Kreis Lippe. Das Geschäft mit der Liebe boomt - der Konsum ebenfalls. Schaufensterscheiben hängen voll mit Herzchen. Überall gibt es exklusive Angebote zum "Tag der Liebe". Blumen, insbesondere rote Rosen, stehen am 14. Februar bei vielen hoch im Kurs. Ein lukratives Geschäft also für Blumenhändler - oder etwa nicht?
Damen, die am Valentinstag von ihren Liebsten einen Rosenstrauß überreicht bekommen, können ziemlich sicher sein: Billig war der nicht. Es sei denn, er ist einfach ein bisschen magerer ausgefallen als zu anderen Jahreszeiten. Denn eine Rose schlägt derzeit mit satten 3,80 Euro zu Buche, weiß Floristin Anke Plogstert von Ambiente in Detmold. „Generell sind Rosen zurzeit sehr teuer", üblich sind sonst Stückpreise um die 2 Euro, mal 1,90 Euro, mal auch 2,20 Euro.
Rosen im Himmel
Rund 1.500 Tonnen - so viel wiegen die roten Rosen, die die Lufthansa-Frachtflieger zum Valentinstag transportieren. Laut Konzerntochter Cargo kommen die Blumen meist aus Kenia und Südamerika. Um die hohe Nachfrage zum Valentinstag zu bedienen, stocke das Unternehmen zu dieser Zeit den regulären Flugplan mit speziellen Charterflügen auf. Die Rosen landeten am Frankfurter Flughafen und gingen von hier aus nach ganz Europa.
Doch danach gucken die meisten ihrer männlichen Kunden ohnehin nicht, sagt sie: „Die verlangen eben einfach einen Strauß für 20 Euro, und wir gucken, was wir damit zaubern können." Übrigens: Die edle „Baccara-Rose" ist kaum noch im Laden zu finden, sagt die Fachfrau: „Manche Sorten überleben sich einfach irgendwann." Heutzutage ist eher die „Red Naomi" der Renner unter den Blumenköniginnen. Wie ihre Schwestern duftet sie allerdings nicht. „Der Duft bei Rosen geht immer auf Kosten der Haltbarkeit, darum wird er rausgezüchtet", erklärt Anke Plogstert.
Die Annahme, dass der Valentinstag ein besonders gutes Geschäft für Blumenhändler ist, ist aus der Sicht des Blumengroßhändlers Remon Machiela aus Lügde falsch: "Das ist ein Märchen", sagt der Händler. Zum Valentinstag steige zwar das Angebot an Rosen, aber eben auch die Nachfrage und somit auch der Preis auf dem weltweiten Blumenmarkt. Rote Rosen beispielsweise seien zum Valentinstag teilweise viermal so teuer, wie an herkömmlichen Tagen. Allerdings würden auch die Preise für andere Blumen wie Schleierkraut höher liegen. Vor allem in Osteuropa sei die Nachfrage nach Blumen zum Valentinstag groß, sagt der Großhändler.
Es würde zwar mehr Ware verkauft, aber mit höherem Aufwand, auch für die Blumengeschäfte, da sie an diesem Tag mit mehr Personal arbeiten müssten. "Mir ist das normale Tagesgeschäft lieber", sagt Remon Machiela. Seine Waren kauft er in Aalsmeer in den Niederlanden. Hier befindet sich die weltweit größte Vermarktungsorganisation - die "FloraHolland". Blumen aus der ganzen Welt kommen in Aalsmeer zusammen, um von dort aus wieder in die ganze Welt verkauft zu werden.
Die meisten Blumen werden dabei versteigert. Die Händler finden sich dazu in einem der großen Säle ein und setzen sich vor eine Uhr. Diese Uhr zeigt aber keine Zeit, sondern einen Preis an, beispielsweise zwei Euro. Wenn die Versteigerung beginnt, läuft die Uhr rückwärts. Sie hält erst an, wenn einer der Händler die Stopptaste drückt. Er kann dann die Menge Ware, die er haben möchte, für den Preis kaufen. Die restlichen Blumen gehen zurück in die Versteigerung, der Preis wird zurück auf zwei Euro gesetzt und die Uhr läuft wieder rückwärts.
