Im "Hill House" kommt das Böse schleichend

Eine perfekte Kleinstadtfamilie zieht in eine alte Villa, um diese zu renovieren und für gutes Geld wieder zu verkaufen. Der Aufenthalt soll von vornherein nur auf Dauer sein. Doch das alte Gemäuer scheint nicht ganz den gängigen Naturgesetzen zu entsprechen. Es geschehen merkwürdige Dinge. Das ganze entpuppt sich immer mehr als der blanke Horror. Die Serie "Spuk in Hill House" soll ihren Zuschauern passend zur gruseligen Jahreszeit einen tüchtigen Schrecken einjagen.

Die siebenköpfige Familie Crain zieht zu Beginn in ein altes viktorianisches Anwesen in Amerika ein: das Hill House. Die beiden Eltern sehen in dem Haus die Chance, gutes Geld zu verdienen. Die Kinder haben viel Platz zum Spielen und einen Garten direkt vor der Tür. Man sollte meinen, dass es besser nicht geht. Doch wie so oft in solchen Szenarien wurde die Rechnung ohne übernatürliche Kräfte gemacht. Das ist in der großen Film- und Serienlandschaft erstmal nichts Neues. Doch wo sich die meisten Geistergeschichten darauf konzentrieren den Horror von Anfang bis Ende zu erzählen, geht Macher Mike Flanagan einen Schritt weiter.

Wie auch in Stephen Kings "Es" wird die Gruselgeschichte auf zwei Zeitebenen erzählt. Und diese werden überraschend gut miteinander verflochten. Es ergibt sich filmisch ein sehr schönes Gesamtbild mit exzellenten Übergängen. Zum Beispiel sehen wir in einer Szene eines der Kinder, welches aus dem Bett aufsteht. In dem Moment, in dem es die Füße auf den Boden setzt, sind es die des Erwachsenen etwa 25 Jahre später. Das Spiel mit den beiden Zeitebenen macht beim Zugucken Spaß und nimmt den Zuschauer sofort mit. Außerdem bekommt die Geschichte einen Tiefgang, den nur wenige Horrorstorys haben.

Eine Reihe gebrochener Menschen Eigentlich hat man diese &bdquo;Haunted-House-Storys" so oder so ähnlich schon gefühlt 1.000 Mal gesehen oder gelesen. Zumindest gibt es zahlreiche Filme, Serien und Bücher, die sich mit diesem 08/15-Thema beschäftigen. Also warum sollte man sich nun gerade "Spuk in Hill House" anschauen? Ganz einfach: Den Serienmachern gelingt es, das Ganze aus einer sehr emotionalen Perspektive zu betrachten. So ist unter dem Deckmantel des Grusels eigentlich ein starkes Familiendrama versteckt, in dem die Figuren versuchen, nach der düsteren Vergangenheit mit ihrem Leben klarzukommen.

Schon in der ersten Folge wird klar, dass die Mutter der Familie den Sommer im Jahr 1992 (In dieser Zeit spielt die erste Zeitebene) nicht überlebt hat. Der Vater ist mit allen Kindern aus dem Haus geflohen. Die Mutter bleibt zurück. Die genauen Hintergründe dröseln sich erst im Verlauf der Folgen auf.

Die fünf Kinder sind nach diesem Vorfall in sehr unterschiedliche Richtungen abgedriftet. Stephen hat seine Vergangenheit, zum Unmut seiner Geschwister, zu Geld gemacht. Er hat ein Buch geschrieben und ist als &bdquo;Geisterjäger" unterwegs, um weitere Phänomene dieser Art zu finden. Sheryl ist Bestatterin geworden und hat so tagtäglich mit dem Tod zu tun, während Theo Psychologin ist und versucht Kindern zu helfen, die ähnliche Probleme haben wie sie in ihrer Kindheit. Luke ist in den Drogensumpf abgerutscht und schafft es nicht mehr, ohne den nötigen Schuss Kokain über die Runden zu kommen. Zwillingsschwester Nell, die jüngste unter ihnen, hat Schlafstörungen. Und sie ist es auch, die die Vergangenheit über 20 Jahre später wieder hervorholt.

Fazit: Das Böse kommt schleichend Auf sogenannte Jumpscares setzt Flanagan nicht ausschließlich. Natürlich gibt es diese, aber der Grusel kommt häufig schleichend. Zum Beispiel, wenn Tochter Nell einen Geist sieht und vor Angst mit ihrer Mutter zusammen auf dem Sofa schläft. Fürsorglich wartet die Mutter bis die Tochter schläft, um sich dann leise zu entfernen. Was folgt, ist keine Überraschung: Die Tochter wird wach, der Geist ist wieder da. Allerdings setzt der Regisseur in solchen Momenten nicht auf den schnellen Schnitt, um den Zuschauer zu schocken. Hier wird die Kamera fast in Zeitlupe von der Tochter wegbewegt, die den Geist anstarrt. Erst ganz langsam wird auch für den Zuschauer das grausige Szenario ersichtlich, bevor dann ganz schnell wieder die Zeitebenen gewechselt werden.

Durch diese Herangehensweise und das Familiendrama, welches eigentlich im Vordergrund der Serie steht, hebt sich "Spuk in Hill House" von so manch anderen Horrorfilmen und -serien positiv ab. Gerade jetzt, zur dunklen Jahreszeit, kann man sich mit dieser Serie ein paar schaurige Stunden machen.

"Spuk in Hill-House" läuft exklusiv auf Netflix. In der zehnteiligen Serie von Horrorspezialist Mike Flanagan (Ouija: Ursprung des Bösen, Das Spiel) wird die Geschichte vom Hill House erzählt. Lose basiert die ganze Handlung auf dem gleichnamigen Buch von Shirley Jackson, das im Jahr 1959 erschien. Zum Buch gab es in der Vergangenheit auch schon einige Verfilmungen.

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