Kreis Lippe. Derzeit wird zunehmend Rattengift in den lippischen Gemeinden ausgelegt, um die Vermehrung der lästigen Nager zu bekämpfen. Die Gemeinden kündigen das in der Regel an und fordern Hundehalter dazu auf, ihre Tiere nach der Auslegung nicht frei umherlaufen zu lassen.
Doch, was tut Herrchen oder Frauchen, wenn der Hund trotzdem Rattengift oder andere Giftköder, die böswillig ausgelegt wurden, zu sich nimmt? Wir haben mit Tierarzt Dr. med. vet. Holger Heymann aus Leopoldshöhe über die Gefahren gesprochen und wie man sich als Hundehalter verhalten sollte.
Warum sind Giftköder so gefährlich?
Dr. med. vet. Holger Heymann: Weil die Reaktion erst verspätet eintritt. Das Gift muss erst aufgenommen werden, zirkuliert im Körper und richtet dann einen Schaden an. Das heißt, wenn der Besitzer etwas merkt, ist es vielleicht schon zu spät.
Welche Symptome treten auf?
Heymann: Bei herkömmlichem Rattengift wird die Blutgerinnung gehemmt, so dass es zu inneren Blutungen und dann zum Tod führen kann. Typische Anzeichen dafür, dass es dem Hund nicht gut geht sind dann Schleimhautblässe mit evtl. punktuellen Einblutungen, schwarzer Kot, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Trägheit und Appetitlosigkeit. Allerdings gibt es diese Symptome zum Teil auch bei anderen Erkrankungen. Man kann also nicht direkt auf eine Vergiftung schließen.
Was kann ich als Hundehalter tun, wenn mein Hund Gift gefressen hat?
Heymann: Wichtig ist, überhaupt erst einmal sicherzustellen, dass das Tier nichts ohne mein Wissen aufnimmt. Wenn es dazu kommt, muss man den Hund als Besitzer gut beobachten. Was hat er aufgenommen? Wann hat er etwas aufgenommen? Wie viel hat er aufgenommen? Das muss ich als Tierarzt wissen. Das Tier kann mir das leider nicht sagen.
Gibt es Erste-Hilfe-Maßnahmen für Zuhause?
Heymann: Wenn man unmittelbar gesehen hat, dass der Hund Rattengift oder einen Giftköder aufgenommen hat, muss das Gift so schnell wie möglich wieder aus dem Körper raus, bevor es verdaut wird. Auch wenn es absurd klingt: Stecken Sie dem Hund den Finger in den Hals, damit er erbrechen muss. Trotzdem sollte man vorrangig keine Eigenbehandlung durchführen, sondern direkt den Tierarzt aufsuchen.
Was sind die Folgen, wenn mein Hund Gift zu sich genommen hat?
Heymann: Im schlimmsten Fall kann das Tier sterben. Es kommt immer auf die aufgenommene Menge des Giftes an. Auch der Zeitfaktor spielt eine entscheidende Rolle. Je weniger Zeit der Hund hat, das Gift aufzunehmen, bevor es entfernt wird, desto besser sind die Aussichten. Isst mein Hund einen Giftköder, der zum Beispiel mit Rasierklingen gespickt ist, kann das zu starken inneren Verletzungen und zum Tod führen. Die Verdauungsorgane bewegen sich, so dass diese verletzt werden und der Hund innerlich verbluten kann. Hier, wie auch bei ätzenden Stoffen, sollte ein Erbrechen allerdings unterbleiben.
7 Tipps von Tierarzt Dr. Heymann
1) Stellen Sie sicher, dass Ihr Tier nichts ohne Ihr Wissen aufnimmt. Wenn doch, beobachten Sie es ganz genau. Was hat der Hund aufgenommen? Wann hat er es aufgenommen? Wie viel hat er aufgenommen?
2) Nehmen Sie beim Spaziergang immer eine Taschenlampe mit wenn es dunkel ist und lassen Sie Ihren Hund nicht aus den Augen.
3) Wenn möglich, nehmen Sie als Hundebesitzer das Gift mit, das der Hund aufgenommen hat. Das erleichtert die Diagnose für den Tierarzt, wenn er weiß, um welches Präparat es sich handelt.
4) Um das Gift schnell aus dem Körper des Hundes zu bekommen, kann man diesem den Finger in den Hals stecken, um ihn zum Erbrechen zu bringen.
5) Beobachten Sie den Kot des Tieres, um Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.
6) Symptome wie Blässe, Schleimhautblutungen, Schlappheit, Appetitlosigkeit und schwarzer Kot können erste Anzeichen für eine Vergiftung sein.
7) Die Menge des aufgenommenen Gifts und der Zeitfaktor sind entscheidend. Gehen Sie bei einem Verdacht sofort zum Tierarzt.