B239n: Die Fahrtzeit könnte laut Straßen NRW deutlich kürzer ausfallen

Kreis Lippe . 100 Millionen Baukosten für 18 Kilometer Straße, eine Zeitersparnis von einer Minute Fahrzeit – der Abgeordnete der Fraktionschef der Grünen in NRW, Arndt Klocke, hat die Landesregierung gebeten, Stellung zu nehmen. Wäre sie bereit, die Planungen auf Eis zu legen? Doch was die Zeitersparnis angeht, gibt es ein Missverständnis.

Der Bau der B 239n zwischen der Autobahn 2 bei Herford und der B 239 zwischen Lage und Detmold sei in der Region hoch umstritten. Das im Bundesverkehrswegeplan mit &bdquo;Vordringlicher Bedarf" eingestufte Projekt sehe den Neubau einer 18 Kilometer langen, überwiegend dreispurigen Straße vor. Die geplante Trasse führe durch die lippische Kultur- und Naturlandschaft, verbunden mit massiven Eingriffen in geschützte Flussauen und wertvolle Acker- und Naherholungsflächen.

Die Fahrtzeit zwischen Herford nach Lage würde sich um rund eine Minute verkürzen, schreibt Klocke. Er will unter anderem wissen, &bdquo;wie die Landesregierung die Eingriffe und Flächenversiegelung durch den Neubau in sensiblen Naturräumen, Ackerflächen und Naherholungsgebiete vor dem Hintergrund der Einhaltung der Klimaschutzziele" bewertet. Durch den Neubau der B239 sei das Umweltbildungszentrum Heerser Mühle in seinem Bestand gefährdet. &bdquo;Unter welchen Umständen wäre die Landesregierung bereit, sich beim Bund für die Aufhebung der Planungen für den Bau der B239n einzusetzen?", fragt Klocke.

Der Landesbetrieb Straßen NRW hat dazu eine Stellungnahme verfasst, denn auch bei den Diskussionen im Kreistag gab es Irritationen bezüglich der Fahrtzeitersparnis. Und die sieht aus Sicht des Landesbetriebs anders aus. Die Planer haben die Strecke bei Google Maps eingegeben, dazu unterschiedliche Tage und unterschiedliche Uhrzeiten ausgewertet. &bdquo;Die Zeitersparnis beträgt mindestens 15 Minuten", sagt Pressesprecher Sven Johanning. Das liege unter anderem daran, dass die Ampeln wegfallen und die Wartezeiten an den Bahnübergängen.

SPD nähert sich den Grünen an Diesen Zeitplan habe man dem Ältestenrat des Kreistags in einer nicht-öffentlichen Sitzung vorgestellt. Das bestätigt der SPD-Fraktionsvorsitzende Henning Welslau. &bdquo;Da ist Google Maps sicher auch ziemlich genau", sagt er. Dabei sei auch vorgerechnet worden, was die Ersparnis einer Minute Fahrtzeit im Hinblick auf die Gesamtkosten ausmacht: &bdquo;Das ist dann falsch weitergegeben worden", sagt Johanning.

Die Heerser Mühle sei in ihrem Bestand nicht gefährdet. Die Planung sei angepasst worden, aktuell führe die Trasse an einer Ecke an dem Umweltzentrum vorbei. Und in Bezug auf den Flächenverbrauch müsse man zwei Zahlen trennen: Der eigentliche Baukörper, die Straße samt Randstreifen und Böschung, brauche 52 Hektar Fläche. Weitere rund 100 Hektar seien nicht für die Bebauung vorgesehen, sondern werde eingerechnet, weil die eigentliche Straße Auswirkungen auf die unmittelbare Natur hat. &bdquo;Die Hektar-Zahl wird für die Berechnung der Ausgleichsfläche herangezogen."

Im Umkehrschluss bedeute dies, je größer diese Fläche sei, desto umfangreicher muss der Ausgleich andernorts erfolgen. Mit Baumpflanzungen, der Pflege von Magerrasenflächen oder anderen Biotopen.

Die B239n ist auch in der Kreispolitik umstritten. Der Kreistag hat eine Resolution der Grünen, sich für den Baustopp einzusetzen, mehrheitlich abgelehnt. Aber ein Umdenken ist keineswegs unwahrscheinlich. Die Linke spricht sich bereits eindeutig gegen das Projekt aus. SPD-Fraktionschef Henning Welslau sieht die Pläne kritisch. Die Mobilität verändere sich. Die Straßenstücke zwischen Lage und Bad Salzuflen könnten überflüssig werden. &bdquo;Das dauert Jahre, bis gebaut würde. Wir sollten dann kritisch prüfen, ob das überhaupt noch notwendig ist", sagt Welslau. Und mit Blick auf den neuen Kreistag und die Koalition. &bdquo;Wir unterstützen die Grünen, die fordern, dass genauer nachgehalten wird, ob die Ausgleichsmaßnahmen auch tatsächlich vorgenommen werden."

FDP und CDU wollen an Projekt festhalten Carsten Möller (FDP) sieht keinen Anlass, die Pläne zu stoppen. Der Bau dieser Straßen bringe für die Region viele Vorteile. &bdquo;Wir verbessern die Infrastruktur unseres Kreises immens, so dass wir attraktiver für Industrie und Handel werden. Auch Familien und die Bürger profitieren, denn die Innenstädte und der Berufsverkehr werden entlastet, so dass sich einige Staus erledigen werden." Das Argument einiger Kritiker, dass das Umweltzentrum Bad Salzuflen zerstört würde, &bdquo;ist schlicht falsch."

Auch die CDU will an dem Straßenprojekt festhalten, zumindest soll die Planung weiterlaufen. &bdquo;Im Laufe des Verfahrens wird die Öffentlichkeit beteiligt, die Einwände werden geprüft. Diese Ergebnisse sollten die Grundlage für eine Entscheidung sein", sagt Sabine Reinecke-Erke für die CDU-Kreistagsfraktion.

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