Kreis Lippe. Da steigt er wieder hoch in die Nase: der lieblich-frische Tannenduft, der sich über die Weihnachtszeit in etlichen Wohnzimmern ausbreitet. Im Kreis Lippe läuft der Weihnachtsbaumverkauf gerade in die letzte heiße Phase. Und obwohl einige Händler die Preise etwas anheben mussten, schadet es dem Verkauf offenbar nicht. Das scheint wohl vor allem an einer Sache zu liegen: den Emotionen, die in jedem Zweig stecken. Für diese Saison ist generell Aufatmen angesagt. Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger spricht von einer „moderaten Preiserhöhung“. Trotz vereinzelter Spätfrostereignisse sei es für die Weihnachtsbaumkulturen in Deutschland insgesamt gut gelaufen. Laut Verband kostet die Nordmanntanne als beliebteste Sorte je nach Region und Qualität zwischen 23 und 30 Euro pro Meter. Die Blaufichte liegt dagegen stabil zwischen 15 und 19 Euro, die Rotfichte zwischen 12 und 16 Euro pro Meter. „Diese Preisniveaus spiegeln die gestiegenen Produktions-, Lohn- und Logistikkosten deutlich wider“, heißt es vom Verband. Trotzdem will niemand auf seinen Baum verzichten. „Der Weihnachtsbaum ist einfach ein hoch emotionales Produkt“, so bringt es der Lemgoer Sebastian Klemme von „Gutes aus Lippe“ auf den Punkt. Mit seinem Weihnachtsbaum-Verkauf am Edeka-Markt in Lemgo-Brake zieht er jetzt schon eine gute erste Bilanz. „Wir hatten einen gewohnt frühen Absatz und haben sicher auch profitiert davon, dass es ein, zwei weniger Verkaufsstände in Lemgo gibt.“ Mehr als bloßer Verkauf Klemme setzt getreu der „Lippe Qualität“ auf regionale Bäume direkt aus Kalletal. Mit den Preisen habe er stabil bleiben können. Wer einen Tannenbaum in der beliebten Größe zwischen 1,70 und 2,40 Meter haben wolle, der werde zwischen 40 und 50 Euro fündig - nach Meter rechne er nicht. Da die Bäume frisch seien und nicht quer über Ländergrenzen transportiert würden, wirke sich das entsprechend auf die Haltbarkeit aus. Auffällig sei auch, so hat es der Lemgoer beobachtet, dass die Preise von konventionellen Weihnachtsbäumen, wie es sie beispielsweise an den meisten Baumärkten gebe, diese Saison ebenfalls angestiegen seien. „Inzwischen liegen sie fast mit uns auf Augenhöhe“, sagt Sebastian Klemme. Er hat den Eindruck, immer mehr Kundinnen und Kunden würden sich wegen des geringen Sparfaktors dann doch eher für einen regionalen Baum entscheiden. „Wenn die Qualität gut ist, setzt sich das durch“, sagt Klemme. „Das lässt sich auf jedes Produkt im Leben übertragen. Egal, ob es um Geschirr oder ein Stück Fleisch geht.“ Dass es nicht immer um den Preis geht, hat auch der Rotary Club Detmold-Blomberg am zweiten Adventswochenende bei seinem jährlichen Weihnachtsbaumverkauf in Detmold festgestellt. Die Bäume hier zählen eher in die hochpreisige Kategorie, der Verkauf kommt allerdings auch dem Kinderschutzbund in Detmold und Blomberg zugute. Mitverkäufer Ernst Thevis wirkt daher schon Samstagmittag zufrieden. Da ist nicht mal der erste von zwei Verkaufstagen rum. „Wir haben von 340 Bäumen noch etwa 80 übrig“, sagt er. Für die adventliche Stimmung gibt es direkt noch ein Heißgetränk oben drauf - so wird aus dem Kauf ein vorweihnachtliches Erlebnis. Selberschlagen