Lippische Händler behaupten sich mit Nischenprodukten gegen Amazon

Kreis Lippe. Fürs Einkaufen muss keiner lange Wege zurücklegen. Immer mehr kaufen online ein. Die Krux: Wenn sie dann doch mal in der Stadt bummeln möchten, werden sie immer weniger Läden vorfinden. Denn die haben es zunehmend schwerer, zu überleben.

2018 sind knapp 1,6 Milliarden Euro im Einzelhandel umgesetzt worden. In diesen lippischen Zahlen ist der Online-Anteil enthalten. Dessen Volumen wächst seit Jahren, auch im vergangenen Jahr waren es rund zehn Prozent. Außerdem kaufen die Lipper auch gerne in den Oberzentren ein, zum Beispiel in Bielefeld oder Paderborn. Das Loom in Bielefeld spricht nach Ansicht Kai Buhrkes, Geschäftsführer des Handelsverbandes OWL, eher das jüngere Publikum an . Mittlerweile zeichne sich allerdings allgemein ab, dass große Einkaufszentren ebenfalls Probleme mit Leerständen haben.

Der Handelsverband geht davon aus, dass 700 Millionen Euro aus Lippe zusätzlich in Richtung Oberzentren abwandern. Insgesamt schmilzt der Umsatz um 0,5 Prozent, in Summe: acht Millionen Euro.

Erfolg mit Nischenprodukten Für die kleineren Einzelhändler werden Online-Handel und Kaufkraftabwanderung zunehmend zum Problem, denn online mitzuspielen, ist gar nicht so einfach. Vor allem Amazon entwickelt sich zur beherrschenden Marktmacht, die Hälfte aller Onlineumsätze wird über Amazon-Marketplace abgewickelt. &bdquo;Es gibt Anbieter, die Nischenprodukte herstellen, die haben einen erfolgreichen Onlineshop und werden auch gefunden, eben weil sie so speziell sind", sagt Kai Buhrke. Gefragt nach lippischen Spezialprodukten, fallen ihm spontan Modelleisenbahnartikel, Mausefallen und Kompressionsstrümpfe ein, die in Onlineshops vertrieben werden.

In den Innenstädten seien Leerstände ein Problem. &bdquo;Der Online-Anteil nimmt zu, damit geht ein Verlust an Lebensqualität für unsere Bevölkerung einher, erst recht in Bezug auf die alternde Gesellschaft", meint Buhrke. Die Beratung habe einen hohen Stellenwert, und daraus entwickelten sich gute Perspektiven. &bdquo;In Zeiten zunehmender Anonymität, Vereinsamung und Kommunikation über die reine Technik haben wir als inhabergeführter Einzelhandel die Chance, mit unserem persönlichen Kontakt zu den Kunden unsere Stärken auszuspielen." Kleinere Einkaufsstädte in Lippe, wo man sich in der Regel sogar persönlich kenne, hätten gegenüber den anonymen Großstädten und dem Internet deutliche Vorteile. Wer durch sein Einkaufsverhalten den Einzelhandel vor Ort unterstütze, trage zum langfristigen Erhalt der lokalen Vielfalt bei.

Das Thema sei auch eines, das die Stadtplanung angehe. Für vitale Innenstädte sei der Handel unverzichtbar. &bdquo;Es ist dringend notwendig, die Aufenthaltsqualität in den Innenstädten deutlich zu verbessern. An einigen Standorten müssen wir über intelligente Schrumpfungsstrategien nachdenken, denn dauerhafte Leerstände sind Gift für die Attraktivität der Stadtzentren", stellt Buhrke fest.

Außerdem seien die Diskussionen um die Sonntagsöffnungen kontraproduktiv. &bdquo;Das sind Frequenzbringer, denn gerade am Wochenende hat man Zeit, in Ruhe einkaufen zu gehen."

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