Obacht im Wald: Wie die Wanderverbände in Lippe entlastet werden

Kreis Lippe. Unebene Wege, hervorstehende Baumwurzeln, lose Äste - ganz typische Hindernisse bei einem Spaziergang im Wald. Ein wenig Obacht ist in der Natur schließlich immer gefragt. Doch was ist, wenn eine Wanderhütte morsch ist, die Bank wackelt, ein Brückengeländer defekt ist? Für solche nicht-typischen Waldgefahren und Risiken waren bislang die zuständigen Vereine haftbar, wenn etwas passierte. Doch das Haftungsrisiko soll für sie nun reduziert werden.

Stolpert jemand also über eine Wurzel auf dem Waldweg, ist das eine typische Waldgefahr - haftbar ist der Waldbesitzer dafür nicht. Stolpert jemand hingegen über eine morsche Stufe an einer Wanderhütte im Wald, stellt das eine atypische Waldgefahr dar und der Besitzer kann haften. Die Frage der Verkehrssicherungspflichten und des Haftungsrisikos sei aber bislang immer eine schwierige gewesen, &bdquo;daher ist es gut, wenn Rechtssicherheit geschaffen wird“, erklärt Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbands Lippe (LVL) und damit größtem Waldbesitzer im Kreis, im Gespräch.

Waldtypisch und nicht-typisch Denn genau diese Rechtssicherheit sowie der Abbau von Bürokratie und ein niedrigschwellig möglicher Zugang zur Natur seien das Ziel der Anpassungen, die Bund und Länder bei der Ministerpräsidentenkonferenz vereinbart hätten, erklärt der Deutsche Wanderverband (DWV) in seiner Mitteilung . Er nennt es &bdquo;ei nen entscheidenden Schritt zur Reduzierung von Haftungsrisiken in Wäldern und anderen öffentlich zugänglichen Erholungsräumen vereinbart“. Denn die Nutzung von Wäldern, Gewässern oder auch Parkanlagen erfolge dann ausdrücklich auf eigene Gefahr. Die Haftung für Verkehrssicherungspflichten wird dabei auf grobe Fahrlässigkeit und Vorsatz beschränkt. Hierfür sind Änderungen im Bundes- und Landesrecht vorgesehen.

&bdquo;Wir freuen uns, dass das angestoßen wurde und sich nun auch zum Positiven wendet“, sagt Düning-Gast. In Lippe gibt es mit der Lippe Tourismus und Marketing (LTM) eine Institution, die sich vertraglich um die Verkehrssicherungspflichten im Wald kümmere, auch bislang schon sehr erfolgreich. Etwas, das viele kleine Vereine gar nicht leisten könnten. &bdquo;Eine Grundsicherheit müssen und wollen wir herstellen, aber für waldtypische Gefahren ist jeder selbst verantwortlich.“ Im Wald stehen nun einmal Bäume, von denen zum Beispiel Äste herunterfallen können, und &bdquo;die Klimakrise hat diese Situation nicht besser gemacht“, weiß er. Deswegen würden unter anderem Bäume, die nicht mehr standsicher sind, gefällt - auch wenn das ebenso nicht jedem gefalle. Gibt es zusätzlich eine Infrastruktur im Wald, erhöht das die Verkehrssicherungspflichten - &bdquo;zumindest bis jetzt, denn genau das soll sich jetzt ändern“.

Tourismusregionen stärken Laut Geschäftsführer Günter Weigel ist die Arbeit der LTM von den geplanten Änderungen nicht betroffen. &bdquo;Sofern diese Änderungen umgesetzt werden, wird es sich um Erleichterungen bei der Arbeit des Ehrenamtes handeln“, erklärt er auf Nachfrage. &bdquo;Mit den gesetzlichen Anpassungen werden endlich rechtliche Klarheiten geschaffen. Das ist besonders für unsere vielen Ehrenamtlichen, die mit viel Engagement vorhandene Wanderinfrastruktur wie Sitzgelegenheiten, Informationstafeln oder Wegweiser im Wald pflegen und ausbauen, eine gute Nachricht“, betont Dr. Bernd Hartmann, Geschäftsführer des DWV, in der Mitteilung.

Der DWV und der Deutsche Tourismusmusverband (DTV) hatten sich nach eigenen Angaben intensiv für eine Reduzierung der Haftungsrisiken bei Wanderwegen eingesetzt. &bdquo;Ob Wegweiser oder Sitzbank – ein Rückbau unserer Wanderinfrastruktur aufgrund von unkalkulierbaren Haftungsrisiken hätte dem Wandertourismus enorm geschadet. Die geplanten Anpassungen im Bundes- und Landesrecht sind ein wichtiger und längst überfälliger Schritt, um das Wanderangebot in Deutschland zu erhalten. Unsere Wälder und Wanderwege generieren jedes Jahr hohe Einnahmen und stärken damit unsere Tourismusregionen und die regionale Wirtschaft“, ergänzt Norbert Kunz, Geschäftsführer des DTV. Aus Sicht der Verbände sei es von zentraler Bedeutung, dass die angekündigten Gesetzesänderungen nun zügig und wie vorgesehen bis spätestens 31. Dezember 2026 in Kraft treten.

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