Kreis Lippe. Wer im lippischen Bergland eine Radtour plant, kann sich auf fantastische Ausblicke und idyllische Landschaften freuen. Dafür muss er ein bisschen Muskelkraft investieren - oder aber ein E-Bike nutzen. LZ-Redakteurin Silke Buhrmester und ihr Mann Henning haben den 72-Kilometer-Rundkurs von Schieder über Barntrup nach Aerzen und weiter über die Ottensteiner Hochebene nach Lügde mit dem Rennrad absolviert. Eine reizvolle Tour mit einigen Steigungen.
Los geht es am Berliner Platz in Schieder und von dort in Richtung Siekholz und Blomberger Forsthaus. Kurz vor der inzwischen seit längerem geschlossenen Gaststätte entscheiden wir uns gegen den Radweg entlang der Bundesstraße 1 (Gaffel) und für die malerische, kurvenreiche Strecke „Über den Turm". Sie gibt mit einigen Stegungen schon einmal einen Vorgeschmack, auf das, was uns heute noch erwarten wird.
Dafür ist sie aber recht wenig befahren. Das kann man von der Verbindungsstraße zwischen Hagen und Barntrup, die wir erreichen, nachdem wir am Ende der Straße links abgebogen sind, nicht gerade behaupten. Mit hoher Geschwindigkeit überholen uns auf den rund vier Kilometern bis zur Bundesstraße etliche Autos und Motorräder - nicht ungefährlich, so ohne Radweg.
Steiler Anstieg
Der Weg führt durch Barntrup Richtung Struchtrup – vorbei am Schloss und Gut Wierborn gen Alverdissen. Eine vergleichsweise leichte Steigung auf unebener Straße zum Einfahren, die kleine Anstrengung wird später in Richtung Aerzen belohnt durch ein schnurgerades, leicht abschüssiges langes Stück, auf dem es sich dank des glatten Asphalts beinahe schweben lässt. Rechts und links Landschaft pur – ein Genuss. Doch wir sind im lippischen Bergland unterwegs – klar, dass bei einer so famosen Strecke das dicke Ende noch kommen wird. Und da ist es auch schon: Wir biegen auf die Straße, die uns nach Amelgatzen bringt, es geht bergauf, zunächst Richtung Gellersen und kurz hinter Welsede in Richtung Ottenstein.
Hochebene – das sagt doch alles. Über Deitlevsen und Lichtenhagen geht es jetzt scheinbar nur noch bergauf. Hoch eben. Hin und wieder halten wir an und genießen die Aussicht – blicken in die Ferne, wo sich die Kühltürme des AKW Grohnde an diesem leicht diesigen Maitag trotzdem deutlich am Horizont abmalen.
Und als wir denken, wir haben den höchsten Punkt erreicht, ist von Entspannung immer noch keine Spur: Der ärgste Feind des Radfahrers ist nämlich mitnichten der Berg, sondern der Wind. Und der bläst hier oben gewaltig. Die Betreiber der zahlreichen Windräder wird’s freuen, wir aber haben ganz schön zu kämpfen. Links taucht immer wieder der Köterberg, Lippes höchste Erhebung mit dem markanten Turm, in der Ferne auf. Schließlich sehen wir Kleinenberg in einer Senke liegen, biegen aber nach links in Richtung Großenberg ab – und werden endlich belohnt für den Kampf gegen Steigung und Wind: zehn Prozent Gefälle prophezeit das Straßenschild kurz hinter dem Ortsausgang, und so geht es auf kurviger Strecke mehrere Kilometer hinab bis nach Lügde. Wer bei der Geschwindigkeit noch die Augen nach rechts und links wenden kann, fühlt sich wie im Allgäu – wunderbar.
Am Schiedersee vorbei
Am Kreisel von Lügde lädt die Eisdiele zum Cappuccino mit gratis Miniwaffel nebst Eis-Kostprobe. Jetzt geht es zunächst über die Hauptstraße und dann entlang des Radweges bis nach Harzberg. Dort kreuzen wir noch einmal die Hauptstraße. Hier endet der Radweg, und wir entscheiden uns für den Rückweg nach Schieder entlang des Schiedersees und schließlich durch den Kurpark, am Schloss vorbei, zurück zum Ausgangspunkt.
902 Höhenmeter, 62 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit, 3 Stunden 20 Minuten auf dem Rad – was bleibt sind die tollen Erinnerungen an ganz viel unberührte Landschaft auf unserer Drei-Kreise-Tour durch Lippe, Hameln-Bad Pyrmont und Holzminden. Und vergessen ist die Anstrengung rund um die Ottensteiner Hochebene.