So schützen Sie sich vor Online-Abzocken bei Weihnachtseinkäufen

Kreis Lippe. Mal eben schnell im Internet noch Weihnachtsgeschenke einkaufen. Am besten noch zu einem echten super Sparpreis. Da muss man einfach zuschlagen. Doch Achtung: Die Freude über ein tolles Schnäppchen kann schnell in Ärger über Betrug enden. Im Internet warten gerade zur Weihnachtszeit zahllose Betrüger auf das schnelle Geld.

Doch wie lässt sich das vermeiden oder, falls es doch zum Ernstfall kommt retten?

Fake Shops Meistens sehen sie auf den ersten Blick aus wie seriöse Online-Händler. Doch nach einer kurzen Zeit ist der ganze Shop bereits wieder offline. Das macht die Betrüger so gefährlich. Doch Kunden, die genauer hinschauen und ein paar grundlegende Dinge beachten, laufen weniger Gefahr, dieser Masche auf den Leim zu gehen.

Vor allem sollten Kunden sich Zeit nehmen, die Händler und auch die Produkte genauer zu prüfen. Denn hat man erst einmal etwas gekauft, kann es schon zu spät sein. Polizei und Verbraucherzentrale raten hier zur Vorsicht.

"Viele schauen sich den Versender nicht genau an", sagt Frauke Heise-Dippel von der Verbraucherzentrale in Detmold. Ein Blick in das Impressum kann schon einiges über den Händler verraten. Wird hier keine vollständige Adresse und keine Kontaktdaten, sondern höchstens ein Postfach genannt, ist das ein schlechtes Zeichen.

Frauke Heise-Dippel sieht die Zahlung per Rechnung als sicherste Zahlungsart. Gerade bei einer Erstbestellung sei dies jedoch häufig nicht möglich. Zahlungsmethoden wie PayPal oder Lastschriftverfahren seinen noch relativ sicher, da sich Kunden das Geld noch zurückholen könnten. Von Vorauszahlung und Zahlung per Nachnahme rät die Expertin ab. Hier ist das Geld bei einem Betrug meistens weg. Wenn Nutzer nur gegen Vorauszahlung die Ware erhalten können, sollte man lieber einen anderen Händler suchen.

Ebenfalls sollten Schnäppchenjäger darauf achten, ob der Händler auf das Widerrufs- und Rückgaberecht hinweist. "Das ist nicht immer gegeben", sagt Heise-Dippel. Beispielsweise bei einem Geschäft mit einer Privatperson. Daher sollten sich Käufer zunächst informieren, wie es sich in solchen Fällen mit der Rückgabe-Abwicklung verhält.

Wenn es keine Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf den entsprechenden Seiten gibt, sollten Käufer im Netz eher auf anderen Seiten weitersuchen. Ebenfalls können schlechtes Deutsch sowie eine unsichere Verbindung ein Hinweis auf Fake-Shops sein. Wirkt ein Schnäppchen zu gut, um wahr zu sein? Auch dann gilt Vorsicht. Hier könnte es sich um gefälschte oder minderwertige Ware handeln.

Wer sich zudem nicht sicher ist, der sollte auf anderen Seiten im Netz nach Bewertungen und Erfahrungsberichten zu dem Anbieter suchen. In einem Erklärfilm hat die Verbraucherzentrale noch einmal die wichtigsten Hinweise zusammengefasst.

Was tun im Betrugsfall? Insbesondere nach Weihnachten häufen sich Anfragen bei der Verbraucherzentrale. Wer Opfer eines Betrugs geworden ist, kann sich dort melden. Dort wird zunächst überprüft, ob der Händler im Handelsregister auftaucht - oder die Polizei etwas weiß.

Bei Rechtsanwalt Arndt Stückemann aus Lemgo landen regelmäßig Fälle auf dem Tisch, die sich mit der Thematik befassen. Immer wieder fallen Klienten auf Betrugsmaschen im Internet rein. Der 44-jährige Rechtexperte ist seit zehn Jahren auch auf IT-Recht spezialisiert und hat beobachtet, wie sich eine regelrechte Mafia entwickelt hat. "Früher war es der 19-Jährige mit Ebay-Account, der Sachen zweimal verkauft, aber nur einmal liefert. Mittlerweile steckt organisierte Kriminalität dahinter", sagt Stückemann.

Es gebe ein regelrechtes Banden-Netzwerk, dessen Programmierer täuschend echte Verkaufsseiten nachbauen und so bei ahnungslosen Kunden gewaltige Summen abstauben. Die Mittelsmänner säßen meist im Ausland. Sobald ein Betrug aufliege, seien die Verantwortlichen weg und das Konto leer geräumt.

Stückemann rät daher allen Netz-Käufern zur besonderen Vorsicht. "Besser doppelt vorsichtig, als halb vorsichtig", ist sein Mantra. Das beziehe sich vor allem auf die Preisdiskrepanz im Onlinehandel. Werden neue und begehrte Produkte zu exorbitant günstigen Preisen angepriesen, sei meist etwas faul. Der Experte rät daher auch beim Kauf von überaus wertvollen Artikeln dazu, den persönlichen Kontakt zum Händler zu suchen. Werde man einmal Opfer eines Onlinebetrugs, sei es schwer aus der Nummer wieder heile rauszukommen.

