Chance für die Begatalbahn

Kreis Lippe. Die Begatalbahn könnte eine Neuauflage erleben. Laut Fahrgastverband Pro Bahn gibt es Geld, das in die Reaktivierung der Strecke investiert werden könnte. Die Verkehrsbetriebe Extertal (VBE) hatten sich mit den Stadtwerken Bielefeld und der Mindener Kreisbahn an der Westfalenbahn beteiligt. Im Sommer 2017 wurden die Anteile verkauft, das Geld fließt zurück.

Wie hoch die Summe ist, haben die Vertragspartner im Sommer nicht bekannt gegeben. Nur so viel hat der Stadtwerke-Geschäftsführer aus Bielefeld rausgelassen: Die Kaufsumme, die Abellio rail für alle Anteile zahlt, soll sich im kleinen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag bewegen. Die VBE ist eine Tochtergesellschaft des Kreises Lippe, im Aufsichtsgremium sitzen auch Vertreter der Stadt Rinteln und des Landkreises Schaumburg. Über die Höhe der Summe, die erwartet wird, macht Sven Oehlmann, Geschäftsführer der VBE, keine Angaben. &bdquo;Über die Verwendung des Erlöses muss der Aufsichtsrat entscheiden. Bis Mitte nächsten Jahres wäre der Beschluss zu erwarten", sagt Oehlmann. Damit würde sich ein Kreis schließen. &bdquo;Wir sehen das als große Chance, einen guten Teil des Geldes für die notwendige Sanierung der Gleisanlagen, Bahnübergänge und Bahnhöfe auszugeben. Eine Reaktivierung stellt für Nordlippe nicht nur eine Standortsicherung, sondern auch in Zeiten erheblicher Luftverschmutzung ein umweltfreundliches Verkehrsmittel dar", erklärt Willi Wächter vom Fahrgastverband Pro Bahn in einer Pressemitteilung.

Der Bahnbetrieb von Lage nach Hameln durch das Begatal war im November 1896 aufgenommen worden. Beinahe 80 Jahre lang habe das Lipper Bergland durch die Zugverbindung zur Rattenfängerstadt Hameln einen blühenden Aufschwung erlebt. Mit der Einstellung des Personenverkehrs im September 1980 war der Fahrplanbetrieb beendet.

&bdquo;Heute sind wir froh, dass es die umfassende ehrenamtliche Arbeit durch den Verein Landeseisenbahn Lippe zur Befahrbarkeit der Gleise gibt", sagt Wächter. Seit 2005 seien die nordlippischen Eisenbahnfreunde für die 30 Kilometer lange Eisenbahninfrastruktur – außer den Bahnübergängen – zwischen Bösingfeld, Barntrup und Lemgo zuständig.

Anfang 2010 habe ein von der VBE in Auftrag gegebenes Gutachten nachgewiesen, dass es durchaus wirtschaftlich ist, den Personenverkehr auf der Schiene entlang der Bega wieder aufzunehmen. Laut Wächter gebe es selbst von den Anliegerbetrieben das Signal, &bdquo;dass es durchaus auch ein Interesse am Gütertransport gibt".

Pro: &bdquo;Gut für den ländlichen Raum" von Astrid Sewing Die Mobilitäts-Angebote müssen dem Bedarf angepasst werden. Nicht allein das Auto zählt. Wenn man die demografische Entwicklung betrachtet, dann ist es sinnvoll, möglichst viele Angebote zu machen und so eine Infrastruktur zu schaffen, die den ländlichen Raum deutlich aufwertet. Warum also soll man das, was schon da ist, nicht nutzen und so das Streckennetz verbessern? Zumal es ein Gutachten gibt, das der Begatalbahn die Wirtschaftlichkeit bestätigt. Das Geld wäre da, es würde wieder in die Bahn investiert – also sollte man die Pläne durchaus auch weiterverfolgen

Contra: &bdquo;Die Kosten sind immens" von Thorsten Engelhardt Gern würde ich Züge durchs Begatal rollen sehen. Aber ob es wirklich wirtschaftlich wäre, die 17 Kilometer lange Bahnstrecke wieder zu reaktivieren, muss doch stark bezweifelt werden. Seit 37 Jahren hat es hier keinen täglichen Regelverkehr mehr gegeben. Als Anfang der 2000er Jahre über die Bahnstrecke diskutiert wurde, lagen die Sanierungskosten bereits bei 15 Millionen Euro – die Betriebskosten kommen oben drauf. Für diese Summe dürfte sich zweifellos der Busverkehr auf der parallel verlaufenden Bundesstraße erheblich verdichten lassen – gern auch mit Elektrobussen.

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