in Extertal Nicht grundlos ist so ein Weihnachtsbaum mit vielen Emotionen und Kindheitserinnerungen verbunden. Dass der Verkauf daher auch viel mehr sein kann als ein bloßes Aussuchen und durch die Netzmaschine jagen, kann André Hosters in Extertal jetzt im fünften Jahr an seinen Kundinnen und Kunden beobachten. Seine seit 2016 gezüchteten Nordmanntannen können Familien in Meierberg selbst aussuchen, schlagen und mitnehmen. „Das funktioniert ganz gut, gerade mit Kindern ist es ein Erlebnis.“ Die Bäume großzukriegen, sei aber auch mitunter herausfordernd gewesen. Das hänge mit dem Klima zusammen. „Man merkt schon, dass es früh warm wird“, erklärt Hosters. Die Konsequenz daraus sei, dass sich die Triebe der Nordmanntannen viel zu früh bildeten und beim nächsten Frost dann wieder kaputt gingen. Gerade junge Bäume seien für das Wetter anfällig. Die „Ausgewachsenen“ seien da schon resistenter. Und wie bekomme ich meinen Baum gut über die Weihnachtszeit? Der Standardtipp, Bäume erst einmal in kühlen Räumen akklimatisieren zu lassen, bevor es ins richtig geheizte Wohnzimmer geht, sei bei den aktuell eher warmen Außentemperaturen nicht unbedingt erforderlich. „Wichtig ist, dass der Baum direkt ins Wasser kommt“, sagt der Profi. Hat der Baum ein paar Tage auf der Terrasse gelegen, wäre es sinnvoll, noch einmal den Stamm anzuschneiden, sagt Hosters. Dann könnte der Baum viel besser Wasser aufnehmen - und bleibe so länger frisch. Frische Bäume erkennen Wer keine Lust aufs Baumschlagen hat und seinen Baum lieber an einem Verkaufsstand mitnimmt, der sollte aus Sicht des Hobby-Landwirts auf das Gewicht achten. „Ein schwerer Baum ist ein gutes Zeichen, denn das Wasser sitzt im Stamm.“ Gerade Bäume, die einen langen Transportweg hinter sich hätten und dementsprechen lange an Ständen liegen würden, fühlten sich teils überraschend leicht an. Und das sind nicht wenige: Laut dem Statistischen Landesamt Nordrhein-Westfalen wurden allein im Jahr 2024 mehr als 750.000 frische Weihnachtsbäume im Wert von 9,5 Millionen Euro nach NRW eingeführt. Rund 80 Prozent kämen davon allein aus dem Nachbarland Dänemark. Was den perfekten Zeitpunkt des Weihnachtsbaumkaufs angehe, so verschiebe sich der Trend langsam mehr zum Aufstellen eines frühen Weihnachtsbaums direkt zum ersten Advent, das beobachten Weihnachtsbaumverkäufer in Lippe übereinstimmend. Es hielten aber auch viele Kundinnen und Kunden an der Tradition fest, den Baum zur vierten Kerze oder gar erst zu Heiligabend aufzustellen. Egal, wie es läuft, der Weihnachtsbaum scheint in Lippes Wohnzimmern unersetzlich. Echte Alternative Dass ein Plastikbaum nicht unbedingt die ökologisch wertvollere Alternative ist, hat sich inzwischen rumgesprochen. Aber was kann man tun, wenn es doch schmerzt, den treuen Begleiter einfach im Januar zu entsorgen? Eine Alternative bietet beispielsweise das Start-up „Keinachtsbaum“ aus Bramsche bei Osnabrück. Das Team bietet einen ökologischen Christbaum mit Schnittgut an, das je nach Wunsch in einen wiederverwertbaren Holzständer gesteckt wird. Die Idee: Statt jedes Jahr einen Baum zu fällen, nutzt man frisches Schnittgrün von Tannen, die weiter wachsen können.