Lippischer Blues bringt Talle in Wallung

Kalletal-Talle. Der 1. Taller Kultursommer startete am Samstagabend im neu angelegten Amphitheater im Berggarten des kleinen Bergdorfs Talle und hatte mit dem Trio &bdquo;Mister Blues“ gleich einen ersten Kracher im Programm. Dafür hatte der Heimat- und Zieglerverein Talle gesorgt. Das Freilufttheater ist mithilfe von Fördergeldern des Landes NRW sowie viel Eigeninitiative und Helfern aus dem Dorf entstanden.

Nun habe der Verein bis September fünf Veranstaltungen auf der Agenda, wie der Vorsitzende Rainer Dubbert verriet. Den Anfang machte nun &bdquo;Mister Blues“ und bediente gleich jenes Lokalkolorit, der Lippe so besonders macht. Die drei gestandenen Herren in schwarzen Anzügen und mit sparsamem Equipment begeisterten das Publikum vom ersten Augenblick an. Torsten Buncher (Bluesharp, Gesang), Bert Halbwachs (Gitarre, Gesang) – Zwillingsbrüder &bdquo;aber ein halbes Jahr auseinander“ und Chris Beuthner (Bass) haben den Blues im Blut, so dass das erste Stück, &bdquo;Mister Blues“, gleich richtig abging.

Zu hören gab es lippische Saufsituationen auf Platt gesungen, und für einen unbedarften Zuhörer mit einer hochdeutschen ersten Strophe. Zwischen den Songs wurden dröge aber ungemein humorvolle Dönekens eingestreut, die sich auf das regionale dörfliche Umfeld bezogen und öfters den Brakenberg bei Bösingfeld zum Thema machten. &bdquo;Wir wollen euch mal von eurer Heimat erzählen“, sagte Bert Halbwachs. Die Musiker charakterisierten sogleich mit &bdquo;Blooser in Retzen“ das Dorf zwischen Lemgo und Bad Salzuflen: &bdquo;Nach Stunden kommt Stimmung auf, das ging ja ruckzuck.“

Frivolitäten werden gefeiert Das Stück &bdquo;Dass ich Lipper bin“ sei ihre Hymne auf Lippe, erklärte Torsten Buncher. Und so schloss jede Strophe auch mit &bdquo;Kea, was bin ich froh, dass ich Lipper bin.“ Nicht nur die Dörfer kriegten satirisch ihr Fett weg, auch Frauen, die entweder zu umfangreich sind &bdquo;wie ein geknoteter Treckerreifen“, &bdquo;nach Gülle riechen“ oder &bdquo;schwarze Stippen an den Beinen“ haben. Dass die drei hier eine Rolle spielen, liegt angesichts solch überzogener Wortwahl auf der Hand.

Geht eine Beziehung &bdquo;in die Dutten“ helfe Mama. Am Brakenberg eine Frau kennenzulernen, sei keine Lösung, &bdquo;die sind alle verwandt“, also wird in der &bdquo;Landlust“ inseriert. Man sucht &bdquo;eine zum Wullacken, Schuhgröße 42+, und ne eigene Kittelschürze muss sie haben.“ Was hatte Mutti gesagt? &bdquo;Komm nicht mit so’n Luder von der Stadt.“ Das Publikum amüsierte sich köstlich über die gehäuften Frivolitäten, aber auch die Musik war vom Allerfeinsten. &bdquo;Weight Watchers Leid“ kam als dampfender Stomping Blues daher, der &bdquo;Hottentottenverein“ schön verjazzt, und zu &bdquo;Nadine“ spielte Bert Hallwachs gekonnt Slide-Guitar. &bdquo;Wir haben 48 Frauennamen in Liedern verarbeitet,“ klärte er die Besucher auf, kein Wunder, haben sie doch inzwischen über 100 Titel geschrieben. Und mit ihrer lippischen verschmitzten Direktheit, astreiner Musik und knallharter Ironie bereiteten sie Talle einen hervorragenden Auftakt des Kultursommers.

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