Mit Messer erwischt: Streit vor Gericht um erblindeten Jagdhund

Kreis Lippe. Wie erlegt man einen Waschbären waidgerecht? Mit dieser Frage beschäftigte sich das Detmolder Landgericht seit März 2018, nachdem ein Jäger mit seinem Messer einen fremden Jagdhund schwer verletzt hatte. Auch am zweiten Verhandlungstag samt Gutachter haben Kläger und Beklagter keine Lösung im Rechtsstreit um die Verletzung und den Wertverlust Jagdhund Winston gefunden. Am 3. Januar kommenden Jahres treffen sich Parteien erneut vor Gericht. &bdquo;Dann wird das Gericht ein weiteres Gutachten verlangen", sagt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth.

Vorgeschichte Das Tier sei 2015 auf der Jagd von einem Jäger am Auge verletzt worden. Der Vierbeiner – ein Deutscher Jagdterrier – soll durch den Unfall erst auf dem rechten und später auch auf dem linken Auge erblindet sein. &bdquo;Der Besitzer hält das auch für eine Folge des Unfalls und glaubt, dass der Hund deshalb nicht mehr vernünftig jagen kann", so Wormuth. Zudem befürchte der Hundehalter Einnahmeverluste, da &bdquo;Winston" nun auch als Deckhund ausfalle. Der Beklagte argumentiere, dass der Hund auch blind als Deckhund geeignet sei und auch weiter jagen könne. Ein Tierarzt sollte nun klären, ob das Tier nicht vielleicht auch durch eine Erbkrankheit auf einem Auge erblindet sein könnte. &bdquo;Der Tierarzt hat nun ausgesagt, dass die Erblindung am zweiten Auge nichts mit dem Unfall zu tun hat. Bei dem Hund ist grauer Starr festgestellt worden", so Wormuth.

Hintergrund: Die Jagd fand im November 2015 in Lügde statt. Der damals vier Jahre alte Terrier Winston stellte einen Waschbären und kämpfte mit ihm. Der Jäger, dem Winston gehört, sagte zum Prozessauftakt im März vergangenen Jahres: &bdquo;Ein Jagdkollege rief, er mache das schon. Er stellte sich breitbeinig über die kämpfenden Tiere, holte vor seinem Körper mit seinem Messer aus und stach nach unten zu." Diese Schilderung bestätigte der Enkel des Jägers.

Der Hund habe aufgejault und die Beute losgelassen, erinnerte sich der Besitzer. &bdquo;Er blutete aus einem Auge und dem Fang." Anschließend sei er zu mehreren Tierärzten gefahren, die ihm aber keine Hoffnung gemacht hätte. Schließlich sei Winston in einer Tierklinik gerettet worden. Zudem sei dort festgestellt worden, dass das Messer durch den Schädel gegangen sei. Von da an sei der Hund auf einem Auge erblindet. Inzwischen sehe er auch mit dem anderen Auge nichts mehr und habe nur noch seine Nase.

Vor dem Unfall sei Winston nach Angaben des Klägers sechs Mal im Jahr zum Decken eingesetzt, was jedesmal 400 Euro eingebracht haben soll. Laut Kläger nehmen potenzielle Kunden jetzt aber Abstand davon, ihre Hündin von Winston decken zu lassen, wenn sie seinen Kopf gesehen haben. Daher seien 15.000 Euro für den Hund, Tierarztkosten und entgangenen Decktaxen seien berechtigt, so die Argumentation des Hundebesitzers. Der beklagte Jäger hatte angegeben, der Hund sei ins Messer hineingesprungen. Dies erschien dem Sachverständigen, der am ersten Prozesstag gehört wurde, sehr unwahrscheinlich.

Prozess geht weiter &bdquo;Jetzt treffen sich die Parteien in neuen Jahr wieder", sagt Landgerichtssprecher Dr. Wormuth. An diesem Termin werde wahrscheinlich verkündet, dass ein weiterer Gutachter gehört werde müsse, fügt Wormuth hinzu. Es sei nicht abzusehen, wann es diesem Fall ein Urteil verkündet werde.

Nur eins ist sicher, dass die Prozesskosten – mit jedem weiteren Gutachter und Verhandlungstag – immer weiter steigen.

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