Der nächste Händler drückt dann vielleicht etwas früher auf seine Uhr, weil nicht mehr so viel Ware da ist, und muss dann einen höheren Preis bezahlen. Zu Valentinstag würden die Preise auf den Uhren schon entsprechend höher angesetzt. Darauf kommen dann noch die Prozente für Weiter- und Endverkauf. "Die Versteigerungen sind anstrengend", fasst Remon Machiela zusammen. Manchmal sitze er an sieben Uhren gleichzeitig, über die verschiedene Blumen laufen.
Floristmeisterin Inge Beckmeier vom Blumenhaus Koch in Blomberg bestätigt ebenfalls, dass der Valentinstag nicht unbedingt das große Geld in die Kassen der Blumengeschäfte spült: "Es kommen zwar mehr Kunden, unter dem Strich bleibt an diesem Tag aber nicht viel übrig." Dazu kämen außerdem Überstunden. Sie sei bemüht, die Preise einigermaßen stabil zu halten, da auch Kunden kämen, die nicht für den Valentinstag einkauften. Der Gewinn am Ende sei nicht hoch.
Ähnlich beschreibt es auch Jutta Stiewe-Köhring, Inhaberin von Blumen Stiewe in Schwalenberg. "Die Einkaufspreise sind höher, deshalb können wir nicht normal kalkulieren", fasst sie zusammen. Die Blumen wären sonst noch teurer. "Es ist gut, wenn wir überhaupt ein Plus machen." Und auch Anke Plogstert, Inhaberin von Ambiente Blumen in Detmold, kalkuliere die Blumen anders, damit die Preise sich im Rahmen hielten.
Doris Schröder von Blattlaus Trendfloristik in Bad Salzuflen-Knetterheide bestätigt ebenfalls: "Der Valentinstag ist für Blumengeschäfte nicht so gewinnbringend, wie viele meinen." Es sei ein Tag, der mit viel Arbeit, aber auch viel Spaß verbunden sei, weil sie viele schöne Sachen anfertigen würden. Auch sie würden versuchen, die Preise stabil zu halten. Sie ist der Ansicht, dass wenn man noch mehr auf die Preise draufschlagen würde, die Kunden verlieren würde.
Zusammengefasst: Die Blumenpreise am Valentinstag sind höher als sonst, weil die Nachfrage einfach größer ist und die florale Ware deshalb generell teurer gehandelt wird - ein Goldregen für Blumenhändler ist der Tag der Liebe jedoch nicht.
Fakten zum Valentinstag
Die Herz-Schmerz-Hotline
Die Vizepräsidentin des Verbandes psychologischer Berater und Beziehungsexpertin Sandra Neumayr bietet vom 13. bis 15. Februar eine Notfallhotline für Menschen mit gebrochenen Herzen oder auch Verliebte an. Unter der Nummer 089-26019303 ist Neumayr oder einer der anderen Berater von 8 bis 23 Uhr zu erreichen. (http://vpsyb.org/valentinstag-kostenlose-notfallhotline/)
Stadt der Liebe
In Verona, der "Stadt der Liebe", wird vom 11. bis 14. Februar das Festival "Verona in Love" gefeiert. Unter anderem wird natürlich Shakespears "Romeo und Julia" aufgeführt. Zudem ordnen sich die Marktstände auf der Piazza dei Signori in Herzform an.
Briefe an Julia
Jedes Jahr schreiben rund 1000 Verliebte und Menschen mit Liebeskummer an Julia nach Verona. Der "Club di Giulietta", Julias Sekretärinnen, beantwortet die Briefe. Die Briefe gehen an folgende Adresse: "Club di Giulietta", Corso Santa Anastasia, 29, 37133 Verona VR, Italien.
Begehrter Poststempel
Etwa 300.000 Briefe erhält die Stadt "Loveland" im US-Staat Colorado zum Valentinstag. Wichtig: Die Absender möchten den Poststempel auf ihrem Liebesbrief haben.
Blumen bleiben beliebt
Laut Blumenversandhandel Fleurop AG sind Blumen mit 76,6 Prozent das beliebteste Geschenk zum Valentinstag. Etwa ein Drittel der Männer bestellt in der letzten Minute Blumen.
Ystävänpäivä
Die Finnen feiern nicht Valentinstag, sondern Ystävänpäivä (Freundestag). Dieser Tag ist nicht nur dem Partner, sondern auch den Freunden gewidmet.