So läuft die Arbeit auf der Palliativstation im Klinikum Lippe

Kreis Lippe. Als das Klinikum Lippe vor einem guten halben Jahr die neue Palliativstation einweihte, war diese menschenleer, auch die Betten fehlten noch. Mittlerweile sind Team und Patienten in den Neubau umgezogen – der Alltag ist in den neuen Räumen eingekehrt.

Das sanfte Licht der Nachmittagssonne streift milde die Sträucher jenseits der noch recht kahlen Terrasse und verleiht den warmen Wandfarben einen noch intensiveren Schimmer. Die alte Dame in dem Einzelzimmer liegt kraftlos auf der Seite, ihr Blick leuchtet auf, als Dr. Susanne Horstmeyer den Raum betritt. Die Oberärztin und die Patientin kennen sich schon eine ganze Weile – sie ist nicht zum ersten Mal auf der Palliativstation.

Doch in den vergangenen Wochen ging es zuhause nicht mehr so gut. &bdquo;Oft kommen Patienten zu uns, damit wir sie besser einstellen und ihnen das Leben zuhause erleichtern können, das ist, wie einen Resetknopf zu drücken“, wird die Medizinerin später im Gespräch mit der LZ erklären.

"Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben" Jetzt setzt sie sich erst mal an das Bett, erkundigt sich mit ruhiger Stimme, wie sich die Patientin fühlt. Der fällt es sichtlich schwer, zu antworten. Ein Schlauch versorgt sie über die Nase zusätzlich mit Sauerstoff. &bdquo;Ich habe immer diese Atemnot, als wenn ich ersticke“, berichtet sie matt. Schmerzen habe sie derzeit nicht, nur die Wasseransammlungen in den Gliedern stören sie, &bdquo;da weiß ich ja, das kommt vom Herzen“.

Dr. Horstmeyer denkt nach. &bdquo;Wir können Ihnen ein zusätzliches Medikament geben, das gegen die Anfälle helfen könnte. Das probieren wir mal aus, und schauen, wie Sie durch die Nacht kommen. Dann sehen wir weiter.“ Die Patientin lächelt leicht. &bdquo;Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben“, sagt sie. &bdquo;An erster Stelle steht die Frage: Was wünscht sich der Patient, was ist für ihn am wichtigsten.“ Lindern, wo großer Leidensdruck herrscht, unheilbare Krankheiten erträglich machen – darin sieht das interdisziplinäre Team, zu dem neben den Palliativmedizinern unter anderem Physiotherapeuten, Pflegekräfte, aber auch ehrenamtliche Kräfte gehören, seine Aufgabe. &bdquo;Nach Schema F arbeiten, das geht auf dieser Station einfach nicht“, sagt sie.

Eine große Belastung Und oftmals spielten hier bei der Betreuung der Patienten die Ärzte gar nicht die wichtigste Rolle: &bdquo;Viel bedeutender in dieser Situation ist oft die Pflege“, betont Dr. Horstmeyer. Umso schwieriger ist es, wenn das Personal knapp ist: Beispielsweise kümmert sich an diesem Nachmittag ausschließlich Stationsleiterin Ursula Block um die Patienten. Kollegen sind krankheitsbedingt ausgefallen. &bdquo;Das ist eine große Belastung. Man geht abends nach Hause und hat das Gefühl, nicht allen so gerecht geworden zu sein, wie man es eigentlich wollte“, erklärt sie.

Umso erstaunlicher, dass die Pflegekräfte dennoch ein hohes, persönliches Engagement mitbringen, Gemüse zubereiten und in der gut ausgestatteten Gemeinschaftsküche für den Falleinfrieren, dass Patienten keine Lust auf die Krankenhauskost verspüren.

&bdquo;Viele denken ja, dies sei die Endstation, und sicher sterben hier auch Menschen. Aber eigentlich sind wir eine Durchgangsstation“, erklärt Dr. Horstmeyer. Wenn sie jemanden nach Hause entlässt, weiß sie, dass er weiter ambulant betreut werden kann. &bdquo;Wir haben hier in Lippe ein ausgesprochen gutes Palliativ-Netzwerk“, betont Dr. Horstmeyer.

Was sie sich noch wünscht: &bdquo;Wir sind im Großen und Ganzen sehr glücklich mit den neuen Räumen. Jetzt würden wir auch den Außenbereich gern noch verschönern. Wir suchen Ehrenamtliche, die Lust haben, sich vier Mal im Jahr um einen unserer Terrassenkübel zu kümmern.“ Wer Interesse daran hat, kann sich gern im Klinikum melden.

Das ist die neue Station Die Palliativstation ist Teil des neuen Intensiv-Cubes (Investition: Neun Millionen Euro), dessen erster Teil mit der Intensivstation seit September 2018 in Betrieb ist. Auf der Palliativstation ist ein Besucherzimmer für die Übernachtung reserviert. Ein gemütlicher Wohnbereich und eine moderne Küche dienen als Treffpunkt. Dafür haben die Gesundheitsstiftung Lippe und ein Einzelspender je 13.000 Euro beigesteuert.

Prof. Frank Hartmann, Chefarzt der Onkologie und Palliativmedizin, ist mit dem Trakt räumlich sehr zufrieden: &bdquo;Die Zimmer sind viel größer, es gibt einen ebenerdigen Ausgang auf Terrasse und Park, das ist alles sehr schön.“ Bis zu zehn Patienten finden hier Platz. Palliativpatienten sind oft sehr pflegeintensiv – was sich im Stellenschlüssel, aber auch im Abrechnungsmodus nicht eins zu eins widerspiegele. Zwar zahlen die Krankenkassen über die reguläre Krankenhaus-Fallpauschale hinaus ein Zusatzentgelt, dieses sei aber nicht unbedingt kostendeckend und würde nur für Patienten bezahlt, die mindestens eine Woche auf der Station verweilen.

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