Sie bräuchten keine Bühne: Die „Kalletaler Wortakrobaten“ laden zum „Kulturfrühschoppen“

Kalletal-Erder. Bücher sind für die &bdquo;Wortakrobaten“ unverzichtbar. Schließlich erzählen die Kalletaler Geschichten, und Geschichten stehen in Büchern. Allerdings: Mit dem Buch auf dem Schoß zu erzählen, also vorzulesen, das ist nicht ihr Ding. &bdquo;Erzählen ist immer frei“, sagt Lothar Schröer aus Erder, der sicherlich einer der bekanntesten Vertreter dieser besonderen mündlichen Kunst ist. Am Sonntag, 22. Juni, stellt die Gruppe sich und die Neuerungen in Erder vor – denn die &bdquo;Wortakrobaten“ sind jetzt als Verein organisiert.

Geschichten sind wichtig, an Geschichten – vor allem Märchen – kann man viel lernen, Geschichten sind unterhaltsam. Das wollen die 21 Vereinsmitglieder beim &bdquo;Kulturfrühschoppen“ von 11 bis 16 Uhr im Erderaner Dorfgemeinschaftshaus, Rudi-Thieme-Weg 1, zeigen. Deshalb gibt es die ganze Zeit über ein Bühnenprogramm mit vielen Auftritten von Erzählern. Der Eintritt ist frei.

Zu hören sein werden sicherlich viele Märchen – nicht nur auf der zweiten Bühne für Kinder. Denn den Wortakrobaten ist es seit jeher ein Anliegen zu zeigen, dass Märchen &bdquo;viel mehr sind als die Gebrüder Grimm“, wie Erzählerin Katharina Birjukow betont. &bdquo;Wir wollen die komplette Vielfalt des Erzählens zeigen.“ Denn Märchen, sagt Elke Dießner, gibt es auch für Erwachsene. Sie könnten erotisch, schaurig, philosophisch sein. Erzählt werden auch Geschichten aus der Literatur, etwa von Selma Lagerlöf. &bdquo;Viele Erwachsene werden am Anfang zu unseren Auftritten mitgeschleppt“, weiß Katharina Birjukow. &bdquo;Und danach sagen sie ,Wow!.“ Soll heißen: Man muss sich einfach darauf einlassen.

Musik mit Bert Halbwachs und Dieter Kropp Auf der Bühne wird beim Frühschoppen freilich nicht nur erzählt – es gibt auch Musik. Der nordlippische Gitarrist und Sänger Bert Halbwachs von der Gruppe &bdquo;Mister Blues“ kommt mit eigenen Liedern, Mundharmonikaspieler Dieter Kropp ist mit dabei, Claudia und Thorsten Kosakewitsch alias C+T aus Lemgo sowie Sitar-Spieler Gerhard Koch-Darkow treten auf. Das gibt die Möglichkeit, Musik und Erzählen zu kombinieren. So sind vielleicht die Bremer Stadtmusikanten mit Blues-Begleitung zu hören. Darüber hinaus wird mit Dr. Hanna Dose die ehemalige Vorsitzende des Sagen- und Märchenmuseums Bad Oeynhausen zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Für Kinder und Familien ist eine eigene Bühne geplant, auf der nicht nur erzählt, sondern auch gebastelt wird. Für Speisen und Getränke ist gesorgt.

Apropos Bühne: Die gibt es beim Frühschoppen zwar, aber die &bdquo;Wort-Akrobaten“ können auch ohne. &bdquo;Das ist ja das Schöne: dass wir Erzähler einfach loslegen können“, sagt Schröer. Beispielsweise in den vielen Projekten und Angeboten wie der Arbeit mit Senioren gegen das Vergessen oder der Ich-Stärkung in Schulen. Dabei kommt es den &bdquo;Wort-Akrobaten“ darauf an, den Schülern Spaß an der Sprache zu vermitteln und vielleicht auch Spaß an der Mathematik. Schröer, Dießner und die anderen Erzähler haben etwa ein &bdquo;Kamele-Märchen“ in petto, bei dem das Bruchrechnen auf spielerische und verblüffende Art vermittelt wird. Oft seien es Fördervereine der Schulen, die die Erzähler engagieren. Hinzu kommt eine offene Bühne einmal im Monat in der gelben Schule Bad Salzuflen, auf die Ricarda Koch hinweist.

Spenden und Sponsoren Spenden sind beim Kulturfrühschoppen willkommen, aber: &bdquo;In erster Linie geht es darum, uns vorzustellen“, sagt Schröer, Stellvertreter des Vereinsvorsitzenden Andreas Dießner. Dass sie jetzt als Verein organisiert sind, habe mehrere Gründe. So gebe er bessere Möglichkeiten, sich für Förderprogramme oder Preise zu bewerben. Da sei es sinnvoll, die bisher lockere Gruppe zu institutionalisieren. Auf Sponsoren sei man natürlich angewiesen.

Schröer ist seit 2003 Erzähler, Elke Dießner schon seit dem Jahr 2000. In dieser Zeit haben sie viele andere Erzähler ausgebildet. Schröer schätzt, dass es etwa 200 waren inklusive vieler Lehrer und Erzieher und zahlreiche Vereinsmitglieder. Die 88-stündige Ausbildung dauert ein Jahr, kostet etwa 1000 Euro und endet mit der Prüfung vor einer Prüferin des Verbands der Erzählerinnen und Erzähler. &bdquo;Dabei geht es in erste Linie darum zu sehen, dass die Leute bühnentauglich sind.“ Von der Bühnentauglichkeit der Erzähler können sich die Besucher beim Erderaner Frühschoppen selbst überzeugen.Weitere Informationen gibt es auf www.wort-akrobaten.de Sie erreichen den Autor per ?E-Mail an jrademacher@lz.de

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