Doch was tun, wenn ich trotz aller Warnungen und Vorsicht auf einen Händler reingefallen bin? "Am besten sofort Strafanzeige stellen und einen Anwalt einschalten", sagt Arndt Stückemann. Auch wenn die Chancen minimal stünden, das verlorene Geld wiederzusehen, sei es wichtig, den Fall zu prüfen und gegen etwaige kriminelle Netzwerke anzugehen. "Ein Anwalt kann die Situation abwägen und gegebenenfalls auch zivilrechtliche Ansprüche geltend machen." Damit sei vor allem der Anspruch auf Rückzahlung gemeint.

Das Problem dahinter: Oft verliefen die Spuren ins Leere, denn meist seien die Betrüger längst über alle Berge. "Hat beispielsweise ein Obdachloser seine Daten als Kontakt hergegeben, werden Sie dort trotz eines Urteils nichts holen können", sagt Stückemann. Denn diese Menschen seien letztendlich genauso Opfer wie der Betrogene.

Das weltweite Massengeschäft im Online-Handel sei nahezu unmöglich zu überblicken, das mache es für die organisierte Kriminalität einfach. Die Polizei rät trotzdem, alle Beweise, die man zum Kauf hat oder noch finden kann, zu sammeln und schließlich Anzeige zu erstatten. Das gilt auch für Anbieter, die im Ausland sitzen.

Folge des Onlinehandel-Booms Der Zoll beschlagnahmt immer mehr gefälschte Produkte aus Drittstaaten - darunter etwa Turnschuhe, Handys und Uhren. Bundesweit wurden 2016 Waren im Wert von 180,04 Millionen Euro beschlagnahmt, was einer signifikanten Steigerung gegenüber 2015 (132,3 Millionen Euro) entspricht.

"Gerade jetzt vor Weihnachten läuft bei uns sehr viel auf", sagte Markus Dieckmann, Abfertigungsbeamter beim Hauptzollamt Bielefeld im November. Auch diese Behörde, die für 2,9 Millionen Einwohner in Ostwestfalen, Lippe und Teilen des Münsterlandes und des Sauerlandes zuständig ist, hatte eine Steigerung bei beschlagnahmten Warenwert auf 224.345 Euro (2015: 195.614 Euro).

"Der Zuwachs ist eine Folge des immer stärker werdenden Onlinehandels", erklärte Dieckmann. Nach einer Studie des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (Bevh) ist der Brutto-Umsatz im Online-Handel 2016 gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent auf 52,74 Milliarden Euro gestiegen. Laut der Studie macht der gesamte Online- und Versandhandel inzwischen 13 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens aus. (dpa)

Auf der nächsten Seiten lesen Sie etwas zu den Themen "Phishing-Mails" und "Fake-Gewinnspielen bei Facebook".

Phishing-Mails Sie werden das ganze Jahr über verschickt, doch gerade in dieser vorweihnachtlichen Zeit können Phishing Mails schnell untergehen. Schließlich häufen sich die Bestellbestätigungen und E-Mails im Posteingang - und schon zurrt sich das Netz zusammen. Gerade deshalb ist es so wichtig, auch scheinbar seriöse Nachrichten eingehend zu prüfen.

Die ersten Fragen die sich Nutzer immer stellen sollten: Habe ich überhaupt etwas mit dem Absender zu tun? Handelt es sich tatsächlich um meine Bank? Habe ich in diesem Shop wirklich eingekauft? Laut Verbraucherzentrale NRW können Phishing-Mails zudem anhand von mehreren Merkmalen enttarnt werden.

Der Empfänger hatte noch nie etwas mit dem Absender zu tun Die Mail ist in fehlerhaftem Deutsch oder in einer fremden Sprache verfasst Der Name in der Ansprache fehlt - Seriöse Institute schreiben ihre Kunden direkt mit Namen an Es wird dazu aufgefordert, ganz schnell zu handeln und beispielsweise Geld zu überweisen Persönliche Daten - wie PIN oder TAN - sollen eingegeben werden Empfänger werden dazu aufgefordert, einen Link zu folgen oder einen Anhang zu öffnen. Wer sich nicht sicher ist, ob es sich um eine Phishing-Mail handelt, kann beispielsweise beim Phishing-Radar der Verbraucherzentrale nachsehen, welche Mails gerade im Umlauf sind. Aktuell wurden zum Beispiel Benachrichtigungen von PayPal, Amazon und der ING-DiBa gemeldet.

Falsche Gewinnspiele auf Facebook Sehr beliebt um eine Marke zu bewerben, sind Gewinnspiele auf Facebook oder anderen Sozialen Netzwerken. Doch auch hier gibt es schwarze Schafe, die nur auf neue Opfer warten. Die Gewinnspiele sehen oft so aus, als stecken seröse Firmen dahinter, doch auch später kann sich herausstellen, dass die Facebookseite gefälscht ist. Deshalb sollten User nicht einfach blind bei einem solchen Gewinnspiel teilnehmen, sondern auch hier das Impressum nach Vollständigkeit, Kontaktmöglichkeiten und Teilnahmebedingungen checken, rät die Internetseite "Sicher im Netz". Die Seite steht unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministeriums.

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