Das Weserdorf Erder ist einmal ein wichtiger Umschlagplatz für Güter aller Art mit einem florierenden Hafen gewesen. Preußen hat den Lippern jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Kalletal-Erder. Einer, der die Geschichte bestens kennt, ist Georg Heil. 1983 ist das von ihm verfasste, knapp 100 Seiten starke und vom Lippischen Heimatbund herausgegebene Buch "Der lippische Weserhafen Erder und die lippische Weserschifffahrt" erschienen. Wie präsent ihm das Thema immer noch ist, zeigte sich gestern an seiner Arbeitsstätte in Lemgo - im Gespräch mit der LZ hatte Heil mehr als nur die wichtigsten Eckdaten greifbar.
Keimzelle des Weserhafens war die Lippische Weserzoll-erhebungsstätte nach ihrer 1711 erfolgten Verlegung von Varenholz nach Erder. Um den Schiffsverkehr besser überwachen und die Zollformalitäten abwickeln zu können, waren feste Gebäude nötig, die in Varenholz jedoch ständig dem Hochwasser ausgesetzt waren. Erder bot viel bessere Möglichkeiten, 1711 wurden die Weichen für den Bau des Zollhauses gestellt.
Viel hat sich in dem folgenden Jahrhundert ereignet - es gab Proteste, Boykotte und Reformen, Ausfuhrsperren und vieles andere mehr. "Ein großer Plan scheitert" schildert Georg Heil die Zeit von 1813 bis 1842. Leopold I. war 1802 gestorben, seine Frau, Pauline Prinzessin von Anhalt-Bernburg, führte für ihren minderjährigen Sohn Leopold II. die Amtsgeschäfte weiter. Neben vielen ehrgeizigen Plänen zur Förderung der lippischen Wirtschaft hatte sie den Plan, den Erderschen Hafen zu einem Umschlagplatz für Transporte nach Hessen und Süddeutschland auszubauen. Die Waren sollten auf dem Landweg über Lemgo, Detmold und Schlangen in den Süden gelangen.
Der Bau der Chaussee war 1819 abgeschlossen, doch alle Mühen und Kosten waren vergebens - Preußen verfolgte ähnliche Ziele, seinen Hafen in Vlotho zum Umschlagplatz der Wesergüter zu machen. Alle lippischen Hoffnungen wurden schließlich zunichte gemacht durch die Errichtung eines preußischen Nebenzollamtes in Lippspringe, das nur den kleinen Grenzverkehr zuließ. Damit war die Verbindung nach Paderborn so gut wie gesperrt.
Erder versank damit so langsam wieder in der Abgeschiedenheit, die einstige Bedeutung des Weserhafens verblasste immer mehr. Seit 1982, so schreibt Heil abschließend, haben Ausflugsdampfer der "Oberweser-Dampfschifffahrt" regelmäßig in Erder angelegt - aber auch das ist bekanntlich Geschichte.