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Deutscher Gewerkschaftsbund holt sechs Landtagskandidaten an einen Tisch

Martin Hostert

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Rede und Antwort: Moderator Martin Menacher, Gewerkschaftssekretär des DGB (Mitte), befragt (von links) die Kandidaten Dr. Dennis Maelzer, Walter Kern, Benita Henning, Dr. Inga Kretzschmar, Roswitha Kögel und Ursula Jakob-Reisinger. - © Bernhard Preuss
Rede und Antwort: Moderator Martin Menacher, Gewerkschaftssekretär des DGB (Mitte), befragt (von links) die Kandidaten Dr. Dennis Maelzer, Walter Kern, Benita Henning, Dr. Inga Kretzschmar, Roswitha Kögel und Ursula Jakob-Reisinger. (© Bernhard Preuss)

Kreis Lippe. Zukunft der Arbeit, Familienpolitik, Klimaschutz... Sechs Direktkandidaten für die Landtagswahl haben einen Parforceritt durch die Landespolitik geboten. Der DGB hatte in die Detmolder Stadthalle eingeladen.

Interessiert hat die Podiumsdiskussion unter dem Motto „Unsere Alternative heißt Solidarität" gut eine Woche vor Wahl jedoch nur wenige – doch die knapp 40 Zuhörer wurden gut informiert. Sie erlebten sechs Kandidaten, die größtenteils fachkundig diskutierten und erfuhren unter anderem, dass die öffentliche Hand in Sachen Tariftreue vorangehen müsste (so Dr. Dennis Maelzer, SPD) oder dass es Walter Kern (CDU) erschüttert, dass Bund, Land und Kommunen zu den größten Befristern von Verträgen gehörten.

„Solche Verträge geben keine Lebensperspektive und müssen die Ausnahme sein", sagte Kern und hatte Linke, Grüne und Piraten auf seiner Seite. Ursula Jakob-Reisinger (Linke) kritisierte, dass jeder zweite Beschäftigte im Hochschuldienst einen Job auf Zeit habe – was Maelzer zum Teil auf die vielen projektbezogenen Befristungen zurückführte.

Gute Jobs basieren auf guter Bildung – darin waren sich alle einig. Maelzer bekräftigte seine Forderung nach gebührenfreien Kitas, Kern legte einen anderen Schwerpunkt: Es gehe um Stärkung der Eltern und der Persönlichkeitsbildung. Für die Grünen forderte Dr. Inga Kretzschmar, mehr Erzieher einzustellen und die U3-Betreuung auszubauen.

Maelzer beklagte eine zu geringe Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen, Fördermittel würden nicht abgerufen. Benita Henning (FDP) führte das auch auf die „zu große Bürokratie" zurück. Jakob-Reisinger sagte, die Pflegeberufe seien aufzuwerten. Roswitha Kögel (Piraten) forderte, in den Einrichtungen mehr Hilfskräfte einzusetzen.

Eine Fragerunde schloss sich an, in der es auch um den Klimaschutz ging. Moritz Wächter (Grüne Jugend) hatte nachgefragt. Jakob-Reisinger verlangt einen Stopp des Braunkohleabbaus, Kern hingegen ist sicher: „Wir brauchen die fossilen Brennstoffe noch lange. " Henning plädiert für einen Energiemix. Für Kretzschmar ist Klimaschutz viel mehr: Dämmung, Entwicklung von Speichertechnologien, CO2-Reduktion.

DGB stellt Forderungen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund NRW hat für 1,5 Millionen Mitglieder Forderungen zur Wahl aufgestellt. Es geht um sichere und faire Arbeit, zukunftsfeste Renten, Chancengleichheit in der Bildung, einen modernen Wirtschaftsstandort und eine starke öffentliche Hand. Denn: „Wir sind parteiunabhängig, aber politisch nicht neutral", stellte Regionalchefin Astrid Bartols klar. Die Forderungen stehen unter www.nrw.dgb.de

Kommentar: "Die Woche vor der Wahl"

von Martin Hostert

Nur knapp 40 Leute, davon der Großteil politisch aktive Lipper, waren der Einladung des DGB in die Detmolder Stadthalle gefolgt und haben sich für die Landtagswahl schlau gemacht.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind durchaus deutlich geworden – obgleich vieles an der Oberfläche bleiben musste, den vielen Themen, Kandidaten und der eingeschränkten Redezeit geschuldet. Aber der Abend gab Anreize, sich mit den Standpunkten zu befassen, nach links und rechts zu schauen und sich einen Eindruck von den Kandidaten zu machen. Und da haben sich die Neulinge auf dem Parkett wie die Kandidatinnen von Piraten oder FDP im Vergleich zu den Politprofis Kern und Maelzer wacker geschlagen. Offen zuzugeben, nicht in den Themen zu stecken, beweist Selbstbewusstsein.

Doch dass nur so wenige dabei waren – auch CDU-Generalsekretär Tauber hatte nachmittags in Detmold nicht eben die Menschenmassen angezogen – zeigt, dass die Landtagswahl eine Woche vor dem Termin offensichtlich noch nicht bei den Wählern angekommen ist.

Dabei geht es um wichtige Fragen, die uns alle angehen – um die Zukunft der Bildungslandschaft, um Arbeit, Digitalisierung und Klimaschutz. Noch eine Woche stehen die heimischen Kandidaten auf den Wochenmärkten. Die Programme sind online und die Flugblätter im Briefkasten. Auch die LZ leitet Fragen und Anregungen weiter. Nutzen Sie diese Woche!

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