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Schweinehaltung: Tierschutzaktivisten loben lippische Veterinäre

Marianne Schwarzer und Martin Hostert

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Von Peta aufgedeckt: Mit Bildern wie diesen prangert der Verein Missstände in der Tierhaltung an. - © Peta Deutschland e.V.
Von Peta aufgedeckt: Mit Bildern wie diesen prangert der Verein Missstände in der Tierhaltung an. (© Peta Deutschland e.V.)

Kreis Lippe. Tote Tiere im Gang, nicht korrekt gelagertes Antibiotikum, fehlendes Beschäftigungsmaterial – diese und andere Mängel hatte die Tierschutzorganisation Peta („People for the Ethical Treatment Of Animals") in einem lippischen Ferkelstall entdeckt. Nach einem Peta-Hinweis erließ das Kreisveterinäramt einen Bußgeldbescheid – und wurde nun von Peta auf die Liste der fünf tierfreundlichsten Veterinärämter 2015 gesetzt.

Peta lobt die Behörde für ihren „vorbildlicher Einsatz für Tiere". Die Organisation hatte die Missstände im November 2014 in einer Ferkelaufzuchtanlage entdeckt und den Betreiber angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Detmold hatte das Verfahren daraufhin an das Veterinäramt des Kreises abgegeben. Das Amt nahm die Angelegenheit sehr ernst, analysierte ein Peta-Video und sah sich vor Ort um. Leiterin Dr. Heike Scharpenberg erinnerte gestern daran, dass die aufgezeigten Mängel nicht so dramatisch eingeordnet worden waren, dass eine Anzeige angemessen gewesen wäre: „Wir haben Ordnungswidrigkeiten festgestellt und Bußgeld verhängt." Der Kreis habe dies Peta gegenüber in einer detaillierten, mehrseitigen Stellungnahme begründet.

Lob gibt es von Dr. Edmund Haferbeck von Peta: „Das Kreisveterinäramt Lippe ist eine der wenigen Behörden, die Tierrechtsorganisationen als Verbündete und nicht als Gegner betrachten – die Verantwortlichen haben diesen Grundsatz erkannt und umgesetzt." Peta habe mit mehreren hundert Veterinärämtern zu tun gehabt. Dass Peta-Hinweise so ein Echo fänden, sei sehr selten.

Heike Scharpenberg wertet die Auszeichnung als Lob für Transparenz: Sie habe Haferbeck damals ins Kreishaus eingeladen und sehr offen mit ihm diskutiert. „Wir müssen ja das Wohl der Tiere im Auge haben und fair den Haltern gegenüber sein." Das Ranking unter den „Top 5" sei erfreulich, aber „wir erledigen nur unsere Aufgaben".

Christopher Imig vom Verein Tierschutz der Tat, Trägerverein des Tierheims Detmold, hat ebenfalls gute Erfahrungen mit dem Kreisveterinäramt gemacht: „Dr. Scharpenberg unterstützt uns beim Versuch, mit den Kommunen eine einheitliche Finanzierung der beiden Tierheime Detmold und Bad Salzuflen hinzubekommen." Derzeit muss sich der Trägerverein mit jeder Kommune einzeln auseinandersetzen.

Beim Tierschutz wünscht sich Imig ein noch beherzteres Vorgehen der Behörde. „Mitunter gehen unsere Meinungen da etwas auseinander." Etwa, wenn Bürger Tierschutzverstöße ihrer Nachbarn anzeigten, aber ihren Namen der Behörde nicht nennen wollten und sich daher persönlich ans Tierheim wendeten. In Einzelfällen wünsche er sich hier eine etwas forschere Reaktion des Kreisveterinäramtes.

Kommentar: Transparenz hilft beim Tierschutz

von Marianne Schwarzer

Es ist ein schöner Erfolg für das Kreisveterinäramt in Lippe, dass die Tierschutzorganisation Peta die Mitarbeiter für ihren „vorbildlichen Einsatz für Tiere" auszeichnet. Und auch in anderen Fällen haben sich die Behördenmitarbeiter schon vorbildlich um das Wohl der Tiere gekümmert. Dennoch ist hier Luft nach oben, gerade in Sachen Transparenz.

Engagement im Dienste des Tierschutzes hängt stark von der persönlichen Einsatzfreude und der Sensibilität des Einzelnen ab. Wenn die Behörde einschreitet, zieht das meist einen ganzen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich. Sie kosten Zeit, Geld und ein breites Kreuz der Mitarbeiter, vor allem, wenn es zu Rechtsstreitigkeiten und damit langwierigen Auseinandersetzungen kommt. Aus Sicht des Veterinäramtes stellt sich die Beweislage nicht immer so eindeutig dar, wie es der Tierschützer denken mag.

Überdies bindet mitunter auch die Rechtslage den Mitarbeitern die Hände: Das Tierschutzgesetz lässt in vielen Fällen noch schlimmere Verhältnisse zu, als der Tierliebhaber erträglich findet. Bis ein Tier dem Halter entzogen wird, muss es ganz schön dicke kommen. Das ist dem Bürger nicht immer zu vermitteln.

All dies spricht sehr dafür, dass das Kreisveterinäramt eine noch offensivere Öffentlichkeitsarbeit macht und Bürgern deutlicher erklärt, warum in manchen Fällen eben nichts passiert.

MSchwarzer@lz.de

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