Lippes Grundstückspreise gewinnen an Wert

Kreis Lippe. Nicht nur in den Ballungszentren gewinnen Immobilien an Wert: Auch in ländlichen Räumen wie Lippe ziehen die Preise immer weiter an. Das war eines von vielen Themen beim jüngsten Symposium für Immobilienbewertung in OWL.

Die Hochschule OWL hatte unter Federführung von Prof. Dr.-Ing. Dirk Noosten, Sachverständiger für Immobilienbewertung und Inhaber des Lehrstuhls für Baumanagement und Baufinanzierung, nach Detmold eingeladen. Architekten, Makler, Juristen und andere Fachleute folgten dem Ruf.

Dr. Ing. Stefan Ostrau, Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Lippe und in der Stadt Detmold berichtete unter anderem über die Lage am Grundstücksmarkt in der Region. &bdquo;Die Tendenz geht in vielen Bereichen in OWL und natürlich auch in Lippe nach oben", sagt er mit Blick auf die Umsatz- und Preisentwicklung für Grundstücke in NRW. &bdquo;Ganz besonders im individuellen Wohnungsbau kann 2017 in Lippe eine beachtenswerte Wertsteigerung beobachtet werden": Im Bereich des individuellen Wohnungsbaus allein 8 Prozent.

Wer in Lippe ein Einfamilienhaus bauen wollte, musste beispielsweise im Jahr 2016 für die guten Lagen tief in die Tasche greifen: Spitzenreiter sind nach dem Grundstücksmarktbericht für 2016 – der aktuelle kommt erst in einigen Wochen heraus – Lemgo mit einem Bodenrichtwert für gute Lagen im individuellen Wohnungsbau bei 180 Euro, gefolgt von Oerlinghausen (175), Bad Salzuflen (170), Lage (165) und Detmold (160).

Auch wenn die Grundstückspreise in Lippe von Kommune zu Kommune stark differieren, ist für Dr. Ostrau klar, &bdquo;dass wir in der Entwicklung auf dem Markt nicht abgehängt werden."

Das zeigt ein Blick auf den Bundestrend: Im Mittel kostete ein Eigenheimbauplatz in Deutschland im Jahr 2016 etwa 108 Euro pro Quadratmeter, der preisgünstigste Bauplatz lag bei 10 Euro. Von den lippischen Preisen die günstigsten in mäßigen Lagen von Schieder-Schwalenberg und Horn-Bad Meinberg – können einige ost- und mitteldeutsche Regionen nur träumen – sie kommen beim Durchschnittspreis über 10 Euro nicht heraus. Die teuersten Bauplätze kosteten in München 2016 im Durchschnitt 1.600 Euro und in Wiesbaden 840.

Der Trend zum Eigenheim steigt: Die Anzahl der Kaufverträge in Lippe hat gegenüber 2015 um 12 Prozent erheblich zugenommen. Wurden 2015 3661 Verträge abgeschlossen, waren es 4.105 im Jahr 2017. Den größten Anteil dieser Transaktionen bilden bebaute Grundstücke mit 1.655 Kaufverträgen. Neu gebaute Eigentumswohnungen in Lippe wurden im Durchschnitt mit 2.550 Euro pro Quadratmeter verkauft, 2 bis 8 Jahre alte Wohnhäuser mit rund 337.000 Euro bei (600 Quadratmetern Grundstücksfläche und 153 Wohnfläche) gehandelt, Doppelhaushälften in der Kategorie 2010 – 2016 mit knapp unter 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche mit 297.000 Euro.

Bei den Verkäufen baufertiger Grundstücke ist Bad Salzuflen heiß begehrt, wie der Grundstücksmarktbericht zeigt: Allein 2016 wechselten 57 Baugrundstücke für den individuellen Wohnungsbau den Beisitzer, in Lage 41. In Lügde waren es gerade mal 2 Grundstücke.

Lippe und OWL könnten insgesamt durchaus mit den Steigerungen im Ruhrgebiet mithalten, auch wenn das Preisniveau deutliche Unterschiede aufweise, stellt der Experte fest: In Köln, Düsseldorf und Bonn etwa, müssen Käufer mit Preisen um die 500 Euro pro Quadratmeter rechnen.

In jedem Fall aber, und das dürfte vor allem für die privaten Anleger von Interesse sein, &bdquo;ist der Preisanstieg stabil und höher als das, was Sie auf der Bank an Zinsen erhalten", so Dr. Ostrau. Das gelte nicht nur für Bauland, sondern durchaus auch für Ackerland und Forstflächen, deren Preise auch in Lippe anzögen.

Knapp 90 Experten aus der Branche folgten beim Symposium am Detmolder Hochschulstandort den Vorträgen Dr. Ostraus und der anderen Referenten. Gastgeber Prof. Dr.-Ing. Dirk Noosten betont, wie wichtig solche Symposien sind: &bdquo;Demografische und ökonomische Veränderungen haben erheblichen Einfluss auf die Immobilienmärkte. Beides erfordert eine laufende Auseinandersetzung mit diesen Themen und berufliche Fortbildung."

Kommentar: Städte müssen reagieren von Marianne Schwarzer

Natürlich ist Lippe mit den Immobilienpreisen noch weit von denen der Ballungszentren entfernt. Doch wechseln immer mehr Grundstücke den Besitzer, und ihr Wert steigt, vor allem in den größeren Städten. Die Kommunen müssen auf den Trend reagieren, und zwar in zweifacher Hinsicht.

Derzeit sind die Städte und Gemeinden dabei, Lücken zu schließen: Blomberg bietet etwa am Sonnenhang Baugrundstücke feil, Detmold hat das alte Südschulgelände für die Wohnbebauung erschlossen, Lage eröffnet Bauherren an der Oberen Bült neue Chancen. Doch auch diese Bemühungen werden auf Dauer nicht ausreichen.

Möglicherweise muss auch alte Bausubstanz verschwinden, um modernen Wohnansprüchen gerecht zu werden. Das Häuslebauertum löst die sozialen Probleme nicht, die sich verschärfen werden. Immer mehr ältere Menschen zieht es in die Städte, weil sie in ihren Dörfern Infrastruktur vom Laden an der Ecke bis hin zum Landarzt vermissen.

Auch sie brauchen – ebenso wie junge Familien – günstigen Wohnraum, und der wird immer knapper. Eine moderne Kommune muss günstigen Wohnraum in Mehrfamilienhäusern schaffen, zumindest die planerischen Voraussetzungen. Und wer in sozialen Wohnungsbau investiert, muss größtmögliche planerische und finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand bekommen.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus