Zahl der Wildunfälle im Kreis Lippe steigt: Das sind die Tipps für den Notfall

Kreis Lippe. Wenn die Tage wieder kürzer werden und große Mengen an feuchtem Laub die Straßen, Rad- und Gehwege zieren, nimmt unweigerlich auch das Unfallrisiko im Straßenverkehr zu. Besondere Vorsicht gilt während der dunklen Jahreszeit auch an Wald- und Wiesenrändern. Wegen der nun früh einsetzenden Dämmerung kommt es besonders im Herbst vermehrt zu Wildunfällen – vor allem in den Morgen- und Abendstunden.

Wenn die Felder abgeerntet sind und die Dämmerung einbricht, begeben sich Reh, Hirsch, Wildschwein und Co. verstärkt auf Futtersuche. Problem: Der Zeitpunkt des Sonnenauf- beziehungsweise -abgangs kollidiert besonders im Herbst über mehrere Wochen mit den Hauptverkehrszeiten. Doch Gefahr besteht auch bei Nacht und Nebel.

Zahl der Wildunfälle in Lippe gestiegen In Lippe hat die Polizei bis Mitte September 1.193 Unfälle mit Wildtieren registriert - und damit den immerhin höchsten Wert aus den vergangenen vier Jahren. "Besonders in den Monaten April und Mai hat es in diesem Jahr fast doppelt so viele Unfälle gegeben", sagt Polizeipressesprecher Lars Ridderbusch.

Wie Mareen Engel von der Unteren Jagdbehörde des Kreises Lippe mutmaßt, könne dies mit den im Frühling stattfindenden Revierkämpfen zu tun haben, bei denen junge Rehböcke vertrieben werden. Außerdem seien nach dem Winter die Notreserven der Wildtiere aufgebraucht. Frisches Grün und Streusalzreste würden dann vor allem Rehe an die Straßenränder locken.

Während der &bdquo;Brautschau" sind Rehböcke unberechenbar Besonderes Augenmerk gelte während der sogenannten Blatt- oder Brunftzeit (von September bis Januar und von Juli bis August). Viele Tiere befänden sich dann auf &bdquo;Brautschau", ihre Reaktionen seien dann spontaner und deshalb für Autofahrer und Co. noch gefährlicher.

Auch für die noch verbleibende Herbstzeit raten Polizei und Straßenverkehrsamt, an ausgeschilderten Straßenabschnitten das Tempo zu drosseln, konzentriert weiterzufahren und dabei Wald- und Straßenränder im Blick zu behalten. Taucht Wild im Scheinwerferlicht auf, heißt es: abblenden, abbremsen, hupen.

"Besonders in ländlicheren Kommunen wie Kalletal und Extertal, Lügde und Schieder-Schwalenberg liegt die Wahrscheinlichkeit von Wildunfällen deutlich höher", sagt Polizeipresseprecher Lars Ridderbusch instinktiv. Näher erfasst werden derartige Unglücksfälle von der Polizei nämlich nicht - "solange keine Personen zu Schaden kommen." Generell müssten Verkehrsteilnehmer immer dann mit Wildwechsel rechnen, wenn sie durch Waldgebiete fahren - unabhängig von etwaiger Beschilderung.

Hohes Gefahrenpotenzial zwischen Berlebeck und Kreuzkrug Historisch gewachsene Wildwechselstellen gibt es laut Christiane Watermann vom Straßenverkehrsamt beispielsweise im Bereich der Gauseköte zwischen Berlebeck und dem Kreuzkrug. "Dieser Straßenabschnitt geriet durch seinen hohen Anteil von Wildunfällen in den Fokus", sagt Watermann. Auf dem betroffenen Straßenabschnitt warnen aus jeder Fahrtrichtung seither die "Wildwechsel"-Gefahrenzeichen mit dem Zusatz "sehr gefährlich".

Die Gefahrenstellen, an denen vor Wildwechsel gewarnt werden soll, werden laut Watermann in Absprache mit den zuständigen Unteren Jagd- und Forstbehörden sowie den Jagdausübungsberechtigten festgelegt. "Die kennen schließlich die Wildverhältnisse und wissen, wo historisch gewachsene Wildwechselstellen existieren und besonders häufig Wild wechselt", begründet Watermann. Außerdem ziehe das Straßenverkehrsamt auch die zuständigen Straßenbaulastträger, die jeweiligen Kommunen und Polizei hinzu.

Wie verhalte ich mich bei einem Unfall richtig? Hierzu rät das Straßenverkehrsamt:

Warnblinkanlage einschalten Unfallstelle absichern Warndreieck aufstellen (innerorts in 50 Metern Entfernung, außerorts in 100 Metern Entfernung). Das tote Tier von der Fahrbahn schaffen (Wichtig: vorsichtig nähern! Falls das Tier noch lebt, könnte es auf einen zugehen. Wild niemals mitnehmen!). Unfall unverzüglich der Polizei melden und eine Bescheinigung über den Wildunfall ausstellen lassen. An sicherer Stelle warten Wird der Unfall nicht gemeldet, verstößt derjenige gegen das Landesjagdgesetz. Bei einem angefahrenen Tier, das flüchtet, gilt: Fluchtrichtung merken und die später dem Jäger oder Förster mitteilen. Dieser kann dem verletzten Tier mit einem ausgebildeten Hund folgen und es von seinem Leid erlösen.

Kaskoversicherung deckt Wildunfälle Die Verbraucherorganisation Geld und Verbraucher weist die Verkehrsteilnehmer darauf hin, dass die durch einen Wildunfall entstandenen Schäden nicht immer von der Kfz-Versicherung übernommen werden.

&bdquo;Wer bei seiner Kfz-Versicherung nur eine Haftpflicht abgeschlossen hat, ist bei einem Zusammenstoß mit einem Wildtier praktisch nicht versichert", warnt GVI-Vorstand Jürgen Buck. Nur die Kaskoversicherung bietet Deckung bei einem Wildunfall. Es bestehen aber Leistungsunterschiede in der Absicherung. So biete die Teilkaskoversicherung bei einem Unfall mit Wildtieren wie Reh, Wildschwein, Hirsch und Fuchs Versicherungsschutz. Bessere Tarife in der Kfz-Versicherung bieten eine Absicherung für Unfälle mit &bdquo;Tieren aller Art" an, informiert der Fachmann weiter.

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