarschaftliche Strukturen, die an Straßenzügen festzumachen sind. Fabian Grundmann beispielsweise ist im Vorstand des SV Germania und dort nebenbei auch noch Platzwart. Er weiß: &bdquo;Alles, was vor der Gaststätte wohnt, würde sich dem Unterdorf zuordnen, alle anderen sprechen dann vom Oberdorf. Rivalität gibt es nicht, vielleicht hat das alles auch nur angefangen, als mal bei einem Sportfest vor Jahrzehnten Teams für eine Art Spiel ohne Grenzen gebildet werden mussten und man dafür einen Namen brauchte.“

Und sonst? Westorf zu verlassen, ist einfach. Die Buslinie 733 zwischen Langenholzhausen und Lemgo brettert nicht geradewegs durch Hohenhausen, sondern fährt eine Schleife über Westorf, der Bürgerbus ebenfalls. Monteure und Touristen sind ab und an im Ort zu sehen, weil Ralf Hermeier im &bdquo;Stillen Eck“ auch Zimmer vermietet. Freitags trifft sich dort traditionell sogar noch ein Stammtisch. Als ebenfalls &bdquo;feste Größe“ im Ort gilt die Freikirche, die ein relativ großes Gebäude in der Nähe vom Sportplatz errichtet hat und die Rasenfläche auch mal für die Jugendarbeit nutzt.

Hoffen auf Baugebiet Alles perfekt? Bünger zuckt kurz und rückt mit der Sprache raus: &bdquo;Hinter der Alten Schule sollten längst 16 Bauplätze bereitstehen. Das wurde schon vor Jahren beschlossen, aber der Eigentümer findet wohl keinen Bauträger, die Gemeinde will nicht in Vorleistung gehen und das Grundstück kaufen. Deshalb ist quasi noch gar nichts passiert.“ Immerhin wird der Spielplatz nebenan jetzt saniert. In Sachen Immobilien sind sich Grundmann und Bünger einig: &bdquo;Soweit wir das hier überblicken, stehen selten Häuser leer, wenn Westorfer verstorben sind. Uns ist nur eines bekannt.“

Und was machen die Westorfer in Westorf? Bünger: &bdquo;Die Alte Schule ist schon ein Anlaufpunkt. Hier wird Yoga angeboten, eine Turngruppe ist aktiv. Die Weihnachtsfeier findet hier statt. Nennen möchte ich auch die Aufstellung des Maibaumes, das machen wir seit 30 Jahren. Bei dem Termin sind alle drei Vereine beteiligt. Und der Zieglerverein organisiert seit 60 Jahren das Ostereiersuchen. “ Grundmann: &bdquo;Im Sportverein haben wir eine neue Dartgruppe gegründet. Und die Integration der Neubürger funktioniert relativ gut, was nicht in allen kleinen Orten klappt.“

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