In diesen Detmolder Wohnungen müssen die Mieter seit Monaten frieren

Detmold. Sie hüllen sich in Decken ein und in den eigenen vier Wänden werden Schuhe und Jacken nicht mehr ausgezogen – seit Juni dieses Jahres sind die Heizungen in den sieben Wohnungen an der Detmolder Kreuzstraße 2 und 4 ausgefallen. &bdquo;Wir haben jetzt alle zwei Elektroheizungen erhalten, die dann von Zimmer zu Zimmer geschoben werden", sagt Mieterin Juliane McCord, die seit 15 Jahren in dem Haus lebt. Ob die Vermieterin sich an den gestiegenen Stromkosten beteiligt, stehe in den Sternen.

Die 65-Jährige hat nach Absprache mit dem Mieterverein die Novembermiete um 25 Prozent gekürzt und wenn bis Dezember die Heizungen nicht laufen, will sie 30 Prozent weniger an ihre Vermieterin überweisen. Nebenan friert Yvonne Nieswand samt Lebensgefährten und drei Kindern. &bdquo;Ich habe die Miete auch gekürzt, da wir seit sechs Monaten in einer ungeheizten Wohnung leben", sagt die 35-jährige Altenpflegerin.

Der Backofen wärmt die Küche auf Die Stromheizungen seien akzeptabel, aber mit denen können die Familie eben nicht alle Räume heizen. Sie lasse teilweise auch die Tür des Backofens auf, damit sich die Küche aufwärme. &bdquo;Die Kinder warten dann schon eingepackt in Decken auf ihr Essen", berichtet die dreifache Mutter. Doch sie sorge sich nicht nur um die Gesundheit der Familie, sondern auch um die Zukunft: &bdquo;Ich weiß nicht, ob wir uns die Miete hier nach den ganzen Modernisierungsarbeiten noch leisten können. Der Quadratmeterpreis soll von 5,30 auf 7,30 Euro steigen."

Auch ihre Nachbarn in der Kreuzstraße 2, Edith Bsdurrek und Julius Ursu, machen sich große Sorgen wegen der Mieterhöhung – niemand weiß etwas, aber die Gerüchteküche brodelt, so die beiden Rentner, &bdquo;Ich wohne seit 30 Jahren hier und möchte nicht mehr umziehen", sagt die 85-jährige Bsdurrek. Sie wünsche sich, dass sie ihren Lebensabend in gewohnter Umgebung verbringen könne. &bdquo;Etwas wärmer wäre schön", scherzt die Ex-Krankenschwester.

Modernisierungsarbeiten schüren Angst vor Mietanstieg Zustimmung von Julius Ursus, der auf 77 Quadratmetern mit seiner Frau, die an chronischer Bronchitis leide, lebt. &bdquo;Die defekte Heizung erhöht das Leiden natürlich", sagt der Ex-Lackierer. Wir frieren und leiden hier, doch niemand interessiert es, betonen die Mieter und bitten um Hilfe.

Auf LZ-Anfrage entschuldigt sich Vermieterin Marie Anne Sielemann für die langen Baumaßnahmen in den Wohnungen. &bdquo;Der beauftragte Generalunternehmer, der die Arbeiten schon Anfang 2019 abgeschlossen haben sollte, ist in finanziellen Schwierigkeiten und daher verzögerten sich die nun Arbeiten", sagt die Eigentümerin. Sie habe inzwischen Ersatzhandwerker gefunden und gehen davon aus, dass die Modernisierungsarbeiten in den kommenden Tagen erledigt seien und alle Mieter wieder eine funktionierende Heizung haben.

Arbeiten hätten zum Jahresanfang fertig sein sollen Alle Mieter haben zur Überbrückung Elektroheizungen-Ölradioatoren erhalten, die Stromkosten hierfür werd sie übernehmen. Mieterhöhungen von 1,50 bis zu 2,50 Euro pro Quadratmeter wolle sie nach Abschluss der Modernisierungsarbeiten, die pro Haus 400.000 Euro gekostet haben, nicht ausschließen. &bdquo;Doch auf der anderen Seite sparen die Mieter wegen den energetischen Maßnahmen im gesamten Haus rund 70 Prozent an Heizkosten, so dass unter dem Strich die dann modernen Wohnungen kaum teurer würden", so Sielemann. Auch die älteren Mieter sollten sich keine Sorgen machen, sie werde keine &bdquo;gewachsenen Bäume entwurzeln".

&bdquo;Endlich haben wir mal eine Antwort. Ich hoffe die Berechnungen stimmen, denn derzeit ist es wirklich sehr schwer in Detmold eine Wohnung zu finden", sagt Juliane McCord. Auch ihre Nachbarn, die an diesem Tag zu ihr gekommen sind, nicken unter den Decke.

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